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Geschrieben am

Tagsüber starren verlorene Gedanken

auf einer fremden Bank

in einer fremden Stadt

an fremden Wände auf fremde Zeichen

Leere Augen klammern sich

an den Zeiger einer Bahnhofsuhr

 

Nur nachts wenn das Licht

in der Turnhalle endlich ausgeht

graben sich die kleinen Hände

in den vertrauten Geruch

eines kleinen blauen Elefanten

Er wird mit salzigen Tropfen benetzt

 

Mit dem Mond gehen Gedanken auf die große Reise

und aus der Ferne ist schon der Klang

von vertrauten Stimmmen zu hören

Schnelle Schritte auf der Treppe

Ein helles Lachen

begleitet von Opas Hustenanfällen

 

Hastig rücken Stühle an den Tisch

Der Dirigent in der alten Standuhr

schlägt mit dem Zeiger den Takt 

Er mahnt zur Ruhe und Besinnung

Rhythmisch klappern

Teller, Tassen und Löffel

 

Erschöpft versinkt die Erinnerung

an eine Küchensymphonie in den Schlaf

Irgendwo

zwischen fremden Decken Gerüchen und Kissen

wälzt sich nackte Angst

und wartet auf ihren Albtraum

  • Gefällt mir 5
  • wow... 2
Geschrieben

Unerträgliches und doch so realistisch zeichnest du in deinem Gedicht manches Ankommen aus dem Krieg. Nicht speziell aus der Ukraine.  Es kann genauso in Syrien, in Afghanistan in Mali sein.

Ich kenne wirklich solche Ängste aus meiner Flüchtlingshilfe. 

Ich habe heute eine Mutter nicht trösten können in unserer Spendenausgabe. Ihr 4jähriger Sohn wollte nichts von den Sachen annehmen, er wollte nur nach Hause und war böse mit seiner Mutter.  Die Mutter war so hilflos und traurig was hätte ich schon tröstliches sagen können. 

Liebe Grüße Ilona 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Amadea, gratuliere!

 

Das ist große Dichtung: einfühlend, den Seelenschmerz auslotend,

dargestellt in eindringlichen, nachwirkenden Bildern, die unter die Haut gehen.

 

Ein herzliches Dankeschön für Dein herausragendes Gedicht.

 

Lieben Gruß

Carolus

  • Danke 1
Geschrieben

Einfühlsam geschrieben, liebe Amadea.

 

So könnten die Geflüchteten fühlen, die ihr Leben gerettet haben, aber heimatlos geworden sind. Nachts kehren die Bilder der alten Nähe wieder, verfremdet von der Angst, die jetzt daran klebt.

 

Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum

  • Danke 1
Geschrieben

Hi @Ostseemoewe,

wir müssen uns gegenseitig wach halten, wollen wir mal sehen, wie lange die Empathie anhält. Erschreckenderweise unterliegt Betroffenheit einer Abnutzung. Die  Einfühlsamkeit und Willkommensgesten geraten schnell zu Last, und aus dem kleinen quengelnden Kind wird eine undankbare Göre. 

danke für dein Feedback, Amadea

 

lieber @Carlolus, lb @gummibaum

danke für euren positiven Kommentar,  L.G. Amadea

 

 

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