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Unmittelbare Unterstützung ist bei Schularbeiten gefragt. So kopiere ich meist eine Lateinschularbeit mit Kohlepapier für einen weniger gut vorbereiteten Mitschüler. Das verlangt wegen der Lesbarkeit starken Druck beim Schreiben. Wenigstens ist die Füllfeder, die dem Ganzen Einhalt geboten hätte, schon aus der Mode. Das Weiterreichen erfordert Kooperation mit anderen, die eigentlich nicht gestört werden wollen. Das Ideal der Zusammenarbeit setzt sich aber unweigerlich durch. Dadurch verbreitet sich die Nachricht von meiner Bereitwilligkeit und ich benutze statt einem zwei und schließlich sogar drei Blatt Kohlepapier, wobei allerdings die Lesbarkeit etwas leidet. Der Lateinprofessor ist genauso wie alle übrigen Pädagogen kein Kontrollfreak, und so wird diese Vorgangsweise erst möglich.
Eines Tages ist unser Lateinprofessor an einem Schularbeitstag krank. Gerade bei einer schriftlichen  Prüfung ist es am einfachsten, eine Aushilfe einzusetzen. Der Ersatzprofessor muss sich nicht auf den aktuellen Wissensstand der Schülerinnen und Schüler einstellen, sondern muss nur aufpassen. Damit richtet sich seine Konzentration darauf, alle unerlaubten Mätzchen zu beobachten und auch zu ahnden. Diesmal werde ich von einem Mitschüler während der Schularbeit gebeten, sein Werk vor der Abgabe zu korrigieren. Wir organisieren über eine stille Kette den Tausch unserer Hefte, sodass jeder von uns nur ein Schularbeitsheft vor sich hat. Dem fremden Herrn Professor, den wir nicht kennen und der uns nicht kennt, fällt die entstandene Unruhe auf und er ermahnt uns. Ich berichtige ein/zwei Passagen und will den Rücktausch organisieren. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Das Kontrollorgan – heute ist es ja seine  einzige Aufgabe – stürzt sich auf mich und ordnet mir an, ihm das Heft sofort und gleich auszuhändigen. Er könne solche Schwindeleien nicht dulden. Er schaut auf den Namen am Umschlag und ermahnt mich: „Vandory,    machen Sie sich auf etwas gefasst. Ich werde das Ihrem Professor melden.“ Bereitwillig übergebe ich das corpus delicti oder Beweisstück und zeige sozusagen in Stellvertretung ein zutiefst betroffenes Gesicht, nämlich das von meinem Kollegen. Bei Rückgabe der  Schularbeiten bleibt der Vorfall gänzlich unerwähnt. Die Frage „Bin ich er oder ist er ich?“ bleibt unbeantwortet.

 

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Geschrieben

Natürlich, haben wir doch alle irgendwann einmal lieber Egon, also geschummelt. Ich schrieb mal etwas in meine Handflächen, sinnigerweise, war dann jedoch durch das Schwitzen nicht mehr lesbar! Tja so kanns gehen - vortrefflich vorgetragen von dir !

 

Liebe Grüße

Uschi

  • Danke 1
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Egon Biechl:

Und, liebe Ilona, hast Du auch geschummelt?

 

Erster Mitarbeiter.jpg

Ich gebe zu, ich habe getauscht. Hausaufgaben gegen Wurstbrot. Nur meistens habe ich vom Wurstbrot nur ein Bissen abgebissen und den Rest für meine jüngeren Geschwister gelassen.  Waren oft harte Zeiten.

  • in Love 1

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