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Wenn Menschen beieinander leben
und sich auch sonst gesellig geben,
dann kann es schon einmal geschehen,
daß sie was lustiges erspähen.

Ich glaub, man kann gewiß weissagen;
in jungen wie in späten Tagen
gab es so mancherlei Humor.
Mal war man Held, mal nur der Tor.

Letztlich erwächst uns diese Chose
doch nur aus eben jener Sauce,
die man sich selbst hat eingebrockt,
wenn man aus Eitelkeit hoch zockt.

Der eine sieht in sich den Weisen,
der andre meint, er müßt beweisen,
wie er die Welt zusammenhält,
weil grad sein Wort besonders zählt.

Zwei Männer waren einst beschäftigt
zu schaffen in 'nem Hause kräftig.
Doch weil örtlich versetzt sie schufen,
mußten sie sich oft lauter rufen.

Das hörte dann ein heimisch Weib,
die wohl aus puren Zeitvertreib
genau das alles wissen wollte,
was sie im Grunde gar nicht sollte.

Da dachten sich die zwei Kollegen,
die Dame müßte man bewegen
zu einem Späßchen, um zu sehen,
ob sie auch das würde verstehen.

Sie mischten Gips mit brauner Güte
und gossen dies in eine Tüte.
Dann schnitten sie ‘ne Ecke auf.
Der braune Fluß nahm seinen Lauf.

Geschickt dies kreisförmig gedreht;
ein jeder sieht, was da entsteht.
Ein wenig Wasser auf den Berg.
Fertig ist jenes Possenwerk.

Wenn dieses vor der Tür geschah,
entfernt man sich, wenn man zu nah.
Nun noch getan, als ob es wichtig,
ruft man sich zu. So wird es richtig.

Tatsächlich kommt, ganz ungelogen,
die Frau heraus. Im engen Bogen
beugt sie sich zu dem Haufen nieder
und lachend steht sie auf dann wieder.

„Das haben wir auch mal getan,“
erinnert sie sich schnell daran
und geht zurück mit stolzer Brust,
weil sie vom Nonsens hat gewußt.

Was machen aber beide Knaben,
die jetzt erst recht Geschmack dran haben,
den Haufen weiter zu verwenden.
Wie mag die Sache wohl noch enden?

Im Nebenhaus, wo sie auch wirken,
steht ein Kamin mit Holz von Birken.
Da legen sie den Haufen hin.
Gar närrisch ist der Täter Sinn.

Der Mieterin wird nun gesteckt,
daß peinliches man hat entdeckt.
Der ist beileibe nicht zum Lachen
und will daraus ein Drama machen.

Sie rennt mit großen Schritten los,
zu stellen ihre Maurer bloß.
Doch ginge hier der Scherz zu weit,
weil Zeter, Mordio sie schreit.

Drum wird die Sache schnell geklärt,
bevor noch Ärger hier einkehrt.
Nun gibt es Lacher gar en masse,
da sich herumspricht dieser Spaß.

Jetzt ist wohl Schluß, wird man sich denken.
Doch einer will noch mehr verschenken.
Er nimmt den Haufen mit nach Hause,
zu machen dort die große Sause.

Auch er wohnt in einem Gebäude,
wo leben acht Familien heute.
Und das besitzt zwei Eingangstüren,
die in zwei Treppenhäuser führen.

Wenn man von dort zum Boden geht,
ob früh am Morgen, abends spät,
wird ein Aufbau mit Tür durchquert.
Das ist fürs Klima nicht verkehrt.

Doch weht der Schnee im Winter stark,
ist’s für die Zwischendecke arg.
Dann muß der Schnee beseitigt werden.
Sonst wird man Wasserflecke merken.

Deswegen meinte der Witzbold
zur Mieterschar: „Wenn ihr nicht wollt,
daß wir von nassen Wänden träumen,
müssen wir bald den Schnee wegräumen.“

Das taten sie auch wirklich bald,
selbst wenn zunächst es war dort kalt.
Als dann einmal niemand geschaut,
der Schelm den Haufen aufgebaut.

Wann immer er auch Schnee hinwarf,
der Blick der andren war nicht scharf.
Erst als er fragte was das sei,
riefen entsetzt sie: „Das ist Schei...!“

Um gleich darauf zu manifestieren:
„Mein Kind tat dieses nicht verlieren!
Es waren wohl des Nachbars Kinder,
die sich entluden diesen Winter.“

„Dann kommt es rüber,“ schlug man vor
und alle stimmten zu im Chor.
So brachten sie mit kalter Hand
es dorthin, daß man es dort fand.

Nur schien man nicht darauf versessen.
Hatte man es vielleicht vergessen,
sich auch des Schnees zu erwehren?
Der Wissende mußt sie erst lehren.

Auch jene vier Familien fanden
das Überbleibsel und sie standen
gleichsam und füreinander ein:
„Nur Nachbars Kinder konnten ‘s sein.“

Sie aber trugen ‘s nicht zurück.
Vielmehr versuchten sie mit Glück
im Wasserklosett bis zum Morgen
das Unding schweigend zu entsorgen.

Freilich, als das am andren Tage
nicht klappte, stand ganz außer Frage,
wer Übeltäter war gewesen.
Da lachten sie. Hier kann man‘s lesen.

 

[2019]

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