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Geschrieben am

Kampf bis in den Tod

 

Mit Schlinge am Hals endet dein Leben heute,

der Hocker steht zittrig auf wackligen Beinen,

so blickst du ganz starr auf die tobende Meute,

der Henker in Schwarz wird in Kürze erscheinen.

Gebaut für den Tod steht der Galgen aus Holz,

die Klappe sie öffnet bei Druck auf den Hebel,

trotz Angst blitzt aus dir ungebrochen der Stolz,

es rinnt dir das Blut von der Stirn hin zum Knebel.

Das, was du getan hast, es war kein Verbrechen,

zur Rache gezwungen, kein Raum für Gewissen,

man wollte dich beugen und seelisch zerbrechen,

dir wurde dein Herz aus dem Körper gerissen.

Kein Freund wagt es für dich um Gnade zu flehen,

doch viele sind hier, ewig mit dir verbunden,

dein Kampf für die Freiheit wird weiter bestehen,

die Seele des Volks ist erdrückt und geschunden.

Du spürst kurz den Ruck, dein Leidensweg endet,

dann zieht dich ein Licht in den endlosen Schein,

dein Körper hängt reglos, doch der Anblick sendet

die Botschaft des Willens in Freiheit zu sein!

Geschrieben

Hi @Sinneswandler,

Zur Rache gezwungen? kein Raum für Gewissen?

Nun, aus Perspektive einer Glaubensgemeinschaft würdest du den Mythos des typischen Märyrertodes heraufbeschwören, wobei sich dessen Kraft erst nach der Vollstreckung entfalltet. Es sind unbeugsame Personen, die für Werte einstehen, allen voran vielleicht Jesus am Kreuze. Zu denjenigen, die an die Freiheit glauben, zählen auch unsere Attentäter - Helden:  Elser, Staufenbergs und co,  sowie die couragierten Soldaten und Drachenkämpfer in der entscheidenden Stunde. 

Wenn sich mit ihrem Tun höhere Werte verbinden lassen, die auf unserer moralischen Gehaltsliste stehen, ist die Welt noch in Ordnung: Sie agieren schließlich in unserem Sinne, wo unsere Feigheit ein Handeln nicht mehr zulässt. Und wir belohnen diese Ausnahme  Akteure, die für uns einstehen, und die Grenzen unserer Feigheit überwinden, mit Bewunderung, Orden und Denkmälern.

Doch gerade wenn es bei der Motivation um Tod, Stolz und Rache gehen will, hört die Begeisterung vieler auf. Da wird die applaudierende Masse erheblich dünner und fragwürdiger. Ein Schlächter aus Butscha würde anderorts wohl auch als Held verehrt werden, der zur Rache gezwungen sein Gewissen ausschalten kann. Die gesamte westliche Hemisphäre würde den Kopf schütteln, weil er für die Freiheit einer Kleptokratie einsteht. Bei nationalistisch motivierten Freiheitskämpfern, bei Extremisten und Terroristen, bei Fanatikern, bei Suizidalen und Möchtegernhelden werden sich immer Claqueure einfinden, die dein Gedicht feiern. Aber hier werden sich die Geister scheiden.

Es ist deshalb für mich sehr ambivalent lesbar,  weil in meinen Augen nunmal nicht alles unter Heroismus und Märtyrertum verbucht werden kann. Eine Konkretisierung täte deinen Zeilen gut. Worum will es dir gehen? Wen hast du im Auge?

L.G. Amadea

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Amadea,

vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Ich bin immer wieder überrascht und fasziniert über Blickwinkel verschiedener Menschen

und genauso, oder noch mehr,  wie ich selbst mein eigenes Gedicht nach einem Kommentar anders betrachte. Zu allererst hat dieses Gedicht nichts,

aber wirklich überhaupt nichts mit aktuell allgegenwärtigen Themen für mich zu tun. Letztendlich war ich einfach nur von gewissen Filmen

und den dazugehörigen Helden inspiriert... Ich würde sagen vordergründig war mir eine Mischung aus " Braveheart" und " Robin Hood"

in den Gedanken. Der eine rächt den Tod seiner Liebe ( Herz aus dem Körper gerissen) und tötet mehr oder weniger "gewissenlos" ( er stirbt am Ende (wie im Gedicht) für die Freiheit im Kampf für Schottland).

Der andere raubt gewissenlos die Schätze der Reichen( Seele des Volks erdrückt... von habgierigenTyrannen) und verteilt sie an die Armen...(sollte laut den damaligen Herrschern auch am Galgen enden...)

Irgendwie kam es mir in den Sinn die Situation zu beschreiben und im Hinblick auf diese FILME kann man mein Gedicht vielleicht

als Beschreibung des Kampfes für das offensichtlich " Gute" sehen( Natürlich empfand der Sheriff von Nottingham das anders :-)).

Zum Thema " ambivalent lesbar" würde ich fast schon sagen, dass viele

Gedichte keine erkennbare Eindeutigkeit vorweisen...wäre ja auch langweilig.

...Jedenfalls hoffe ich für  Klarheit gesorgt zu haben, welche Art von Kampf ich im Kopf hatte...

 

Liebe Grüsse

 

Sinneswandler

 

 

Geschrieben

Danke für deine Klarstellung, Lb. @Sinneswandler,

einem  Politiker steht die Ambivalenz gut zu Gesichte, er will ja von allen Seiten gewählt werden. Die zunehmend sich  polarisierende Welt  verlangt nach Eindeutigkeit, weil einfach zuviele Befreier in Robin Hoods Gewändern ihren Ruhm suchen.  LG Amadea

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