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Geschrieben am

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Grüßen, freundliches Plaudern, Gedränge sperriger Körbe

und appetitliches Spektakel auf hölzernen Tischen.
"Frischer Spinat, Bauchspeck, Kernöl!",  ruft munter die  Marktfrau,
preist an "Schätze vom Hof“ und verpackt in die gestrige Zeitung
Vogerlsalat.

                   Und mein dümmliches Lächeln, wollte ich das denn?

 

Zwischen den Tischen landet die Krähe, von Hunger getrieben,
holt, was sie kriegen kann: Die welken Reste vom Markttag.
Wirbelnde Besen, bedrohlich! Die klägliche Beute im Schnabel,
flüchtet der Vogel. Ich sehe ihm nach. Waghalsiges Blau teilt  
die Kastanienzweige, noch nackt, nur gesprenkelt von Knospen.

Gestern war Single-Malt-Flug, zu nah an der Sonne und kopflos.


Funken, erinnert, verbrennen die Haut, bevor sie verglüht sind:
Hochmooraromen, rau, und kaschmiräugige Sanftheit,
Lust, dein dunkles Haar zu zerzausen, und deine Gerüche -
überwältigend unvertraut, rückhaltlose Nacktheit
und Versprechen, wie Zauberformeln, beschwörend und sinnlos.

Oben kreist noch die Krähe, ein Scherenschnitt im Azurblau.

 

 

 

Alte Version: 

Grüßen, freundliches Plaudern, Gedränge sperriger Körbe.

 

Lange Reihen von Tischen aus ungeschliffenen Hölzern:
"Frischer Spinat,  Bio-Speck, Kernöl!",  ruft munter die  Marktfrau,
preist die "Schätze vom Hof“ und verpackt in die gestrige Zeitung
Vogerlsalat. Wollte ich das, und mein dümmliches Lächeln?

 

Zwischen den Tischen landet die Krähe, von Hunger getrieben,
holt was sie kriegen kann: Die welken Reste vom Markttag.
Besen wirbeln bedrohlich. Die klägliche Beute im Schnabel
flüchtet der Vogel. Ich sehe ihm nach. Waghalsiges Blau teilt  
die Kastanienzweige, noch nackt, nur gesprenkelt von Knospen.

 

Gestern war Single-Malt-Flug, zu nah an der Sonne und kopflos.
Funken, erinnert, verbrennen die Haut, bevor sie verglüht sind:
Raue Hochmooraromen und kaschmiräugige Sanftheit,
Lust, dein dunkles Haar zu zerzausen, und deine Gerüche,
überwältigend unvertraut, rückhaltlose Nacktheit,
atemlose Versprechen, wie Zauberformeln so sinnlos.

 

Oben kreist noch die Krähe, ein Scherenschnitt im Azurblau.

 

 

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Geschrieben

Hallo loop,

 

auch dieses Flanierwetter von dir gefällt mir sehr. Im Hintergrund meldet sich aber auch ein leichter Einwand in Bezug auf den Stenostil, der an manchen Stellen in den Vordergrund tritt. Ansonsten belebst du hier mal wieder durch deine sprachliche Fähigkeiten  intensive  und besondere  Szenen  zum mehrmals lesen und genießen. 

 

 

Funken erinnert, verbrennen die Haut, bevor sie verglüht sind:

 

Soll das tatsächlich erinnert heißen?

 

LG,

Mi

 

 

 

 

Geschrieben

Hi Mi,

 

Vielen Dank für dein Feedback und Lob. Der Stenostil, ja, ich weiß auch nicht, ob das in Ordnung ist. Es sind halt so Gedankensplitter oder "Funken". 

 

Es ist vielleicht für Hexa auch zu prosanah, also zu wenig "Vers",  aber immer wenn ich "auf Vers" schreibe, dann wird es bei mir zu "antikisierend". So experimentiere ich halt ein bisschen herum in der Absicht zeitgemäßer zu klingen in der Form - aber vielleicht ist es einfach nur hexametrisch aufgemotzte Prosa - dann kann man es wenigstens als eine Art "freie Form mit Bewegung" sehen?

 

"Funken erinnert" = "erinnerte Funken".

 

Herzlichen Dank auch fürs Lesen und die Likes.

 

loop

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben

Liebe Loop,

 

mir gefällt der Text auch gut! Gerade wegen der Konzentration auf die Eindrücke ohne zu viel überleitenden Kommentar. War das mit "Steno" gemeint? 

 

Rhythmisch würde ich mir noch etwas mehr Abwechslung wünschen. Das aber bitte nicht zu hoch hängen! Ich langweile mich keineswegs und zeige nur mal, was mir auffällt.

 

Alle Verse, die mit einem zweisilbigen Fuß beginnen, mache ich vorne blau. Wenn außerdem der vierte Fuß zweisilbig ist, mache ich den ganzen Vers blau. Bei dieser Kombination unterscheiden sich die beiden Vershälften in ihrer Bewegung oft nur durch den Auftakt in der zweiten Vershälfte:

 

 

Grüßen, freundliches Plaudern, Gedränge sperriger Körbe.

 

Lange Reihen von Tischen aus ungeschliffenen Hölzern:
"Mangold,
Speck und Kernöl!",  ruft munter die  Marktfrau,  ein Fuß fehlt
preist die "Schätze vom Hof“ und verpackt in die gestrige Zeitung
Vogerlsalat. Wollte ich das, und mein dümmliches Lächeln?

 

Zwischen den Tischen landet die Krähe, von Hunger getrieben,
holt,k was sie kriegen kann: Die welken Reste vom Markttag.
Besen wirbeln bedrohlich. Die klägliche Beute im Schnabel,k
flüchtet der Vogel. Ich sehe ihm nach. Waghalsiges Blau teilt  
nackte Kastanienzweige gesprenkelt von Knospen.  ein Fuß fehlt

 

Gestern war Single-Malt-Flug, zu nah an der Sonne und kopflos.
Funken,k erinnert, verbrennen die Haut, bevor sie verglüht sind:
Raue Hochmooraromen und kaschmiräugiger Sanftheit,
Lust, dein dunkles Haar zu zerzausen, und deine Gerüche,
überwältigend unvertraut, rückhaltlose Nacktheit,
atemlose Versprechen, wie Zauberformeln so sinnlos.

 

Oben kreist noch die Krähe, ein Scherenschnitt im Azurblau.

 

Mit dem zweisilbigen Fuß am Versanfang muss man wirklich nicht sparen! Nur in fünf Versen hintereinander ist es vielleicht etwas viel? Zusätzlich zu dem von Ferdi vorgeschlagenen Komma habe ich dir noch zwei weitere reingesetzt. 

 

Ich schätze, der Vogerlsalat ist die österreichische Betonung? In Sachsen sagt man auch Salat.

 

Küsse dein Auge!

 

LG Claudi

Geschrieben

Hallo @ferdi und @Claudi!

 

Vielen Dank für eure Textarbeit. Ich weiß eure zeitaufwändige Mühe sehr zu schätzen.

 

Ich habe den Text überarbeitet - siehe oben.

 

Ich weiß nicht, ob es nun besser ist, aber ihr motiviert mich jedenfalls meine Texte zu überdenken und daran zu arbeiten.

 

Was mich noch speziell interessieren würde:

 

und appetitliches Spektakel auf hölzernen Tischen.

— |◡ ◡, — ◡,—| ◡, — ◡ || ◡,| —◡ ◡,| —◡

 

funktioniert hier der Anceps?

 

"Salat" sind bei uns etwa gleich schwere/lange Silben, also etwas anders als nach Duden.

 

Vielen Dank auch noch an alle neuen LikerInnen!

 

loop

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben

Hallo nochmal,

 

vor 11 Stunden schrieb loop:

und appetitliches Spektakel auf hölzernen Tischen.

— |◡ ◡, — ◡,—| ◡, — ◡ || ◡,| —◡ ◡,| —◡

 

funktioniert hier der Anceps?

 

der Begriff "anceps" bezieht sich auf bestimmte Positionen in antiken Versmaßen, an denen wahlweise eine leichte oder schwere Silbe stehen kann. Im Hexameter ist das die letzte Silbe im Vers. Das hat mit deinem zitierten Vers nichts zu tun. Die Silbe "ches" muss man betont lesen, weil es hier keine andere Möglichkeit gibt. Du hast sie durch ihre Stellung auf die Hebung gezwungen.

 

Das kann man machen. Ich würde es nicht tun, weil ich auch inhaltlich in diesem Vers keine Verbesserung sehe. Das "appetitliche Spektakel" scheint mir eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Eindrücke zu sein, die du anschließend schön konkret beschreibst. Ich würde es beim konkreten Zeigen belassen und auf den neuen Vers verzichten.

 

Diesen nehme ich noch:

 

"Frischer Spinat,  Bio-Speck, Kernöl!",  ruft munter die  Marktfrau,

XxxX XxX XX || xXx xXX

 

"Bio" sprengt hier das Metrum durch seine unbetonte Silbe. Mit "Bauchspeck" ginge es. 

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Claudi,

 

Küss dein Auge fürs nochmalige Helfen!

 

Zum Vers:

 

und appetitliches Spektakel auf hölzernen Tischen.

— |◡ ◡, — ◡,—| ◡, — ◡ || ◡,| —◡ ◡,| —◡

 

Du meinst:

 

Zitat

Das kann man machen. Ich würde es nicht tun, weil ich auch inhaltlich in diesem Vers keine Verbesserung sehe.

Das "appetitliche Spektakel" scheint mir eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Eindrücke zu sein, die du anschließend schön konkret beschreibst.

 

 Ich hatte für diese betonte schwache Silbe Hölderlin im Gedächtnis. Das Beispiel ist allerdings aus der Ode "Des Morgens"; ich weiß nicht, ob er das auch im Hexa auch macht: 

 

Gewölke streifen rötliche Flammen dort,

Verkündende, sie wallen geräuschlos auf

 

Ich habe das Gefühl, es könnte vielleicht einer in die Gegenwart geholten Form gar nicht so schlecht tun, wenn man nicht immer im  "Stechschritt" "Hebungen" produziert, also so vereinzelt zumindest. 

 

Inhaltlich gibt es vielleicht fast mehr her, als die prosaischen "langen Reihe der Tische", es ist zumindest poetischer und stimmt eher ein auf die folgende Beschreibung. Vermutlich liege ich falsch, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich mir schon etwas dabei gedacht habe, auch wenn es vielleicht nicht so ankommt.

 

"Bio-Speck" wollte ich eher so betont haben, wie biologisch / ◡ ◡—◡, aber "Bauchspeck" ist auch lustig.

 

loop

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben
Am 20.3.2022 um 13:15 schrieb loop:

Ich habe das Gefühl, es könnte vielleicht einer in die Gegenwart geholten Form gar nicht so schlecht tun, wenn man nicht immer im  "Stechschritt" "Hebungen" produziert, also so vereinzelt zumindest. 

 

Liebe Loop,

 

soweit es ums alternierende Metrum geht, bin ich ganz bei dir. Aber im Hexameter ist ja genug rhythmische Freiheit vorhanden. Außerdem sind hier im Verhältnis weit weniger Hebungen zu besetzen. Da tut es m.E. nicht nötig und liest sich auch nicht gut, wenn man die Möglichkeit zur deutlichen Betonung gegenüber den Senkungssilben nicht nutzt.

 

Gut, wenn du dein appetitliches Spektakel behalten möchtest, werde ich nicht weiter auf dich einreden. Ich denke, das fällt unter Geschmackssache.

 

Was mir aber völlig schleierhaft ist, und ich wundere mich, dass da von den anderen Kommentierenden keine Einwände kommen, ist deine Betonung des Biospecks. Nie im Leben würde ich hier "Bio" unbetont sprechen und kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass das jemand so liest. Klar, mein Sprachgefühl ist keine stichhaltige Begründung. Da muss ich also etwas ausholen:

 

Die Betonung einzelner Silben in Fremdwörtern schwankt ja, je nach Wortbildung. In Biologie liegt der Wortakzent auf der letzten, in Biologisch und Biologe auf der dritten Silbe. Wenn ich aber mit Bio ein zusammengesetztes Substantiv bilde, fällt die Hauptbetonung wie in allen deutschen Komposita auf das erste Wort.

 

Analog zu Edelstein hat Bio-Speck also die Hauptbetonung auf "Bi", während "Speck" nur nebenbetont ist. Natürlich möchte der Speck im Vers auch gerne eine Hebung, Bi aber auf jeden Fall! Leider steht das Wort nicht im Duden. Dort findest du aber Biogas und Biogemüse. 

 

Wie wäre es mit einer Umstellung des Spinatverses?

 

"Biokartoffeln, Spinat, Kernöl!", ruft munter die Marktfrau

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Claudi,

 

Herzlichen Dank für deine Mühe! Ich verstehe alles. Und hier sind ja die Markt-Angebote wirklich nicht so wichtig, dass man nicht etwas mit klarer Betonung einbringen könnte. Ich habe mich also für das "Bauchspeck"  entschieden - auch um die anderen Lernenden nicht zu sehr zu verwirren. 

 

loop

 

 

 

 

 

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