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Kommen und gehen mit allen Sinnen

 

Wenn du mich nicht siehst, dann bin ich wohl nicht da

Wenn du mich nicht fühlst, dann greifst du wohl daneben

Wenn du mich nicht hörst, dann bin ich wohl verstummt

Wenn du mich nicht riechst, dann bin ich wohl verduftet

Wenn dir das nicht schmeckt, dann bist du wohl verbittert

Und ich sauer angeleckt

 

Wenn ich dich nicht sehe, dann schaue ich wohl weg

Wenn ich dich nicht fühle, hält mich etwas zurück

Wenn ich dich nicht höre, dann war es wohl zu laut

Wenn ich dich nicht rieche, dann war alles zu rein

Wenn mir das nicht schmeckt, dann war mir schlecht

Und du verwässert, abgeschreckt

 

Wenn wir uns nicht sehen, dann stimmt die Richtung nicht

Wenn wir uns nicht fühlen, dann waren wir gelähmt

Wenn wir uns nicht hören, dann ist die Wand zu dick

Wenn wir uns nicht riechen, dann lag was in der Luft

Wenn es uns nicht schmeckt, haben wir es versalzen

Und werfen alles weg

 

Wenn ich mich dir zeige, erkennst du mich dann noch?

Wenn ich dich berühre, macht es dich vielleicht krank?

Wenn ich zu dir spreche, wirst du mich dann verstehen?

Wenn ich dir zu nah bin, was werden wir dann atmen?

Wenn ich bei dir bin, zergeht auf unseren Seelen

Ein tieferer Sinn

 

 

(Hinweis: der Perspektivenwechsel fühlt sich anders an, je nachdem, ob man ein oder mehr als ein lyrisches Ich wahrnimmt)

  • Gefällt mir 4
  • Schön 1
Geschrieben

Ein interessantes Gedicht lieber Peter, 

die ständige Wiederholung des "Wenn..." lässt an die Wellen des Meeres denken, die immer gleich erneut den Sand des Ufers berühren. 

Ich muss an menschliche Beziehungen und Perspektivwechsel denken. Objektives und oder subjektives Wahrnehmen.

Liebe Grüße

Carlos

  • Danke 1
Geschrieben

In den ersten beiden Strophen bestimmt das LI 

wenn , dann 

In der letzten Strophe 

Wenn, dann? Und endlich würde ich sagen wird etwas in Frage gestellt und nicht vorher bestimmt. 

Ich würde gerne das Gedicht mit diesen Fragen enden lassen.

Ich mag dieses menschliche, dieses Zweifeln. 

Liebe Grüße Ilona 

  • Danke 1
Geschrieben

Herzlichen Dank für Eure Kommentare, @Ostseemoewe und @Carlos.

 

Nachdem ich es ein paar Mal gelesen, erweitert, verändert und nochmal drüber nachgedacht habe, ist mir ausgefallen, dass es manchmal wie ein Monolog, manchmal wie ein unausgesprochener Dialog wirkt, deswegen der Hinweis mit dem Perspektivenwechesel. Als Monolog kommt es anfangs wie ein innerer Konflikt daher, etwas trotzig, in einer Opferhaltung vielleicht, sehr selbstbezogen. Dann aber gesellt sich ein zweites LI dazu. Die erste Strophe bezieht sich dann auf eine andere Person als die zweite. In der dritten (Wir-)Strophe driftet so alles auseinander, um am Ende wieder zusammen zu finden. Und alles geschieht aus Mangel an Kommunikation, vielleicht aus Angst und Selbstzweifel, was die letzte Strophe vermuten lässt.

 

Letztlich geschieht die Realität ja nicht in einer Wenn-Dann-Welt, dies ist meiner Meinung nach eine psychische Konstruktion, ein seelischer Anteil, der sich nach einer berechenbaren Sicherheit sehnt, die es nicht gibt. Ich habe tatsächlich überlegt, das Gedicht mit einer Frage enden zu lassen, fand die Offenheit eines unbenannten, vagen tieferen Sinns dann aber ungewiss genug, sodass eine Frage am Ende schon etwas zu freischwebend gewesen wäre.

 

Schön, dass es Euch gefallen hat. Auch herzlichen Dank für die Likes @Donna@Joshua Coan@Ralf T.@Egon Biechl und allen anderen für's lesen..

 

Alles Gute und VLG

Euer Peter

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