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Meine Gedanken kreisen andauernd um das knapp bevorstehende Ereignis der Einkleidung in den Orden der Diener Mariens. Es ist uns gern gestattet, unsere nächsten Anverwandten an der Zeremonie teilhaben zu lassen, was ich mit großer Freude organisiere. Es handelt sich dabei doch um einen ganz entscheidenden Schritt in meinem Leben.
Feierlich ziehen wir vier Anwärter auf ein Leben als Kleriker, gekleidet in festtäglichen Kleidern, die wir im Zivilleben tragen, in die Kirche ein und nehmen dort vorne im Altarraum Aufstellung. Die Zeremonie beginnt nach einer kurzen aber bedeutsamen Ansprache unseres Pater Provinzial. Bald werden wir dazu aufgefordert, unsere Sakkos auszuziehen und uns mit seitlich ausgestreckten Armen bäuchlings niederzulegen. Zum Hervorheben der Feierlichkeit und zu unserer spirituellen Unterstützung werden die Gebete, die für diesen feierlichen Akt vorgesehen sind, rezitiert. Anschließend wird jeder Einzelne von uns nach vorn gerufen. Die nachfolgende Zeremonie ist zwar für alle sehenswert, aber nicht für jeden verständlich.
Als ich an der Reihe bin, werde ich von unserem Pater Provinzial, unterstützt von einem Diakon, eingekleidet. Zuallererst wird mir ein Kollar, ein weißer Plastikkragen, befestigt an einem Tuch, als Zeichen für die Zugehörigkeit zum Klerus um den Hals gelegt. Unmittelbar danach stülpt man mir die Tunika, den Ordenshabit, über den Kopf. Sie ist bei den Serviten wie alle Textilien schwarz und verhüllt meinen Körper fast bis zum Boden. Anschließend binde ich mir selbst ein ledernes Cingulum (Gürtel) um den Bauch.
Dazu spreche ich: „Umgürte meine Lenden, Herr, mit dem Gürtel des Glaubens und der Tugend der Keuschheit und lösche in ihnen die Glut der Begierde, damit die Kraft der vollkommenen Keuschheit immer in mir bleibt.“ An diesem Riemen hängt bereits ein Sieben-Schmerzen-Rosenkranz, wie er in Anlehnung an die Sieben Heiligen Väter, die Ordensgründer, erdacht wurde. Im Gegensatz zum üblichen Rosenkranz mit  Perlen für fünf mal zehn Ave Maria und fünf Vaterunser ist es ein Rosenkranz mit sieben mal sieben Perlen für sieben Ave Maria und sieben Vaterunser als Symbol für die Sieben Schmerzen Mariens. Darauf folgt das Skapulier, ein Tuch in doppelter Körperlänge, welches einen Ausschnitt für den Kopf hat und über  meine Schultern gelegt wird. Der letzte Teil der neuen Körperbedeckung ist die Kapuze zum Abkapseln von der Umwelt beim Meditieren (und nicht als Schutz gegen den Regen). Damit ist der Habit komplett. Noch ein Zeremoniell erfolgt, das der Tonsur. Im vierten Jahrhundert nach Christus war das zum Zeichen, ein geschlechtliches Neutrum zu werden, noch eine Radikalrasur gewesen, ab dem sechsten nur mehr so viel, dass ein Haarkranz bleibt. Jetzt wird mir bloß ein kleines Büschel Kopfhaar herausgeschnitten, sodass man es gar nicht bemerkt.

 

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Geschrieben

 

Lieber Egon,

 

ich erwähnte ja schon, das ich auf eine Klosterschule ging. Der Orden war „ Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel“ auch bekannt als „Heiligenstätter Schulschwestern“.

 

Dort durften unsere damaligen zwei Klassen (heute ist es eine deutlich größere Schule)einer Einkleidung beiwohnen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, als die Novizinnen ihr ewiges Gelübde ablegten.

 

 

LG Sternwanderer

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Geschrieben

Lieber Egon, ich komme ja aus der ehemaligen DDR. Und im Norden gab es keine Klöster. Allerdings waren die Kirchen in den Dörfern ziemlich stark. Kinder die nicht zur Christenlehre / Unterricht gingen wurden schnell mal ausgegrenzt.  So war Kirche und alles was ich dazu zählte für mich weltfremd und furchterregend. So lese ich nun für mich ganz "fremdartige" Geschichten. 

Liebe Grüße Ilona 

  • Danke 1
Geschrieben

Nun lieber Egon,

da ich auf eine Privatschule ging, die von geistlichen Schwestern 'ziemlich katholisch' geführt wurde, verfolge ich mit Interesse Deine Ausführungen.
Bei uns stand am Stundenplan dreimal die Woche der heiligen Messe beizuwohnen, als es zur Erstkommunion ging, hatte ich unglücklicherweise Feuchtplattern bekommen und durfte daran nicht teilnehmen.

Die 'Ausgrenzung' die dann das Jahr danach erfolgte, immer separat sitzen zu müssen, da ich ja noch nicht zur Kommunion gehen durfte, machten mir als Kind dann ziemlich schwer zu schaffen.
Daran hatten offenbar die gestrengen Schwestern nicht gedacht.

Wieder eine sehr spannende Episode aus Deinem Leben!

 

Liebe Grüße, Uschi

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Egon,

Du beschreibst hier für mich hier, eine fast fremde Welt. Die nüchterne Art Deines Vortrages fesselt und informiert zugleich. Genau wie Ilona, aus dem Ostteil dieser Republik stammend, kenne ich zwar die Biblische Geschichte und deren Darstellungen in der Kunst, habe aber außer der Christenlehre im Vorschulalter, keinen Zugang zu dieser Welt gehabt.

Danke dass Du mir gestattest, an Deinem Werdegang teilhaben zu dürfen. Einen schönen friedlichen Tag Dir. Kurt

  • Danke 1

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