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Geschrieben am

Verbrannt

 

Wann war ich je mehr als dieser kleine Junge

der ins Tal hinab durch Wälder rannte

knorrige Wermutstöckchen zu sammeln

aus denen willkürlich geworfen

eine märchenhafte Zukunft zu lesen war

mit dem Zopfmädchen an seiner Seite

 

Später verbrannten wir vertrocknete Sträucher

da waren wir schon groß ihr Haar offen

eine Fee mit glühenden Wangen beim Feuer

erzählten einander Es war einmal

und es ist schön am Berg gewesen

soviel noch ungelebt und möglich

 

Die Senke ist gerodet für Pfeiler aus Stahl

eine andere Zukunft eine andere Fee

blieb meiner wunden Kehle gnädig

und was brennt sind keine Feuer

nur der Trester im strauchelnden Hirn

immer weniger wird alles und weiter entfernt

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Geschrieben

Lieber Marcel,

 

krasser kann der Gegensatz nicht sein. Sehr schön beschreibst du die Kinder- und Jugendjahre im nahen Wald mit dem "Zopfmädchen" - man kann sich gut hineindenken!

 

In der letzten Strophe fällt die Stimmung jäh ab: Der Trester brennt in der Kehle, das Mädchen von früher ist weg, Industrie macht sich im Tal breit.

 

vor 6 Stunden schrieb Marcel:

immer weniger wird alles und weiter entfernt

 

Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in einer offenen Zeile. -

 

Sehr gerne gelesen, danke!

 

LG Nesselröschen

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Marcel, 

mit großem Vergnügen habe ich eben dein Gedicht gelesen.

Einfühlsame, intelligente Leser können nur begeistert sein. 

 

"Eine Fee mit glühenden Wangen beim Feuer"

 

Diese Szene, diese Erinnerung gibst du uns weiter. 

Augenblicke, die ewig sind. 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Marcel,

deine Bildwelt hat mich eingefangen und so bin ich mit dem Jungen übermütig mitgerannt, habe mit ihm unbefangen die Wälder durchstreift und von einer "rosigen" Zukunft geträumt, bin mit auf den Berg gestiegen, am Feuer leidenschaftlicher Jugendliebe gesessen und schließlich in ernüchterte Erwachsenenwelt getaucht, mitgealtert und leider miterlebt,wie "alles weniger wird", vor allem das "jugendliche Feuer" der Begeisterung, unbekümmerten Lebensmutes, optimistischer Hoffnungen scheinen irgendwo auf der Strecke geblieben. "Hat LI aber nicht auch einiges dazugewonnen, das einen zweiten Blick wert wäre?", frage ich mich als Leserin in meinem eigenen Leben ... und knüpfe an und denke weiter und rücke meine fernen Bilder zurecht.

Das ist doch eines vom Besten, das ein Gedicht erreichen kann !

 

Liebe Grüße

mona

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