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Geschrieben am

Albtraumwelt


Es sitzen Raben, dort im Baum,
versammelt für die Nacht;
sie schlafen, aber einer wacht,
verzichtet auf den Traum.

 

Der Baum ist kahl, die Nacht ist kalt,
der Frühling weit entfernt
und selbst der Himmel blickt entsternt
herab zum Häuserwald.

 

Ich trinke einen kleinen Schluck
von meinem heißen Tee;
erkenne, dass der Wolken Druck
Gewitter sagt, und Schnee.

 

Die letzten Jahre waren schwer
und dieses Jahr wird hart.
Die Welt ist in der Zeit erstarrt,
der Frieden? Nimmermehr.

 

Ob jemals wieder Sommer wird -
wer weiß das schon, im Jetzt?
Geschossen wird und kriegsgehetzt.
Es schweigt der "Seelenhirt"

 

in Rom, so, wie er immer schwieg.
Gewalt, sie hat das Wort
und stets das letzte. Schweig sie fort
und schweig ihn an, den Krieg.

 

Bald werden Priester, seelenvoll,
Soldat und auch Gewehr
den Segen geben: Bittesehr!
Bezahlt den Kirchenzoll,

 

den Eintritt in das Paradies:
Geht hin und tötet wohl!
Versprechen, blechern, falsch und hohl,
denn die Posaune blies

 

erneut und Mauern stürzen ein,
erschlagen Mann und Frau
und Kind. Der Tod sieht Rot und Grau
und erntet Groß und Klein.

 

Wahrhaftig, Kriegs- und Höllenwind,
die wehen niemals heiß.
Sie stürmen, kalt wie Gletschereis,
wo Menschenteufel sind.

 

Der Krieg ist Schach, Strategenspiel
um Leben und um Tod;
das Bauernopfer führt zum Ziel,
des "Königs", gleich: Despot.

 

Wie viele Male sollen Gier,
Exzess, Impuls und Wahn,
noch walten, je nach Wunsch und Plan,
nach Gusto und Pläsier?

 

Ich stelle meine Tasse hin,
zu bitter schmeckt der Tee.
Es tut mir in der Seele weh:
Der Wahn, er ist der Sinn.

 

Es wird, so lang es Menschen gibt,
kein Ende nehmen, nein,
so lang wird dieser Wahnsinn sein.
Der Mensch ist selbstverliebt.

 

Mein Leben lief, so wie es lief,
nur deshalb bin ich Ich.
Sonst wär ich anders, sicherlich,
vielleicht auch abgrundtief

 

verdorben, gierig oder gar
Tyrannin ohne Herz.
Ich bin das Gleiche, ohne Scherz,
das ist ganz einfach wahr.

 

Das Weltall schweigt dazu, es ist
nur Sein, in Zeit und Raum.
Wir leben hier im Quantenschaum,  
ein Intervall als Frist.

 

Es wäre gut, in Ordnung so,
doch leider ist der Alb
der Reiter auf dem goldnen Kalb.
Bringt Träume, blutig-roh,

 

sitzt auf der Menschheit stolzer Brust
- die nicht erwachen kann -
und hält die Welt auf Dauer an,
will Endlosschleifenlust.

 

Die Raben fliehen vor dem Traum
und fliegen in der Nacht,
beim Donnerschlag abrupt erwacht.
Dann fällt ein Blitz den Baum.

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Geschrieben

Im Augenblick empfinde ich leider auch die Welt als Albtraum und ich hoffe der Blitz schlägt ein und die Menschheit erwacht. Leider glaube ich nicht so recht daran. Wie schnell hat die Welt weggeschaut als Putin und Assad ein gemeinsames perverses Spiel gegen die eigene Bevölkerung in Syrien gespielt haben. 

Ich sage ganz ehrlich, Putin ist ein Verbrecher und ich gönne ihm den Tod. 

Liebe Grüße Ilona 

  • in Love 1
Geschrieben

Klasse Anonyma,

 

die Bilder die du wählst, Raben, Tee, Beschreibung des Krieges die Posaunen, umschließen das Geschehen.

 

Am Ende die Feststellung: ich hätte genauso werden können wenn mein Leben anders verlief, denn all dies steckt auch in uns allen. Ja, das ist richtig, oft entscheidet das was wir erleben über das was wir in die Tat umsetzen (ich führe jetzt all das andere das es verhindert nicht aus, wir wissen es ja). 

Ich lese es  nicht nur als Feststellung, sondern als Warnung: bei all dem Gräuel, werdet nicht so wie er, zahlt nicht in gleicher Münze zurück, wehrt euch nicht nur gegen den Wahnsinn sondern verhindert dass er euch auch befällt (wir wissen alle was Krieg und Kämpfe aus den Soldaten macht bzw aus ihnen herausholt und zu welchen Taten sie dann fähig sind).

 

Die Papst Passage ist mir persönlich etwas zu lang und mag mir so nicht wirklich hineinpassen, aber das ist wohl mein persönlicher Geschmack, ich hätte dem Papstkapitel ein eigenes Gedicht gegeben. Auch ob die Aussage so stimmt, bzw noch so stimmt und nicht nur in der Vergangenheit so war, hmm, denn der Papst hat sich ja geäußert für Friedensverhandlungen zur Verfügung zu stehen. Für mich liest es sich eher wie eine zusätzliche Abrechnung aus Enttäuschung, aber wie gesagt, das mag vielleicht nur mein Blickwinkel sein, andere lesen da wohl, wie es auch normal ist, etwas ganz anderes heraus und bei dir bin ich mir auch sicher, dass du schon weißt was du tust

 

Ansonsten:

ich finde es großartig geschrieben, wenn es nicht gerade Wirklichkeit wäre, sondern weit zurückliegende Vergangenheit könnte ich es noch viel mehr goutieren.

Ich lerne wieder beten und habe Tränen statt Worte.

 

LG

S

 

  • in Love 1
Geschrieben

Liebe Ilona,

 

vor 13 Stunden schrieb Ostseemoewe:

m Augenblick empfinde ich leider auch die Welt als Albtraum und ich hoffe der Blitz schlägt ein und die Menschheit erwacht. Leider glaube ich nicht so recht daran.

 

mir geht es nicht anders. Tut mir auch leid, dass ich jetzt die letzten 2, 3 Tage kaum hier aktiv war - aber ich war wirklich zu deprimiert dafür. Ich dachte mir immer mal wieder, geh ins Forum, aber irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen. Ich habe zwar mein Gedicht hier eingestellt, dann wollte ich kommentieren, las - und was ich las, drückte mich wieder nieder, so dass ich ausloggte, weil ich es einfach nicht verkraften konnte. Mir war danach zumute, mich hinzusetzen und zu heulen - und genau das habe ich die meiste Zeit über getan. Das Ganze wuchs mir einfach über den Kopf. Hier Krieg, dort Krieg. Putin, der sein eigenes Volk belügt, mit seiner Propaganda. Der sein Volk unterdrückt - all die vielen Verhaftungen, als es einige wenige trotzdem wagten und demonstrierten. Putin, der jetzt immer brutaler vorgeht und in der Ukraine nun bedenkenlos auf die Zivilbevölkerung schießen und Raketen abfeuern lässt, während er das Gegenteil behauptet. Jetzt wird er vor dem internationalen Gerichtshof angeklagt, weil er gegen die 'Konventionen' (was für ein Wort, in Verbindung mit dem Gräuel eines Krieges!) verstoßen und verbotene Waffen eingesetzt hat, wie z. B. Vakuumbomben. Ich wünschte, es gäbe einen Tag, ab dem der Einsatz jeglicher Waffen in Kriegen verboten wird. Aber ich weiß, dass das nichts anderes ist,  als nur 'Wunsch-Spinnerei' im Kopf einer Spinnerin, die Gedichte schreibt.

 

Missbrauchskandale seitens der Kirche. Fanatische Islamisten. Terror. Unterdrückung. Diktaturen. Nukleare Waffen. Nordstream ist pleite und unsere künftige Energie- und Gasversorgung wackelt bedenklich, da unsere Regierung alles, was möglich gewesen wäre, um vorzubeugen, eifrig unterlassen hat. Wir sind viel zu abhängig von zu wenigen Quellen, was unsere Energieversorgung anbetrifft, die Regierung hat geschlafen und, auch wenn jetzt beschlossen wurde, das zu ändern, ist es doch wieder mal zu spät, weil das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Klimawandel. Inflation - alles wird teurer, und, anstatt dass die Inflation zurückgeht, nach Corona, steigt sie noch mehr, bedingt durch die Fehler, die unsere Regierung gemacht hat - über 5% momentan und das betrifft nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Wirtschaft - wenn es teurer ist, wird weniger davon gekauft, weniger Umsatz gemacht - und das trifft wiederum auch die Arbeitnehmer mit. Die Menschheit hat es letztes Jahr auch geschafft, die letzte Grenze zu überschreiten: Wir verbrauchen jetzt pro Jahr mehr, als die Erde pro Jahr regenerieren kann. Ach ja, und jetzt soll ein großes Flüssiggaslager gebaut werden - zwischen einer Müllverbrennungsanlage und einem stillgelegten Kernkraftwerk samt dessen Zwischenlagerstätte für radioaktiven Müll. Manchmal frage ich mich, Ilona, wer den Menschen, die so etwas für eine gute Idee halten, das Gehirn angebohrt hat!?

Hiobsbotschaften ohne Ende.

Und, was dem Ganzen buchstäblich noch die Krone aufsetzt: Auf Youtube gibt es jetzt Livestreams in allen möglichen Sprachen - der Krieg wird livegestreamt, als ob er ein verdammtes Videospiel wäre! Manche Streams 'werben' für sich, indem sie mitteilen, dass sie Tod und Zerstörung aus mehreren, verschiedenen Kamerawinkeln 24/7 aufnehmen - und zeigen. Ich könnte wirklich kotzen, Ilona. Wie verroht sind so viele Menschen mittlerweile? 

 

vor 13 Stunden schrieb Ostseemoewe:

Wie schnell hat die Welt weggeschaut als Putin und Assad ein gemeinsames perverses Spiel gegen die eigene Bevölkerung in Syrien gespielt haben. 

 

Syrien. Die Krim. Und all das Vergessene und das kaum oder sogar Nichtbeachtete, überall auf der Welt, da überall Menschen sind - mir fehlt die Kraft, das auch noch aufzulisten ... außer China, ja, das sollte ich noch erwähnen. Stellt sich nur deshalb nicht ganz und gar auf Putins Seite, weil China befürchtet, dass Putins Vorgehen schlecht wäre für Chinas Absichten bezüglich Taiwan ...

 

vor 13 Stunden schrieb Ostseemoewe:

Ich sage ganz ehrlich, Putin ist ein Verbrecher und ich gönne ihm den Tod. 

 

Es gibt so viele, ohne die die Welt so viel besser dran wäre. Wenn die alle tot umfallen würden, weil sie der Schlag trifft oder irgendetwas in der Art, dann hätte ich nicht das Geringste dagegen. Aber Auge um Auge, Zahn um Zahn muss endlich aufhören, die 'Lösung' zu sein, denn - das ist das Problem. Gewalt gebiert Gewalt und so dreht sich der Teufelskreis ständig weiter, deshalb hört es auch nicht auf. 

Was mich so wütend macht, liebe Illona, ist noch ein weitere Effekt, den Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat. Dieser Dreckskerl zwingt andere Nationen jetzt dazu, wieder aufzurüsten. Mehr Geld ins Militär zu stecken. Nachdem doch es wenigstens in dieser Hinsicht zumindest etwas besser wurde - zurück zum Anfang. Auch eine Art von 'Great Reset', nur anders, als die Verschwörungsgläubigen es sich so dachten. 

Es ist so ein Elend mit uns ...

 

Ständig werden Logik, Rationalität und Vernunft 'verteufelt'; Impulse, Emotionen und Triebe 'verengelt - die Taten der Menschheit zeigen, dass es in Wirklichkeit umgekehrt ist. Putin agiert, weil er gierig ist, selbstherrlich und selbstverliebt, weil er 'patriotisch' ist - er folgt seinen Emotionen und Trieben. Machtgier, Habgier - die sind nicht auf der Seite des Verstandes oder der Vernunft zu finden. 

 

Ich mochte lange Zeit 'Star Trek' alias 'Raumschiff Enterprise' sehr gerne, besonders 'The Next Generation'. Und ich mag die 'Vulkanier'. Weißt du, wir bräuchten einen philosophischen Lehrer wie den imaginären 'Surak', der die Vulkanier, die hochemotional, sehr leidenschaftlich und gewalttätig waren, auf den Weg des Verstandes, der Vernunft und der Logik brachte und damit auf den Weg des Friedens.

Wir bräuchten ebenfalls einen Surak - dringend!

 

Danke für deine Gedanken und deinen Kommentar!

 

LG,

 

Anonyma

 

___________________________________________________________

 

Hallo Hera,

 

vor 12 Stunden schrieb Hera Klit:

Der Mensch ist leider nicht das harmlose Schäfchen, für das er sich

in Sonntagsreden gerne ausgibt, deswegen ist ein Ende dieser Spirale

vorerst leider wohl nicht abzusehen.

 

Der Mensch ist ein kleines Kind. Unreif. Psychologen, die sagen: Hey, kümmere dich nur um dich selbst, fühle dich nur für dich selbst verantwortlich etc. - kurz gesagt: Hey, gründe die Ich-AG. Ja, und wir sehen ja, wohin diese Problemlösung führt. Weil die Problemlösung keine ist - sie ist das Problem. Und wie dämlich muss man sein, um so zu denken? Eine rhetorische Frage - sie beantwortet sich selbst. Weil Dämlichkeit regiert.

 

Der Mensch ist unreif und zu viele werden ihr Leben lang nicht reifer, werden nie erwachsen. Bleiben im Trotzalter hängen: "Haben will! Meinsss!" Wutanfälle, Auf-den-Boden-stampfen und die Weigerung, zur Schule gehen zu wollen. "Nein, will nicht zur Schule, die Welt ist mein Spielplatz! Will weiterspielen, will nicht lernen, Lernen ist doof!"

Die Welt ist überfüllt mit diesen Kindern, die im Sandkasten sitzen, sich an den Haaren zerren, sich kratzen, hauen und beißen, sich gegenseitig das Spielzeug wegnehmen, weil die rote Schaufel hübscher ist als die eigene gelbe und die sich den großen, unsichtbaren Freund und das Monster unter dem Bett ausgedacht haben, weil sie jemanden haben wollen, zu dem sie rennen und flennen können, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. (Gott ist die ultimative Rechtfertigung für alles, weil alles dessen Wille ist und der Teufel ist die ultimative Entschuldigung für alles, weil der immer an allem schuld ist. "Nein, ich habe Tante Friedas Vase nicht zerbrochen - der war's!", alternativ: "Der hat mich dazu gezwungen/überredet! Der ist der Böse, ich nicht!")

Nur dass die Schäufelchen und Förmchen Panzer, Gewehre und Atombomben sind ...

 

 

Ja, und weil sich die Kinderchen weiterhin trotzig weigern, wird sich die Spirale weiterdrehen. Du hast recht - es ist kein Ende in Sicht. Wie auch?

 

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

 

LG,

 

Anonyma

 

___________________________________________________________

 

Liebe SalSeda,

 

vor 5 Stunden schrieb SalSeda:

die Bilder die du wählst, Raben, Tee, Beschreibung des Krieges die Posaunen, umschließen das Geschehen.

 

Ursprünglich, als ich noch am Schreiben des 'Erstentwurfs' war, hatte ich für die Kirche dabei eine kleinere Rolle vorgesehen. Ich ließ sie mit ins Spiel kommen, weil sie nun mal auch in der Vergangenheit mitgespielt hat, immer noch mitspielt und sie auch die Idee der Posaune mit dem anderen Inhalt verbinden sollte. Du erwähnst das ja auch, ich erläutere meine Gedanken an entsprechender Stelle noch etwas ausführlicher.

 

vor 5 Stunden schrieb SalSeda:

Am Ende die Feststellung: ich hätte genauso werden können wenn mein Leben anders verlief, denn all dies steckt auch in uns allen. Ja, das ist richtig, oft entscheidet das was wir erleben über das was wir in die Tat umsetzen (ich führe jetzt all das andere das es verhindert nicht aus, wir wissen es ja). 

Ich lese es  nicht nur als Feststellung, sondern als Warnung: bei all dem Gräuel, werdet nicht so wie er, zahlt nicht in gleicher Münze zurück, wehrt euch nicht nur gegen den Wahnsinn sondern verhindert dass er euch auch befällt (wir wissen alle was Krieg und Kämpfe aus den Soldaten macht bzw aus ihnen herausholt und zu welchen Taten sie dann fähig sind).

 

Liebe SalSeda - du kannst nicht zufällig Gedanken lesen? 

 

vor 5 Stunden schrieb SalSeda:

Die Papst Passage ist mir persönlich etwas zu lang und mag mir so nicht wirklich hineinpassen, aber das ist wohl mein persönlicher Geschmack, ich hätte dem Papstkapitel ein eigenes Gedicht gegeben. Auch ob die Aussage so stimmt, bzw noch so stimmt und nicht nur in der Vergangenheit so war, hmm, denn der Papst hat sich ja geäußert für Friedensverhandlungen zur Verfügung zu stehen. Für mich liest es sich eher wie eine zusätzliche Abrechnung aus Enttäuschung, aber wie gesagt, das mag vielleicht nur mein Blickwinkel sein, andere lesen da wohl, wie es auch normal ist, etwas ganz anderes heraus und bei dir bin ich mir auch sicher, dass du schon weißt was du tust

 

Ja, aber ich möchte, auch wenn ich dir recht gebe, die Passage nicht kürzen. Sie entsprang dem Bedürfnis, auch Papst und Kirche einen etwas größeren Anteil im Gedicht zu 'widmen', als ursprünglich von mir gedacht. Der Papst tat das nämlich tatsächlich - er schwieg öffentlich, für die 'armen Ukrainer'. Ich schweige dazu, wie wütend mich dieses Schweigen machte! Hätte er nicht einfach mal den Mumm haben können, den Charakter haben können, zu sagen, was Sache ist und Stellung beziehen können? Hätte er nicht hingehen und irgendetwas sagen können - statt zu schweigen?

Putin hat das so dermaßen beeindruckt, dieses Schweigen, dass er jetzt mit verbotenen Waffen und ohne jegliche Skrupel gezielt auf die Zivilbevölkerung losgeht! Mannomann, wie ihn das eingeschüchtert haben muss, dieses Schweigen! Ja, das ist zynisch - aber ich brauche das gerade.

 

vor 5 Stunden schrieb SalSeda:

Ansonsten:

ich finde es großartig geschrieben, wenn es nicht gerade Wirklichkeit wäre, sondern weit zurückliegende Vergangenheit könnte ich es noch viel mehr goutieren.

Ich lerne wieder beten und habe Tränen statt Worte.

 

Danke. Ich weine auch, viel. Heute habe ich es geschafft, mich aufzurappeln und wieder aktiv hier zu sein. Aber ich kann trotzdem meine Gedanken nicht lösen - es wird immer mehr und deshalb wird es mir zuviel.

Ich gehöre zum Autismusspektrum, liebe SalSeda. Und es gibt da etwas, das ich bei Nicht-Autisten einfach wirklich nicht verstehe; ich verrenke mir das Gehirn, aber es hilft nichts - ich verstehe nicht, es ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Wie kann man einem anderen Menschen Schmerz zufügen, ohne diesen Schmerz zu realisieren? Wie kann man die Realität einfach - wegschieben, wegdenken? Wie geht das, wie kann man die Realität einfach 'ausblenden'? Wie kann ein Soldat aus einer Mutter mit einem Kind 'Ziele, Objekte' machen, einfach indem er andere Wörter benutzt? Zielobjekte werden terminiert, aber realiter werden Menschen getötet, echte Menschen tatsächlich ermordet - reale Menschen, die real leiden und real sterben? Wie geht das, was ist das für ein 'geistiger Mechanismus'? Ich kann das nicht, konnte das nie.

 

Für mich gibt es auch keine 'virtuelle Realität' - da ist nichts real in einem Videospiel, als ein Beispiel. Und, auf der anderen Seite - du bist ein anderer Mensch, mit Gefühlen, wie ich; du sitzt und tippst, wenn du hier schreibst. Du bist ein realer Mensch - du bist kein 'Nick', keine imaginäre, virtuelle Entität oder irgend so etwas. Das geht nicht in meinen Kopf! Ebenso wenig begreife ich, was dieses Streben nach 'Sieg' und 'Triumph' auslöst; ebenso wenig diesen Hunger nach 'Risiken' und auch nicht die 'Befriedigung', die daraus gezogen wird. Ich beobachte, dass Menschen nur für kurze und zweifellos sexuell befriedigende 'Sekundenorgasmen' verrückte Risiken eingehen. Oder Angst als Lust empfinden oder ja, das Töten lustvoll für manche Menschen ist. Ich musste meine berufliche Tätigkeit im sozialen Bereich beenden und auf karitative Tätigkeit umsteigen. Ich kann nicht mal eine Nadel in einen anderen Menschen pieksen, ohne dass es mir im Magen ganz flau wird. (Ja, ich kann im Notfall helfen. Ich konnte auch meine Tochter pflegen, wenn sie krank war. Kurzfristig werde ich damit fertig - aber hinterher bin ich 'halb krank'. Weil ich kaum schlafen kann und mich zum Essen zwingen muss.)

Meine Tätigkeit nahm mich so mit, dass sie mich fast kaputtgemacht hätte. Diese Art zu denken, die ist so fremd für mich, dass ich manchmal daran verzweifeln könnte ... für mich ist es so, als ob 'die anderen' Menschen in ihrer eigenen, irrealen Welt leben, einer Traumwelt, einer Phantasiewelt, die sie für real halten. Schopenhauer hatte für mich recht, als er von 'Die Welt als (Wille und) Vorstellung' schrieb. Es ist so und ich verstehe es nicht. 

Bitte nicht missverstehen - das macht keinen 'besseren Menschen' aus mir. Ich habe genug Schwächen und Fehler, wie jeder andere Mensch. Und ich bin mir im Klaren darüber, gebe mir auch Mühe, ggf. bewusst dagegen anzugehen. Aber in mancher Hinsicht, da fühle und denke ich - anders. Wenn ich es selbst definieren müsste, dann würde ich sagen, dass ich deutlich näher an der Realität 'dran bin'. Das ist kein Verdienst - ich bin einfach so geboren, auf die Welt gekommen. Auch so eine Sache, die ich unfähig bin, zu verstehen: Wie kann man stolz sein auf etwas, mit dem man geboren wurde oder das einem anderweitig in den Schoß fiel und für das man nichts getan, nichts geleistet hat? 

 

Dieses 'Ein-wenig-anders-sein' bekam ich schon als kleines Kind im Kindergarten zu spüren. Es hat mir im Leben nur Nachteile und Probleme bereitet - ich hatte nie einen 'Vorteil' davon. Als Kind und Jugendliche weinte ich mich oft genug in den Schlaf deswegen. Weil ich mir vorkam, als 'wäre ich im falschen Film'. In einer Welt, in die ich nicht passe. Die mir 'fremd' ist und in der es zu viel gibt, das ich nicht verstehe. Ich versuchte die ganze Zeit über, mich 'anzupassen', so zu sein, wie die anderen, die gleichen Dinge zu mögen, für irgendeine Band zu 'schwärmen' und vieles mehr, weil ich immer die Außenseiterin war und ich mir so sehr wünschte, 'dazuzugehören'. Heute weiß ich, wer ich bin und auch, warum ich ein bisschen anders bin. Aber damals wusste ich das nicht. Nein, ich bin nicht 'stolz' auf mein 'Anderssein' - wie könnte, wie sollte ich auch? Menschen wie ich sind nicht so introvertiert und zurückgezogen und auch nicht so oft alleine, weil sie es möchten. Wir tun das, weil wir es müssen. Wer anders ist, auch nur ein bisschen, bekommt das zu spüren. Akzeptanz - dieses Wort ist so wichtig, so wertvoll. Aber bestenfalls begegnet man der Toleranz. Die ist immer mit 'von oben herab' verbunden, denn Toleranz bedeutet nun mal mit Geringschätzung durchsetztes Dulden ...

 

Auch wenn ich die 'normalen Menschen' oft nicht verstehe, kann ich sie dennoch akzeptieren. Was ich nicht akzeptieren kann, sind die Taten von Menschen. Ich lebe auch heute noch sehr zurückgezogen - aber ich komme jetzt gut damit klar. Weil die Realität nun mal so ist, wie sie ist. Also nehme ich sie an, wie sie ist und habe meinen 'Frieden' mir ihr gemacht.

 

Nur mit den Taten oder, präziser, Untaten, mit denen komme ich nicht zurecht. Denn - sie sind so irrational, so unlogisch, so - unmenschlich. Ich - verstehe nicht, weder Gründe noch Motive noch die Befriedigung, die daraus gezogen wird.

 

Danke für deinen wunderbaren Kommentar, für deine Meinung und deine Gedanken!

 

LG,

 

Anonyma

 

  • Danke 1
Geschrieben

Nun liebe Anonyma,

ein durch und durch großartiger wenn auch sehr trauriger aber vor allem sehr tiefsinniger Text den ich mit Interesse las. Chapeau dazu!!!

Ich habe bewusst das Thema Frühling aufgegriffen und die Vertonung meines im Rampenlicht gepostet.

Ich gebe dir vollkommen recht, es betrübt einen noch zusätzlich, wenn man diese Texte anderer Mitautoren derzeit liest, zwar mit Interesse, zwar voll tiefer Gedanken und auch Inhalt, aber ist es nicht auch gerade dies, was uns Schreibenden eine Möglichkeit des Kompensierens bietet?

Ist es nicht als ein 'Geschenk' zu betrachten, wenn es uns möglich ist, Emotionen, Gefühle, Gedanken und Empfindungen dergestalt festzuhalten? Natürlich überwiegen derzeit die Greueltaten sobald man eine Zeitung aufschlägt oder TV und Radio anmacht. Der Frühling aber findet trotzdem statt, das hoffnungsvolle 'Nachvorneblicken', als wohl einzige Möglichkeit um mit diesen Geschehnissen fertig zu werden. Die Hoffnung die jedem bleiben möge!

 

Ich denke mir, egal wie das alles ausgehen mag, die derzeitige politische Lage, aber auch das Umgehen mit den Beschränkungen und Beeinträchtigungen seit zwei Jahren, eines ist dabei wohl klar, so wie es einmal war und gewesen ist, so unbeschwert wird es wohl nie mehr wieder werden!

Herzlich liebe nachdenkliche Grüße zu dir!
Uschi

 

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Uschi,

 

vor 19 Stunden schrieb Uschi R.:

ein durch und durch großartiger wenn auch sehr trauriger aber vor allem sehr tiefsinniger Text den ich mit Interesse las. Chapeau dazu!!!

 

ich danke dir herzlich und ich freue mich, wenn du Gefallen an meinem Text finden konntest. :smile:

 

vor 19 Stunden schrieb Uschi R.:

Ich habe bewusst das Thema Frühling aufgegriffen und die Vertonung meines im Rampenlicht gepostet.

Ich gebe dir vollkommen recht, es betrübt einen noch zusätzlich, wenn man diese Texte anderer Mitautoren derzeit liest, zwar mit Interesse, zwar voll tiefer Gedanken und auch Inhalt, aber ist es nicht auch gerade dies, was uns Schreibenden eine Möglichkeit des Kompensierens bietet?

 

Ich schaue gern mal vorbei - wenn ich zur Zeit ein wenig 'abwesend' bin, dann liegt es daran, dass es mir aktuell so vorkommt, als ob ich 'neben mir stünde'. Ja, ich versuche natürlich, zu kompensieren, nur will das nicht so wirklich funktionieren. 

Es ist für mich persönlich irrelevant, wie nah oder fern dieser Krieg ist. Aber es war relevant für mich, dass - ungeachtet des Negativen, das natürlich auch und reichlich vorhanden war - Europa irgendwie eine Art Trost für mich war. Kein großer, aber immerhin einer. Jahrzehnte ohne Krieg, das war für mich trotz allem eine Art 'Silberstreif am Horizont'. 

Jetzt sitze ich hier und tippe, durch die Fenster scheint die Sonne herein - aber für mich ist es irgendwie trotzdem 'Nacht'. Wie dem auch sei.

 

vor 19 Stunden schrieb Uschi R.:

Ist es nicht als ein 'Geschenk' zu betrachten, wenn es uns möglich ist, Emotionen, Gefühle, Gedanken und Empfindungen dergestalt festzuhalten? Natürlich überwiegen derzeit die Greueltaten sobald man eine Zeitung aufschlägt oder TV und Radio anmacht. Der Frühling aber findet trotzdem statt, das hoffnungsvolle 'Nachvorneblicken', als wohl einzige Möglichkeit um mit diesen Geschehnissen fertig zu werden. Die Hoffnung die jedem bleiben möge!

 

Ich gebe mir Mühe, liebe Uschi, ich gebe mir Mühe. Das bin Ich, so, wie ich bin - auf Distanz gehen ist mir nicht möglich, daher brauche ich weit mehr Zeit, um etwas zu bewältigen, das ist einfach so. Wird schon, keine Sorge. Aber ich danke dir herzlich, dass du mich ein wenig aufzumuntern versuchst.

 

vor 19 Stunden schrieb Uschi R.:

Ich denke mir, egal wie das alles ausgehen mag, die derzeitige politische Lage, aber auch das Umgehen mit den Beschränkungen und Beeinträchtigungen seit zwei Jahren, eines ist dabei wohl klar, so wie es einmal war und gewesen ist, so unbeschwert wird es wohl nie mehr wieder werden!

 

Das denke ich ebenfalls. Es wäre schön, auch einmal erleben zu dürfen, dass Veränderungen zum Positiven geschehen, ohne dass zuvor eine geballte Ladung Negatives eintreffen muss. Ich bin nicht frei von Wunschdenken, ganz im Gegenteil. Nur leider zugleich so realistisch, dass ich mir selbst nicht glauben kann. Bedauerlicherweise bin ich eine so miserable Lügnerin, dass ich mir selbst kein X für ein U vormachen kann. Ich habe mich etwas 'vertraut' gemacht, mit Putins Werdegang und seinem Leben 'vor der Macht'. Ein ehemaliger KGB-Agent als Diktator, der lange Zeit der Welt ein völlig Unbekannter war und dann sein durchaus überraschend schneller Aufstieg. Ich las auch andere Berichte und Videos. Was mir persönlich wirklich Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass Putin auch ein 'gekränkter Diktator' ist und somit eine persönliche Rechnung mit Europa und der Nato offen hat ... Und die Tatsache, dass er über Jahrzehnte hinweg so überlegt und taktisch geschickt agiert hat und nun offensichtlich umgeschwenkt ist. Ich frage mich, was der tatsächliche Grund dafür ist. Meine persönliche Vermutung: Wenn jemand lange Zeit von 'Speichelleckern' umgeben ist, dann beginnt er, ihnen zu glauben. Und dann beginnt der Weg zur Selbstgefälligkeit und zur Selbstüberschätzung. Mir scheint es so zu sein, dass Putin dort angekommen ist. Wer sich selbst überschätzt, unterschätzt die anderen. 

Das war bzw. ist nun seine Schwachstelle. Was mir also bleibt, ist die Hoffnung, dass seine Selbstüberschätzung ihn zu Fall bringt - wie die allermeisten Diktatoren in der Geschichte ebenfalls. Wenn man genau darüber nachdenkt, starben nur einzelne Ausnahmen 'im Bett', einige wenige schafften es, etwas länger an der Macht zu bleiben - aber den meisten wurde ihr Überlegenheitsgefühl zum Verhängnis, man kann durchaus sagen, dass dieses Sprichwort stimmt: Hochmut kommt vor dem Fall.

Darauf hoffe ich. Und ich hoffe, dass das so schnell wie irgend möglich geschieht. Jeder Mensch, der durch Kriege und unter Diktatoren leiden und/oder sterben muss, ist einer zu viel.

Denn ich bin mir bewusst und vergesse auch nicht, dass Putin nicht der einzige Diktator ist und der Ukraine-Krieg auch nicht der einzige Krieg.

Jemen, Libyen, Mali, Syrien - und die Ukraine.

Gibt eine Liste, auf Wikipedia, sie heißt: Liste von Kriegen und Schlachten im 21. Jahrhundert.

Ja - genug, damit es eine Liste ergibt ...

Europa war für mich zumindest in Sachen Frieden ein Lichtschimmer. Und nun muss ich mich der Tatsache stellen, dass wieder aufgerüstet wird. Ob es noch einmal eine zweite Chance gibt, für einen vergleichbaren Friedens- und Abrüstungsprozess wie in den vergangen Jahrzehnten? Da nichts in den Sternen steht und Kristallkugeln auch nicht funktionieren - bleibt nur das Hoffen. Aber mein Verstand betrachtet das kritisch und weist dieser Chance eine weit geringere Wahrscheinlichkeit zu als dem Gegenteil ...

 

LG,

 

Anonyma

  • in Love 1

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