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Geschrieben am

Die Lebensmittel, die sich Papa verdient, bestehen in manchem Liter Milch, ab und zu auch in Butter aus einer hölzernen Form mit Edelweiß-Design oder gar in einem Stück Speck. Ich bin stolz darauf, dass Mama mich diese Dinge von den Bäuerinnen holen lässt. Was ich, allerdings nicht weiß, ist, dass hier Leute aus dem nur 70 km entfernten Innsbruck auf Tirolerisch als Zuagroaste  (Zuwanderer) bezeichnet werden. Als Mitglied einer solchen Familie erlebe ich Anfeindungen von Kindern.
Sie zeigen mir die Zunge und werfen nach mir. Ich fürchte mich, weiterhin solche Botengänge zu machen. Erst dann, als sich mein Papa bei der Ortsbevölkerung beschwert, hören die Kinder auf, mich zu  drangsalieren.
Die Hubener Bäuerinnen bemerken, dass Mama aufgrund ihrer enormen Sehschwäche die erwähnte   Spezialbrille mit den unterschiedlichen Lupenaufsätzen links und rechts trägt. Sie wundern sich, dass sie sich trotzdem mit Spielkarten beschäftigt. Auf Nachfrage   erklärt sie ihnen, dass ihr eben diese spezielle Brille die Möglichkeit gibt, zum Vergnügen Karten zu legen und damit die Zukunft zu deuten. Das weckt das persönliche Interesse der Dorfbewohnerinnen. Sie lassen sich gegen die Zusage der Lieferung von landwirtschaftlichen  Produkten – ein ziemlich entsprechendes Pendant zu den väterlichen Entlohnungen – die Zukunft voraussagen. Die Entlohnung geht einmal sogar so weit, dass sie  meine Mama zusammen mit mir zum Mittagessen  einladen. Dort sitzt eine achtköpfige Bauernfamilie auf fünf     Bänken um einen riesigen runden Tisch. Meine Mutter darf sich dazusetzen und ich – als Einziger – auf einer Bank stehen, weil ich sonst das Mus in der riesigen  Pfanne nicht erreichen könnte. Mir gefällt diese Sonderstellung. Begleitet vom Kichern der anderen Kinder mampfe ich mit und lasse es mir schmecken. Die       Mitglieder der Familie, speziell die jüngeren Mitesser, haben auf einem Bord knapp unter der Tischplatte ihren eigenen Löffel liegen, den sie auch selbst reinigen oder – besser gesagt – abschlecken. Ab da ist Mama die Hexe.

 

Bildschirmfoto 2022-03-05 um 18.51.03.jpg

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Geschrieben

Lieber Egon 

Ich hoffe die Butterform bleibt in der Familie und wird mit den Geschichten weiter gegeben.

Kinder können sehr hart sein und bösartig. Du hast es erlebt.

Oft kann ich nicht verstehen warum diese Zugewanderten diese Zeit vergessen haben. Jetzt sträuben sie sich oft genug Menschen in Not aufzunehmen. 

Liebe Grüße Ilona 

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Geschrieben

Ach lieber Egon,

 

man kann sich dies alles kaum mehr vorstellen, in Zeiten von Supermarkt und Geschäften gleich um die Ecke. Wenngleich in ländlichen entlegeneren Gebieten es vielleicht sogar mancherorts noch so sein könnte. Die Buttermodel ist zwar nicht ganz so alt aber trotzdem wunderschön, im Museumsdorf in Niedersulz aber auch in Großgmain in Salzburg, habe ich in den alten bäuerlich nachgebauten Küchen einige dieser Formen gesehen. Oft waren sie mit allerhand symbolträchtigen Motiven ausgestattet. So wie man auch mit dem Messer die drei Kreuze in den Brotlaib machte, bevor man ihn anschnitt.

Danke für Dein Teilen hier!

Liebe Grüße in Deinen Sonntag - Uschi

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