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Geschrieben am

Eine der unangenehmen Seiten meines Lebens besteht darin, dass meine Mutter mich kategorisch nach der nachmittägigen Freizeit zum Zeitvertreib mit meinen Altersgenossen um Punkt 16 Uhr zum Lernen zurückruft. Dieser Rückruf meiner Mutter ist so unbarmherzig, dass er auch dann keine Rücksicht auf meine Argumente nimmt, als ich dann  zusammen mit den anderen Kindern zu einer Jause als Belohnung für die Ernte von Beeren bei einem Nachbarn eingeladen bin. Das ärgert mich in diesem Fall vor allem deswegen, weil ich vor meinen Altersgenossen als zartes Muttersöhnchen dastehe und weil ich – so lerneifrig ich auch bin – als Taugenichts gelte, der mit Gewalt zum Lernen zu zwingen ist. Meine Mutter empfinde ich als immens hart und unsensibel, weil sie vollkommen achtlos über meine persönlichen Wünsche hinweg trampelt.
Ich gehe trotzdem – gehorsam, wie ich gelernt habe zu sein – nach Hause, lasse dann aber meiner Wut freien Lauf. Verzweifelt gehe ich in das Zimmer, wo die   Briefmarkensammlung aufbewahrt ist, die wohl eher meiner Mutter als mir gehört. Ich reiße wahllos viele der sonst sorgsam gehüteten Marken aus dem Album heraus und zerknülle sie, getrieben von unendlichem Zorn. Da ich damit meiner Rage nicht ausreichend Genüge tun kann, nehme ich mein Fahrrad und strample damit nicht nur nach Biberwier, dem nächsten Nachbarort, sondern bis hinauf auf die Anhöhe des Fernpasses. Erst bei der Rückkehr, auf der ich mein Rad schnell laufen lassen kann, besänftigt sich meine aufgestaute, hemmungslose Erregung. Zu Hause  angekommen habe ich mich wieder voll im Griff und werde von meiner Mutter für all diese Straftaten zwar gemaßregelt, aber nicht so streng, wie ich es mir erwarte.

 

Kind.jpg

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Geschrieben

Hallo, Egon

Irgendwie erkenne ich in deinen Zeilen meinen Sohn wieder. Wir hatten schon daran gedacht, ihm einen Sandsack ins Zimmer zu hängen wo er sich abreagieren konnte.

Aber aus ihm ist trotzdem noch ein ordentlicher junger Mann geworden. 

LG sendet dir Pegasus

  • Danke 1
Geschrieben

Nun lieber Egon,

 

an der nur  'milden Reaktion' deiner Mutter, war zu erkennen, dass sie zumindest auch über diese Situation nachgedacht hatte. Wer ist nicht schon als Kind bereits wütend geworden. Ich erinnere mich an Erzählungen, wonach ich als ganz kleines Kind derartige Wutanfälle bekommen hatte, bei denen ich mich überhaupt nicht beruhigen konnte. Wir waren damals bei dem in Wien berühmten Kinderarzt Dr. Frey der meiner Mutter damals einfach empfahl, von der Bassena am Ganz einen Kübel Eiskaltes zu holen und beim nächsten mal entsprechend anzuwenden. Und siehe da - die Küche hatte danach zwar geschwommen, aber es war das allerletzte mal, dass ich so reagierte  

Liebe Grüße, Uschi

  • Danke 1

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