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Geschrieben am


Braune rissige Wände neu tapeziert,
Bilder mit Buntstiften übermalt,
Neue Kleidung gekauft,

Risse in der Haut touchiert,
Fehler werden ausradiert.
Vorwärts in neue Muster.

Hasst man mich jetzt nichtmehr?
Bin ich jemand liebenswertes?
 

Doch dann treff ich dich,
du liebst mich?
Ich fühle mich
liebenswert.

Doch du kommst mir zu nah. 
Sonne tu das nicht.

Langsam wellt sich die Tapete,
Farben werden wegradiert,
Neue Kleidung ist wieder alt.

Siehst du die Risse schon?
Sieht du sie schon? 
Siehst du mich? 
Siehst du wie ich ertrinke? 

Ängstlich, wie gelähmt
starre ich zu dir.
 

Bitte renn weg, bevor ich dich vertreib.
Bitte halt mich, weil ich ohne dich nicht bleib. 
Bitte brems mich ab sonst falle ich
zurück in alte Muster.
 

  • Gefällt mir 7
Geschrieben

Ein ganz starkes Gedicht über Menschen die so stark verletzt wurden in ihrem Selbstvertrauen um im Leben klar zu kommen. 

Für den Helfer eine große Aufgabe 

Für einen Partner/in ein Drahtseilakt.

Sehr intensiv beschrieben und verwortet.

Liebe Grüße Ilona 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo @Nina K.
Ich bin mir unsicher, was ich aus deiner Antwort machen kann. Es ist mir nicht klar, ob du manche Teile nicht verstehst. Deine Antwort wirkt zu Teilen so. Normalerweise gehe ich auf sowas nicht ein, aber ich möchte hier einige Dinge erläutern. 

 

vor einer Stunde schrieb Nina K.:

Haha, das kann doch keiner erfüllen



Ja genau. Das ist das konträre sich niemals erfüllen lassende Flehen einer Person mit Angststörung etc. Es soll die Angst, dass man verlassen wird, untermalen.
Man möchte alles und jeden von sich entfernen, weil man davon ausgeht, dass man einen eh verlassen wird, da man sich selbst als unwürdig von Liebe etc. ansieht und glaubt, dass man diese Person vertreibt durch das eigene Verhalten (erster Teil).
Man weiß aber genauso gut, dass man diese Personen im eigenen Leben noch braucht, da sie für einen selbst förderlich ist (der zweite Teil). 
 

vor einer Stunde schrieb Nina K.:

Diese Aufgabe geht doch allein an LI, wer sonst sollte für sein Verhalten verantwortlich sein.

Ich möchte untermalen, dass ich hier nicht auf irgendeine Weise eine wirkliche Antwort gebe. Es soll lediglich die innere Welt des lyrischen Ichs reflektieren. Es soll keinen Tipp geben, wie diese Situation zu lösen sei. Es ist komplett deskriptiv. Ich bin auch keine Psychologin, also möchte ich das auch nicht.  

MfG, 
M~

Geschrieben

@Just_Markus

 

 

 

Grüße.

 

Das Ausloten einer prekären Situation. Jemand begibt sich auf Neuland, die Liebe? Und hat Probleme, die Grenze zu finden zwischen Abstand und Nähe. Das gibt es oft in zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gegenpartei muss so sensibel sein, dass es die "Hilflosigkeit" erkennt und darauf reagieren. Wenn das nicht geschieht, hat eine Fortführung keinen Sinn mehr. 

 

Ich denke, das war der Sinn.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Markus,

 

mir gefällt es ausnehmend gut.

Der fast verzweifelte Versuch sich zu ändern um aus alten Mustern auszubrechen und die ERkenntnis dass es nicht geht , nicht durch Äußerlichkeiten und nicht durch den bloßen Wunsch. Und am Schluss die Ahnung wie es wohl ausgehen wird aus alter Erfahrung heraus und dieses hinundhergerissen sein .

 

Die Verzwiflung und Aussichtslosigkeit die mitschwingt trägt die typische Just_Markus signatur

 

Liebe Grüße

Sali

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Dieses Gedicht beschreibt sehr treffend die Angst in seiner gefühlten Erbärmlichkeit gesehen zu werden.

Das Übertünchen und Kaschieren der eigenen Fehler hält nicht ewig stand und die Liebe des anderen wird bedrohlich sobald er mir zu nah kommt.

 

Auch das Vertreiben des anderen bzw. der Wunsch, dass er mich hält, dieser gefühlte Widerspruch, beschreibt das typische Dilemma der Angst vor seinen eigenen Widersprüchen.

Wie kann ein anderer das aushalten?

Wird er es aushalten und mich trotz meiner Widersprüche annehmen und halten?

 

Brems mich ab, sonst falle ich

zurück in alte Muster...

 

Dieses Flehen nach Unterstützung, um nicht wieder in Selbsthass zurück zu rutschen...und die Überraschung dieses Wortspiels, finde ich sehr gut gelungen!

  • Danke 1
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Nina K.:

Verzweiflung und Aussichtslosigkeit schwingen nicht mit. Nein, sie tragen das Gedicht und das macht einen großen Unterschied.

Lieber Markus, liebe Nina,

 

ich kenne den Autor nicht und weiß nicht ob LI und Autor eins sind, ich kann es nur vermuten, ich weiß nicht ob er eine Beobachtung beschreibt, die er bei jemand andern wahrnimmt, eine Fiktion oder das eigene Erleben, ob diese Momentaufnahme in der Gegenwart, in der Vergangenheit oder einer fiktiven Zukunft stattfindet. Ich weiß nicht aus welchem Brunnen Gedichte kommen, wie weit unser Unter- oder Nebenbewußsein uns Worte sagen und schreiben lässt oder ob Worte nach langem Überlegen ganz bewusst eingesetzt werden.

 

Für mich als mitfühlender Mensch mit eigenen Lebenserfahrungen und einem eigenen Empfindungskosmos trägt nicht Verzweiflung und Aussichtslosigkeit dieses Gedicht sondern die Angst davor, die Angst geboren aus den Erfahrungen  der Vergangenheit. Das ist ein Unterschied für mich. Der Ausgang im Gedicht ist ja noch offen. Aber auch das alles weiß ich ja nicht als Leser. Deshalb kann ich nur sagen was in mir resoniert. Und dass es das tut ist sicher  und zwar genau deswegen weil es geschrieben ist wie es geschrieben ist.

 

Den Imperativ empfinde ich hier als einzige Möglichkeit einem bestimmten Gefühl Ausdruck zu verleihen und das macht er m.M.n. sehr stark, nämlich als Frage ob das der Ausweg wäre, obwohl er vordergründig vielleicht als Hilferuf daherkommt. Für mich steckt hinter dem hinter noch ein dahinter.

 

vor 1 Stunde schrieb Nina K.:

Anstatt mitzufühlen wird von Außen zugeschaut und durchleuchtet, die Persönlichkeit des LI wird zum Objekt.

liebe Nina, man kann doch beides gleichzeitig, mitfühlen, mitschwingen und durchleuchten, für mich schließt sich das nicht aus, ist  das kein entweder/oder sondern (m)ein natürlicher Zustand.

Ich bin immer davon ausgegangen in einem Gedichteforum geht es um das was als Ergebnis hier präsentiert wird, also das Gedicht und zwar in seiner Gesamtheit, dass man sich im Lauf der Zeit hier auch besser kennenzulernen meint, mehr über die Person die schreibt erfährt und man deswegen meint Rückschlüsse ziehen zu können entbindet oder befreit nicht von der "offiziellen" Gedichtarbeit, dafür gibt es die Möglichkeit der  privaten Nachrichten, aber vielleicht ist das ja  nur meine Vorstellung persönliches im privaten Bereich zu belassen.

 

Die Gefahr mit einem Kommentar den Autor zu verletzen besteht leider meistens, vielleicht sogar auch immer. Da schleicht sich vielleicht mal ein unbedachtes Wort oder Formulierung ein, oder als Autor liest man es anders als gemeint, das ist die Gefahr sowohl in facetoface  als auch in der schriftlichen Kommunikation. 

 

Und ja manchmal brauchts auch einen liebevollen Tritt in den Hintern um ihn hochzubekommen, aber es ist kein Heilmittel z.B. bei Depression. 

 

Liebe Grüße

Sali

Geschrieben

@Nina K.

 

Nochmal ich.

vor 10 Stunden schrieb Nina K.:

Die Hilflosigkeit steht hier in Anführungszeichen, so dass die Vermutung naheliegt, dass eben jene Hilflosigkeit nur zur Schau gestellt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wie etwa Aufmerksamkeit und Zuneigung zu bekommen.

 

Nein, mitnichten. Es ist eine übersensible Vorsicht, nichts falsch zu machen und man lotet aus, um ja allen zu gefallen. Mehr oder weniger, kein Selbstbewusstsein. Und ja, auch ich hatte so eine Phase, aber nur kurz. Das abtasten.

Tschüss.

 

 

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