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Wildschweinsaga


WF Heiko Thiele

Empfohlene Beiträge

 

Auf ´nem Berge lag einmal

just ein Keiler, voll von Qual.

Konnt nicht sitzen, konnt nicht stehn

und schon gar nicht abwärts gehn.

 

Grad zur Suhle wollt er hin,

ruhen dort im Wildschweinsinn.

Doch die Kräfte ließen nach.

´s war zum Jammern, Weh und Ach.

 

Bald schon würde aus es sein,

aus mit seinen Schweinereien,

aus, mit all den großen Sprüngen;

Frischlinge davon schon singen.

 

Wie gerad’ an jenem Bache.

Munter buhlt um jene Sache

ungezähmt ein ganzer Wurf,

wie im Schlamm so auch im Torf.

 

Ach, wie tät er gern mitwühlen.

Mocht’ ein letzten Mal erfühlen

wie ihn kühles Wasser näßt

bei dem wilden Wildschweinfest.

 

Da, von ferne kam gezogen

schon die Nacht mit Wolkes Wogen

schwarz und düster, regenschwer;

gar mit Blitz und Donner her.

 

Voll vor Angst die Blicke wandern,

von dem einen Schwein zum andern

und zum Himmel selbst hinauf.

Furcht ergreift der Bachen Lauf.

 

Ob am Hange, ob im Tale;

alles rennt mit einem Male

wild umher und auch kreuzweis’

und dabei nicht einmal leis.

 

So nun lag der alte Keiler

fest verankert wie ein Pfeiler

ganz allein am Berge oben,

während drüber Stürme toben.

 

Bebend wollt er nur noch sterben.

Dacht so gar nicht an die Erben,

die bereits schon lang entflohn,

ohne Lust auf Donnars Lohn.

 

Wallend füllte sich der Graben,

den des Regens Früchte haben

einst vor langer Zeit gezeugt,

als sie talwärts sich erfreut.

 

Wieder rauschten Wasser nieder,

knapp vorbei an Keilers Mieder

und mit schrecklichem Getöse,

grad als seien Götter böse.

 

Und das Wasser nahm sich fort

Stück für Stück vom irdnen Ort.

Wandelt Erde um zu Schlamm.

Zerrt am Berge wie ein Kamm.

 

Bald schon wird der Hang erfahren,

daß in vielen trocknen Jahren,

sich vom Staub zuviel gelegt.

Dieser ward nun wegbewegt.

 

Aber auch die größten Wolken

sind mal leer und abgemolken,

wie nun auch die Dunkelheit

weichen muß dem Sonnenschneid.

 

Unser Keiler, noch am Leben

fühlt er sich und ließ erheben

seine Augen aus dem Grund

und erblickte neu das Rund.

 

Das was vorher hart und trocken

war nun naß. Es hocken

schon die ersten Vögel gar

vor ihm selbst, als ob nichts war.

 

Mit der letzten Kraft der Stunde

wälzte Keiler Rund um Runde

sich dem nahen Abhang zu,

um zu finden letzte Ruh’.

 

Doch mitnichten ging es böse

abwärts und frei von Getöse,

fand er sich bald unten wieder.

Labend wohl im Schlamm die Glieder.

 

Ja, so ist es oft im Leben.

Was als schön gilt, trifft uns eben

unerwartet hart und schwer

wie so mancher Sage Mär.

 

Andrenfalls sind uns die Lasten

unter denen wir nicht rasten

können, oftmals süßer Lohn

auf des Glückes höchstem Thron.

 

Also nimm das Leben heiter.

Denn es geht gewiß schon weiter

wenn du es auch nicht mehr glaubst

und an deinem Zweifel schraubst.

 

[2004]

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Zunächst danke an euch!

Die Idee, also ein erster Satz, ein erster Reim, kam mir während der Arbeit auf der Baustelle. Dann nahm ich mir das am Abend vor und schrieb es eigendlich fast so, wie man etwas abschreibt. Nun geht  es noch daran, entsprechende Formulierungen passend zu gestalten. Das kann dann länger dauern. Aber selten Stunden.

 

LG, Heiko

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