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Dinner at eight

 

 

Ich habe meinen Laptop mit grüner Acryl Farbe angestrichen. Der sah nämlich total langweilig und spießig aus. Und ich will alles andere sein, nur nicht öde, einförmig und farblos. Fade und ausdruckslos habe ich hinter mir.

 

Ich reihe mich nun selbst in eine Farbpalette großartiger, spannender Persönlichkeiten ein:

 

Obama, Ghandi, Einstein, Newton, Mickey Maus, Oscar Wilde, George Hamilton IV, Paracelsus, Pluto, Iron Fist, Saladin, Platon, Daredevil und Jesus von Nazareth.

 

Natürlich schießen gleich wieder ein paar andere Gedanken quer. Kenne ich ja schon:

 

 

Frau Dr. Quinn – Die Zahnärztin aus Leidenschaft

 

BA > Blumenduft Allergie!

 

 

Mein Job, bei der Hyazinthen AG 1218, wurde mir gekündigt, weil ich 2 Wochen lang, wie ein Hund aufjaulte, wenn bestimmte Pflanzen mich, in irgendeiner Weise, berührt haben.

Die ersten Tage, war das ganz lustig und alle haben sich schlapp gelacht, aber irgendwann hatte sich der Reiz des Neuen totgelaufen. Wir alle kennen das ja aus Beziehungen. Erst ist alles Top, aber nach einer Weile merken wir, das der Andere auch nur ein, mit Fehlern behafteter Mensch und nicht der ersehnte Traumpartner ist. Also. Trennung. Logisch. Oder?

 

Frau Dr. Quinn fand dann heraus, das es sich bei mir, um eine Blumenduft Allergie handelte. Äußerst selten. Äußerst schwierig zu behandeln.

 

Wir versuchten es mit Hubertus Saft und Xantippen Juice. Brachte beides nichts.

Ich bekam nur einen Schluckauf und einen Ausschlag. Egal. Zurück zur Geschichte.

 

Mein Körper lümmelt zwanglos auf meinem alten Lederimitat Ohrensessel, den ich in einer Kleingarten Siedlung in einer Hütte gefunden habe und ich erinnere mich wehmütig an meine Zeit in der Postabteilung des Präsidenten (2 Wochen). Hatte mir ein neues System für wichtige Briefe ausgedacht.

 

Alle Umschläge, die besonders dick und schwer waren, mussten endlose und wichtige Informationen für die Geschicke des Landes und viel Lob an das Oberhaupt der mächtigsten Nation der Welt beinhalten. Diese versah ich mit einem roten Kreuz und einem wichtig aussehenden Stempel in schnörkelloser Schrift und marineblauer Tinte:

 

 

Top Secret: Nur vom Präsidenten zu öffnen!

 

 

Die Idee wollte ich mir so schnell, wie möglich patentieren lassen, aber bereits am nächsten Morgen gab es eine Explosion im Vorzimmer des Staatsoberhauptes. Die Chef Sekretärin riss versehentlich einen, mit einem roten Kreuz markierten, Brief auf und die Bombe darin katapultierte Teile von ihr bis nach Kansas.

Das war sowohl für Kansas, als auch für sie kein schöner Arbeitsbeginn.

 

Ich hab dann vorsichtshalber gekündigt, wegen einer verstauchten Hand und obszöner Anrufe vom Secret Service. Und einem guten Job bei Mc Donald als Bürger Sortierer.

Schwarze Bürger nach links. Weiße Bürger nach rechts. Die gelben und roten hatten einen Sondertag einmal im Monat. Hat sich aber dann doch nicht durchgesetzt. Gab von der Verwaltung nur Genörgel. Hatte es nur mit Banausen und Rechtsverdrehern zu tun.

Irgendwann sollten sie die Verfassung noch mal durchgehen. Schließlich wollte ich nur den Kundenstrom besser durch den Verkaufsraum leiten, um Wartezeiten zu verhindern.

 

Viele hielten das für Diskriminierung von Minderheiten. Ich sagte: Minderheit bin ich selbst, sonst würde ich nicht bei Mc arbeiten, sondern im Weißen Haus.

 

Naja. Ich will mich nicht darüber aufregen. Das ist Schnee aus vergangen und kalten Tagen.

 

Nur das Jetzt sollte für die Besten und Fortgeschrittenen zählen.

 

Das Heute ist die Folge von Gestern und im Morgen liegt die Vorstellung einer besseren Zeit.

 

Naja. Schön wär`s. Ich dachte immer: Morgen ist genauso beschissen, wie heute.

 

Nur schlimmer!

 

 

 

Übrigens heute. Es gibt wieder keinen Kaffee. Werde ich jemals Einen bekommen oder bis zum Ende Koffeinlos durch die Weiten wandern müssen.

Ich überlege, ob grüner Kaffee nicht auch ein großer Verkaufsrenner wäre. Dann könnte man den Leuten vorlügen, sie würden was Gutes für die Umwelt tun. Weil grün ja nachhaltig und Natur bedeutet. Und wir könnten den armen Bauern aus Guatemala zwei Eicheln schenken, die sie auf ihrem kargen Boden einpflanzen sollen, damit da große, deutsche Eichen drauf wachsen. Dann würden wir sagen, das wir für zwei Packungen verkauften, grünen Kaffee zwei Bäume pflanzen. Das ist eine schlaue Idee von mir, weil alle viel Geld verdienen und die Bauern in 40 Jahren zwei neue, starke Eichen haben und sich im Sommer in ihren Schatten legen können und sich überlegen, wie dumm sie waren, uns Ausländern zu vertrauen, als wir sagten:

 

„Wir wollen nur das Beste für ihr Land und ihr armes, arbeitsreiches, nutzloses Leben.“

 

Das Telefon klingelt.

 

War nur einer von diesen Perversen, die ins Telefon stöhnen und sich einen runterholen.

Wieso macht das eigentlich nie eine wunderschöne Frau mit schwarzem Negligé und tollen, stehenden Brüsten. Bestimmt, weil die viel zu schlau sind. Viel schlauer, als die Männer.

 

Bei mir fiel das auf fruchtbaren Boden. Meistens dachte ich, das mir meine Dummheit vererbt worden ist.

In meiner ganzen Familie gab es nie so was wie Intelligenz. Und wenn, hat das mein Onkel Waldemar auf dem Schwarzmarkt vertickt und den Rest der Familie weiter im Dunkeln tappen lassen.

„Intelligenz füllt keine Bäuche.“ ,sagte mein Vater immer, wenn ich eine Frage stellte.

 

Und.

 

„Dummköpfe regieren die Welt, deshalb ist es schlau sich blöd zu stellen.“

 

Ich hasse meinen Vater mehr, als meine eigene Unsicherheit. Er ist der Teufel und hat unser Leben, wie ein Reich der Finsternis regiert.

 

Ich habe meinen Laptop wieder schwarz gestrichen, weil dieser Öko Mist nur für die Reichen funktioniert. Die suchen ja immer nach neuen Verkaufsstrategien und mit der Bio Chose haben sie uns wieder ihre Hände um den Hals gelegt.

Jedenfalls lassen sie uns unsere Dummheit nicht bemerken, weil sie so tun, als würden sie verantwortungs- und Umweltbewusst handeln und wir müssen dann so tun, als würden WIR nicht merken, wie blöd wir tatsächlich sind, weil wir auf diesen Humbug mit der Natur reinfallen.

 

Ganz schön schlau, diese Werbe Fuzzis!

 

Habe das Gefühl, das ich heute ein bisschen genervt von diesem ganzen Mist und meinem Leben bin. Wenn ich nicht bald was von der schwarzen, heißen Brühe bekomme, drehe ich durch. Komisch, wie abhängig man von solch banalen Dingen, wie Kaffee, Luft und Marmeladenbrötchen sein kann.

 

Heute morgen kam ein Bericht über Salvador Dali im Radio und den fand ich interessant, weil Salvador immer nur das gemacht hat, was er für richtig hielt. Am besten fand ich die schlaffen Uhren und die Elefanten auf Stelzen. Außerdem, war der wohl auch verrückt.

Er hielt den spanischen Diktator Franco für einen Superhelden. Dabei, war das nur einer von den üblichen Superschurken. Dali hatte Glück das er nicht in 13 Eichen gelandet ist. Denn da kommen alle Querdenker hin. Manchmal ist das richtig und manchmal nicht.

 

Meistens denke ich, das es schön und bequem ist, mit dem Strom zu schwimmen.

Du lehnst dich entspannt zurück und lässt dich treiben. Immer nach Süden. Richtung Biskaja.

Auf der Luftmatratze, mit den anderen blinkenden Heringen in einem Strom dummer, hirnloser Glückseligkeit. Herrlich!

 

Aber da ich selber meine Unfähigkeit zur Schlauheit bemerke, bin ich wohl nicht so doof,

wie ich dachte. Mist!

 

Und weil ich das jetzt erkenne, entscheide ich mich die Tage in meinem Tagebuch wegzulassen und alles in der Gegenwartsform zu schreiben, da dieser Fall ohnehin bald gelöst ist, oder wir alle tot im Hudson treiben. Mann, bin ich schlau!

 

Das alte Radio, aus good old Germany, auf dem verstaubten Regal, tut immer noch seine Arbeit. Ich schmeiße es an und habe Glück. Sie spielen - I`ve got a crush on you – von Sinatra.

Da ich diesen Song liebe, singe ich jede Zeile leidenschaftlich mit. Alle Eintagsfliegen und Staubpartikel, die sinnlos im Raum herum schweben, gucken mich an und wünschen mir die Krätze an den Hals.

 

Kann mir egal sein, da ich der Typ mit der Kanone bin. Und ich weiß, das der Macker mit der Schusswaffe das Sagen hat und sich deswegen auf dickem Eis bewegt und wenn ihm jemand blöd kommt, bläst er ihm einfach den Schädel mit seiner 45er weg.

Fühle mich wie King Kong. Bin unbesiegbar. Bin die größte Nummer in diesem Affenhaus.

 

Ne` warte mal. Das Ende war doch so, dass sie ihn vom Empire State Building geschossen haben und er elendig verreckt ist. Mist. blödes Beispiel.

 

Gerade, als ich mich mit einer anderen mächtigen Figur aus einem mega bekannten Märchen vergleichen will, geht die Tür auf und das gleißende Sonnenlicht strömt, wie eine Flutwelle in den abgedunkelten Raum. Instinktiv ziehe ich meine Schusseisen. Wie wird die eigentlich entsichert?

 

„Wo ist der Tresor?“ ,höre ich Tamaras Stimme.

„Liebling wir.......“ ,höre ich Josephine sprechen.

„Schnauze. Dafür habe ich keine Zeit. Ich brauche das Paket.“

„Ganz schön rüder Umgangston, für so eine heiße Puppe.“ ,flöte ich mit dunkler Marlow Stimme in den Raum und ziele mit ruhiger Hand auf ihren Adamsapfel. Dann fällt mir ein, dass Frauen ja gar keinen haben und ich ziele aufs Herz. Aber wahrscheinlich hat Tamara das auch nicht.

„Monday. Du überrascht mich immer wieder.“ ,sagt Tamara.

„Kann ich von dir nicht behaupten.“ ,halte ich dagegen.

 

Mit einer lässigen seitwärts Bewegung meiner Pistolero Hand beordere ich sie nach draußen und ziehe so verächtlich wie möglich meine rechte Oberlippe nach oben.

 

Mann! Ich bin so cool.

 

Auf dem Weg zum Tresor müssen wir das - de Sade - verlassen und in ein gut gesichertes Nebengebäude. Der Sand knirscht unter unseren Füßen und ein leichter Wind kühlt mein brennendes Gesicht, während meine Wimpern, wie Fahnen in der Brise flattern.

 

Im Nebengebäude schlägt uns eine modrige Welle, die freudvolle Erwartung aus dem Gesicht und Tamara dreht sich um und schlägt mir, mit einem Lächeln, die Waffe aus der Hand.

Ihr Tritt gegen meine Brust schleudert mich zu Boden und nimmt mir die Luft.

 

Denke sofort an die dritte Klasse. Grundschule. Umgeben von den Idioten, die so tun, als wären sie meine Klassenkameraden und dem weiblichen Geschlecht, das ich immer schon angehimmelt habe, sollte ich, im Sportunterricht, einen Sprung über das Pferd machen.

Auf meine Äußerung, das der große Alexander sicher auch nicht, so mir nichts dir nichts auf seinen Bukephalos gesprungen ist, antwortete Herr Ritzenfinder, unser Sportlehrer:

 

„Wenn du nicht sofort springst, bekommt dein Vater einen blauen Brief.“

„Wenn das passiert, werde ich mich wohl in die Reihe von bekannten Persönlichkeiten einreihen.“ ,meinte ich.

„Einreihen?“

„Ja. Einreihen. Jesus, zum Beispiel, der ist mit 33 gestorben.“

„Jesus?“ ,fragte er wieder. Aber diesmal noch ungläubischer. Ne` warte mal. Unglaubiger. Mist. Ungläublicher? Scheiße! Egal.

„Ja. Aber Hitler ist erst mit 55 gestorben.“ ,gab Herr Ritzenfinder, bauernschlau von sich.

„56!“ ,gab Herr Ritzenfinder, bauernschlau von sich.

„Was?“

„Hitler hat sich am 30. April 1945 im Führerbunker erschossen. Danach wurde seine Leiche und die von Eva Braun verbrannt. Unser Führer war 56 Jahre alt.“

,dozierte Herr Ritzenfinder.

Ok. Da hatten wir wohl alle was für den Geschichtsunterricht gelernt. Und gleichzeitig, das unser von allen Schülern gehasster Sportlehrer, Herr Ritzenfinder, ein glühende Verfechter des Nationalsozialismus war. Klasse.

 

Vielleicht sollte ich IHM einen blauen Brief schreiben!

 

„Was ist jetzt Moon? Wird`s bald?“ ,schrie er.

 

Mann. Ritze, war so Impertinunt. Impertonint? Impertunent? Scheiße! Am besten lasse ich das mal mit den Fremdwörtern.

 

Jedenfalls. Niemand wollte einen blauen Brief, also lief ich an, hüpfte auf das Sprungbrett, jumpte über dieses Ding und fiel krachend auf meinen Rücken. Sofort setzte die Atmung aus und ich bekam keine Luft mehr.

 

Meine Brüder, die Flußkrebse, starben reihenweise an denselben Vorboten. Auf dem Rücken dahinsiechend und in einem letzten Seufzer sterbend. Ich jabste, dämlich berührt, mit den letzten Einhörnern um die Wette.

 

Kommen wir wieder zum Wesentlichen. Ich liege, mit verkrampften Fingern auf dem Boden und versuche ein bisschen Sauerstoff in meine Lungen zu pressen.

 

Tamara zieht eine brandneue Luger aus ihre Handtasche, zielt damit auf mein engelgleiches, verzerrtes, rotbraunes Gesicht und sagt:

 

„Das war`s Kleiner.“

 

ECHT JETZT. - Das war`s Kleiner? - Geht`s noch peinlicher?

 

Und gerade als sie mich ausknipsen will, springt Schinkel von der Seite heran und beißt ihr in den Arm. Sie schreit und flucht und versucht ihn abzuschütteln. Aber Schinkel ist eisenhart. Er lässt nicht los. Dieser niedliche Schinkel wird zur rasenden Bestie.

 

Tische und Stühle werden umgeworfen und in diesem ganzen Durcheinander können Francine und Josephine flüchten. Tamara knallt mit dem Kopf auf die Bar und rührt sich nicht mehr.

Ich prüfe den Atem. Vorhanden. Fummle aus ihrer Handtasche das Kaugummipapier und finde nur die Zahl 13 und die krakelige Unterschrift von Adolf Hitler.

 

„Du findest die anderen Zahlen anhand der Stellung der Buchstaben im Alphabet.“

,quatscht mich Feng von der Seite an.

„Alter. Bist du verrückt? Wo kommst du denn auf einmal her?“ ,rufe ich, zusammenzuckend.

 

Er deutet mit seinem kleinen, beringten Finger zur Tür. Ich verdrehe die Augen, um ihm zu zeigen, dass diese Aktion für`n Arsch war.

 

„Also schauen wir mal.“ ,sage ich so professionell, wie möglich. A = 1. D = 4. O = 16.“

„15.“ ,mischt Feng sich ein.

„Was?“

„O = 15.“

„Feng, haben sie nichts zu tun? Koi Karpfen besamen zum Beispiel?“

„L = 12. F = 6.“ ,fährt er ungerührt fort.

Ich überlege, ob ich den kleinen Feng in einen Umschlag stecke und zurück nach Afrika schicke.

 

Schinkel, der nervige Feng und ich gehen Richtung Tresor und stehen vor einer verschlossenen Holztür. Feng stellt sich davor und nach kurzer Konzentration tritt er die Tür mit einem Kiai – Schrei ein.

Wahnsinn. Vielleicht war er früher Shaolin in einem Kloster. Die müssen ja die krassesten Übungen ausführen und aushalten. Auf einem Bein stehen. Mit der linken und rechten Hand zwei große Wassereimer, vom Körper weghalten und Gedichte von Li Bai und Dufu rezitieren.

 

„Repekt Feng. Das hätte ich ihnen nicht zugetraut.“

 

Er rümpft nur die Nase und geht hinein. Dem Penner werde ich kein zweites Mal ein Kompliment machen.

Ich öffne den Tresor und entnehme das Paket Nummer 10. Kurz darauf setzt mich ein Handkantenschlag vom aller Feinsten außer Gefecht und ich sacke zusammen.

Feng, dieser Schweinepriester, hat mich niedergestreckt.

Sofort geht Schinkel auf ihn los, aber Feng setzt ihn mit einem gezielten Fußtritt außer Gefecht. Der arme Schinkel fliegt jaulend in die staubige Ecke des verwahrlosten Raumes.

Draußen hören wir Schritte und Rufe. Feng flieht. Kurz darauf betritt Tasty den Ort der Schande. Wie konnte ich nur auf Feng reinfallen?

 

Die Welt ist gemein und ungerecht. Tasty packt meinen Kopf und mit einem lauten Knacks hat sie meine Wirbel wieder in die richtige Reihenfolge gebracht.

 

„Hab in Abendkursen eine Ausbildung zum Orthopäden gemacht.“ ,stellt sie lakonisch fest.

„Du bist der Hammer!“ ,erkläre ich. „Wieso du noch keinen Mann hast ist mir unerklärlich.“

„Das liegt wohl an den Arbeitszeiten.“ ,lacht sie.

„Damit komme ich klar.“ hauche ich ihr ins rechte Ohr.

 

Schinkel kommt langsam heran und beschnüffelt Tasty. Dann legt er seine Schnauze auf ihr Knie.

 

„Gott. Du bist ja ein ganz Süßer. Du kleiner Stinker.“ ,ruft sie erfreut aus. „Heute Abend wird aber geduscht Schinkel.“

 

Er guckt kurz hoch und dann gleich wieder weg. Begeisterung sieht anders aus.

Tasty hebt das Schlappohr von Schinkel und flüstert:

 

„Ich meinte doch nicht dich. Ich meinte ihn.“ ,und zeigt dabei mit dem Daumen auf mich.

 

Schinkel kuschelt sich noch tiefer in Tasty`s Schoß.

 

Das wird mir dann doch ein bisschen zu intim.

 

„So. Wir müssen los!“ ,verkünde ich laut und reiße die Beiden aus ihrem Kuschelkurs.

 

Paket 10 hat die Größe eines Hundeknochens, aber eins von der ganz kleinen Sorte. 5 x 5 cm.

Gepolstert. Mann. Da passen doch nie 200 Kilo Kokain rein. Oder ging es um 200 Gramm?

Auf jeden Fall schiebe ich es an die sicherste Stelle meines Körpers. Direkt zwischen meine Beine und an meinem rechten Ei vorbei. Da lasse ich immer ein bisschen Platz für extravagante Spielereien. Ihr wisst schon was ich meine!

Zu dritt trotten wir die Straße runter. In meinen Gedanken nenne ich uns die großartige:

 

Gun Hill Road Gang

 

 

„Wir sind gemein und wir sind gefährlich. Wir leben in den Hinterhöfen und ernähren uns von Marmeladenbrötchen.Wir sind Bonnie & Clide und der Hund von Baskerville.

Die zähnefletschende Bestie, die dir in 10 Sekunden das Fleisch von den Knochen nagt.“

 

Ich schaue zu Schinkel hinunter, der zwischen uns geht. Er blickt zurück und schaut mich mit treudoofen Augen an. Naja, vielleicht nicht gerade Baskerville. Doch eher Spike der Astronautenmops. Ich grinse ihn, mit einer Mischung aus Schadenfreude und Freundschaft, an. Da er viel schlauer ist, als ich, schaut er mitleidig zurück und leckt mir die Hand.

Schätze, wir sind einfach ein gutes Team. Mann. Ist das abgedroschen.

 

Meine Straße wird von zahlreichen Bäumen gesäumt. Der Duft von Jasmin wabert um die Ecke und zieht in meine Nase ein. Es ist ein Déjà Vu. Etwas aus der Kindheit. Ein Zwinkern.

Eine Erinnerung. Ein Leben vor dem Leben.

 

Ein Gefühl kriecht herauf. Ich will es halten. Will Weinen und Lachen.

Es ist flüchtig, wie ein Augenblick. Ein Atemzug. Das Glück.

Aber das Glück lässt sich nicht halten. Die meisten können Glück nicht mal begreifen. Sie denken, es ist ein neues Auto oder ein Kühlschrank oder ficken in einem Astronautenkostüm.

 

Es ist ein Nichts und es ist Alles. So wie Gott. (Also, wenn er existieren würde!)

 

Selbst mit einer Fotografie können wir es nicht. Die Leute haben tausende von Fotos. Vielleicht wollen sie ihre Kindheit damit festhalten. Oder das Leben ihrer Nachkommen, damit sie sagen können:

 

„Schau mal, wie süß der kleine Hans da war. Heute ruft er höchstens 1 mal im Monat an und wir haben uns nichts mehr zu sagen. Wir sprechen über das Wetter und den Ärger mit seiner Frau und ich nörgle über die Nachbarin, weil die nachts in ihrer Wohnung mit Stöckelschuhen hin und her läuft.“

 

Schau mal, wie schön früher alles war. Genau das gleiche haben unsere Eltern von uns gesagt. Und wenn unsere Kinder Kinder haben, werden die das Gleiche von ihren Kindern sagen.

 

Fotografien lügen uns die Hucke voll, damit wir glauben können, das alles wieder so wie früher werden kann. Irgendwann. Aber ich sag` Euch was: Der Zug ist abgefahren.

 

Wenn wir uns nicht vorwärtsbewegen oder stehen bleiben schluckt uns das Leben.

Wir werden, wie das neue Auto oder der Kühlschrank oder das Astronautenkostüm.

Wir werden zu einem leblosen Ding. Zu einem wiederkäuenden Etwas, das frisst und fickt und scheißt und stirbt.

Oh, Mann. Ich glaub ich bring mich gleich um.

Diesen sentimentalen Scheiß braucht kein Mensch.

 

Wir setzen uns auf die alte verwitterte Bank vor meinem Haus. Wir fühlen uns wie ein altes, verwittertes Ehepaar. Nur jünger. Schinkel legt diesmal seinen Kopf auf mein Knie.

Natürlich durchschaue ich ihn und bemerke sofort, das er nur mich und meine Eifersucht beruhigen will. Tut trotzdem gut, Kumpel.

 

Ein Eichhörnchen liegt lässig auf einem Ast und kratzt sich den weißen Bauch. Aus einem Fenster höre ich den Klang einer Trompete. So Old School. Wie aus einem alten

schwarz/weiß Film mit Humphrey Bogart. Klingt fast so, als wäre das Leben eine wundervolle Folge aus Candyworld.

 

Denke gerade an einen heißen, dampfenden, schwarzen Kaffee, als Sir Edward Holmes samt Zylinder und Gehstock vorbeischlendert. Der Mann hat echt Stil.

 

„Meine Dame. Mein Herr.“ begrüßt er uns und lüftet dabei mit Daumen und Zeigefinger seine elegante, schwarze Kopfbedeckung.

„Darf ich vorstellen: Sir Edward Holmes, von allen nicht Detektiven, mit einem irreführenden Namen, mein Lieblingsnachbar.“ ,sage ich mit näselnder Stimme und versuche aristokratisch zu wirken.

„Sie machen das gut, mein junger Freund.“ ,bestätigt mich Edward.

„Sie Schmeichler.“

„Nein. Nein. Sie haben es verdient.“

„Nein sie.“

„Nein sie.“

 

Das Gespräch wogt noch eine ganze Zeit mit leichten Variationen in dieser Art hin und her, bis Tasty dazwischen fährt und uns alle zu einem Kaffee im Coffee Shop einlädt.

 

Da sitzen wir dann und und schauen dem riesigen, mit toten Fliegen verklebten, Ventilator zu.

Mann, dreht der sich langsam. Ich schaue auf die Uhr an der gelben, nikotinverseuchten Wand. Der Sekundenzeiger geht noch langsamer. Vielleicht reisen wir schon in der Zeit zurück und wissen es gar nicht.

 

Irgendwo zirpt eine Grille und während ich erwarte das John Boy Walton den Laden betritt und mir eine Gute Nacht wünscht, spaziert ein Mann in den Laden. Ich erkenne ihn sofort. Der zerknautschte Hut. Die alte, speckige Jeans. Es ist der Cowboy. Shit. Alter.

 

Das muss Jahrzehnte her. Er sieht müde und abgehalftert aus.

An seiner rechten Seite trägt er einen Colt. Ich bin mir sicher, das das verboten ist.

 

„Hey Junior. Lange nicht gesehen.“ ,krächzt er.

„Hello Lost man.“ ,zische ich Eastwood mäßig, zwischen meinen Zähnen hervor.

„Ich suche deinen Onkel.“

„Wir alle suchen nach etwas. Bei meinem Onkel kommst du zu spät. Abgekratzt.“

„So kurz vor dem Ziel.“ ,knarzt er verbittert vor sich hin.

„Wir sollten gehen.“ ,meldet sich Holmes zu Wort.

„Hier geht niemand, irgendwo hin. Ich will meine Formel zurück. Wo ist C/UDV12?“

„Was soll das heißen?“

„Ich habe damals in einem Labor gearbeitet. Ich war der Beste. Viel besser als die ganzen anderen Dummköpfe. Jahrelang habe ich an dieser Formel gearbeitet.“

„Ach. Um die ganze Menschheit auszulöschen. Geil. Super Job!“

„Du Holzkopf. Es ging um etwas ganz anderes. Ich wollte das Leben verlängern. Ich wollte Ewigkeit. Aber die Menschen starben. Zuerst. Doch dann nach einiger Zeit, erweckte ich sie erneut. Ich wurde zu einem Frankenstein der Neuzeit. Aber der Körper in dem diese Untoten lebten war nur noch eine Hülle. Leblos und doch am Leben.“

Der Kaffee am Tisch ist kalt und schaut trübe aus der Tasse zu mir herauf. Eiszeit. Stille.

 

Mann dieser Cowboy hat echt nicht alle Latten am Zaun. Untote! Alter!

 

„Also, meine Freunde.“ ,spricht Sir Edward Holmes. „Ich sehe das so: Wir stehen am Anfang einer neuen Zeit. Einer schrecklichen Zeit. Wir sind aber auch in der Lage alles zum Besseren zu wenden. Wir müssen nur die richtigen Dinge tun. Wir müssen uns für eine Seite entscheiden. Für die Richtige. Wir vom M I 6.......“

„M I 6.“ ,wiederhole ich mit einer Prise Schnippigkeit.

„Ja. Mein Bester. Ich bin beim Geheimdienst ihrer Majestät. Ich bin beim M I 6. Oder, für alle Unwissenden. Seccret Intelligence Section 6.“

„Mein linkes Ei beginnt wieder zu zucken. Das heißt, wenn ich noch eine weitere von diesen Spinnereien zu hören bekomme drehe ich durch.“ ,erkläre ich mit fester Stimme.

„Dann will ich sie mal nicht enttäuschen: Wir haben Ripper Jack, unter der Straße, gleich neben der U-Bahn eine Hühnerfabrik eingerichtet. Wir haben ihm das, in Zusammenarbeit mit dem CIA zugestanden, weil er Dinge für uns erledigt, die WIR nicht erledigen dürfen. Denn Jack ist ein hochsensibler Geist, der seine Ruhepausen braucht.“

„Guck mal! Siehst du diese Leuchtschrift auf meiner Stirn? Da steht: TILLT.“

„Mein lieber Moon. Seien sie doch vernünftig. Wir müssen die westliche Welt wieder an die Spitze bringen. Schauen sie nur was da draußen los ist. Nord Korea. China. Japan. Indien. Pakistan. Sie alle drängen an die Weltspitze. Das können wir nicht zu lassen.“

„Siehst du das auch so, Tasty?“

„Jack......“ ,sagt sie beschwichtigend.

„Alles klar.“ ,sage ich abschließend.

 

Ich drehe mich um und verlasse diesen Ort des wunderbaren Schwachsinns.

 

 

Monday Moon have left the building!

 

 

Meine müden Beine schleppen sich zu der Bank zurück. Ohne heißen, schwarzen und belebenden Kaffee hocke ich allein auf den morschen, Termiten zerfressenen Holzlatten.

Es dauert keine 3 Minuten, da kommt der Cowboy an geschlurft und setzt sich neben mich.

Er schiebt mit dem Zeigefinger seinen Stetson nach hinten. So, alla Gary Cooper.

 

„Schauen sie Monday. Ich verstehe das sie verwirrt und vielleicht sogar verzweifelt sind, aber glauben sie mir. Es gehen schlimme Dinge da draußen vor. Hören sie nicht auf das, was die Anderen ihnen weiß machen wollen. Halten sie sich an die Fakten.“

 

Er nippt an seinem dampfenden Kaffee und ich bin ganz schön neidisch. Hat er etwa Milch da drin? Wie kann ich jemanden trauen der Milch in seinen Kaffee tut?

 

Mann. Ich brauche unbedingt so was, wie eine Therapie. Zwei Straßen weiter gibt es gerade eine Zusammenkunft von Männern, die Angst vor ihren Frauen haben. Da würde ich gern jetzt hin. Die Männer brauchen Zuspruch. Vielleicht kann ich für mich da auch was

raus ziehen. Manche Ehefrauen sind ja auch wirklich zum Fürchten. Mir tun die Männer leid, die sich mit diesen stets unzufriedenen, nervenden, nach höherem berufenen Weibern abquälen müssen. Die meisten Männer sehen auch schrecklich aus. Durch jahrelanges nörgeln an den Rand des Wahnsinns gebracht, verbringen sie ihre wenigen freien Momente nur noch an der Spielkonsole oder beim Porno gucken, während sie Telefonsex mit irgendeiner willigen 85 jährigen machen.

Das ist echt traurig und statistisch gesehen bringen sich mehr Onanisten, als Schulabgänger um. Das ist alles so traurig. Jetzt fällt mir auch wieder ein wie dieser Kurs heißt:

 

 

Onanie, als Selbsthilfe!

 

 

Das ist mal ein ordentlicher Aufhänger. Könnte auch der Titel eines esoterischen Buches sein.

 

 

Onanie, als Selbsthilfe!

 

 

Ein persönlicher Ratgeber von Frau Professor Doktor Hannelore Distelmann.

Wie sie durch Onanie zu einem besseren und wertvolleren Menschen werden und der Gesellschaft neue, wichtige Impulse geben können.

 

Also ich würde es sofort kaufen. Natürlich habe ich noch nie..........Das wäre ja........Außerdem kommt das bei Frauen auch überhaupt nicht...........Die wollen ja einen..............!

 

Also, am besten frag ich mal in der Buchhandlung. Vielleicht gibt es das ja wirklich schon auf dem Markt und es stehen einige Tipps drin, wie ich mich bei Frauen verhalten soll, damit die mich so richtig attraktiv finden.

Ich frage mich, ob man sich irgendwann so nah sein kann, das man voreinander onaniert, um herauszufinden, wie der Andere berührt werden will. Verrückte Vorstellung!

 

Meine Blick geht auf den Boden. Aus den Ritzen kriechen hunderte von Ameisen. Die Glücklichen kennen kein Gestern und Morgen. Nur das Jetzt. Eine Königin und einen Auftrag, der genetisch in ihnen hinterlegt ist. Finde Futter für die Kolonie und beschützte den Staat! Ein Traum für jeden Diktator.

 

Ich würde mich Schuhmann nennen und eine Krone aus Wellblech tragen. Ich wäre ein netter Diktator. Mann, was könnte ich alles Gutes tun. Mehr Spielplätze. Gerechtere Verteilung des Gesamtvermögens. Alternative, medizinische Behandlungen, mehr Therapien und Straßen aus Weingummi.

Oder alle Macht dem Volke. Gute Idee eigentlich.

 

Auf der anderen Seite hat es 1789 in Paris auch nicht funktioniert. Also erst schon.

König absetzen. Alle Adligen einsperren. Köpfe über den Platz rollen lassen. Und dann Party auf allen Straßen. Gleichheit. Freiheit. Brüderlichkeit. Guter Slogan. Etwas später lief das ganze irgendwie aus dem Ruder und die Guillotine wurde erfunden und viele Kopflose Entscheidungen wurden getroffen. Tja. Revolution ist eine gute Sache, aber danach ist es meistens auch nicht anders als vorher. Ein paar ganz oben und viele, zum Treten, unten.

 

Und Napoleon hat sich dann gedacht, überzeugen wir doch den Rest der Welt davon, das wir die Einzigen sind, die die Wahrheit kennen.

Der kleine Bursche, war auch erst recht erfolgreich, aber dann kam der Feldzug in Russland und viele hatten ihre wollene Unterwäsche nicht dabei und die Fresspakete von Muttern waren auch irgendwann aufgefuttert und der Zar weigerte sich zu kämpfen. Und dann kam der Schnee. Und dann der Rückweg. Wieso denkt niemand an den Rückweg?

 

Wie oft sagte ich zu meiner Mutter:

„Der Rückweg Mum. Der Rückweg.“

„Vergiss den Rückweg. Lass uns das Jetzt genießen.“ ,lachte sie dann immer.

 

Und genauso war es mit Napoleon. Seine Generäle sagten bestimmt auch immer:

 

„Bubele. Wir sollten nicht vergessen, das der Winter kommt und alle nach Hause wollen.

Der Kuchen ist aufgebraucht und alle Marmeladenbrötchen sind vertilgt.“

„Nur noch ein bisschen. Wir haben es fast geschafft. Noch eine Schlacht, dann sind wir die Sieger.“ ,meinte er.

 

Das ist schon der Hammer und unheimlich bekloppt. Aber, das sie ihm tatsächlich etwas später auch noch Waterloo ermöglicht haben ist unglaublich. Meine Überzeugungskraft reicht grad mal für den Coffee shop. Oder auch nicht, denn Kaffee hatte ich immer noch keinen.

 

Jetzt versuchen 2 Ameisen eine tote Fliege wegzuzerren. Keine Chance. 5 Andere kommen dazu. Immer noch zu wenig. Am Ende sind es 20 und sie schaffen die Beute nach Hause. Yeah.

 

Ich glaube, ich wäre eine gute Ameise. Ich bin ein Teamplayer. Ich freue mich über diese positive Wendung in meinem Denken und lächle mal zur Abwechslung.

 

„Die Fakten.“ ,spreche ich. „Besagen nur eins. Die Welt ist am Arsch. Jeder will immer den ganzen Kuchen. Jeder denkt grundsätzlich an sich. Niemand versteht, das wir nur gemeinsam überleben können.“

„Helfen sie uns zu überleben Monday. Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Wir sind nicht der Feind. Kümmern wir uns erst mal um die dringenden Probleme. Finden wir C/UDV12, dann die Kinder der Morgenröte und dann den Rest.“ ,entgegnet der Cowboy.

„Ich mache es auf meine Art.“ ,erkläre ich so diktatorisch, wie möglich.

 

Holmes und Tasty warten immer noch im Coffee Shop und knabbern an englischem Gebäck.

Wir gehen gezielt und sicher und durstig zu ihnen zurück.

 

„Diese Kekse sind großartig. Sehr englisch. Sehr fein.“ ,meint Holmes.

 

Langsam aber sicher geht er mir ganz schön auf die Nüsse.

 

„Die Kekse sind großartig. Sehr englisch. Sehr fein.“ ,äffe ich ihn in seiner affektierten Sprache innerlich nach.

„Wie wärs, wenn wir uns nach de ganzen Chose bei mir treffen? Dinner at eight“ ,sage ich.

„Gern mein Lieber.“ ,näselt er.

„Sie gehen mir langsam, aber sicher ganz schön auf die Nüsse, Mr. Holmes.“ ,erwidere ich.

„Nennen sie mich Edward, mein Bester.“

„Sicher Holmes. Sicher. Ich könnte sie aber auch ganz anders nennen. Wie wäre es mit Hohlbirne oder Faltkraxler oder einfach Arschloch?“

„Jack ist......“ ,spricht Tasty.

„Es hat sich ausgejackt. Ab jetzt übernehme ich die Führung, damit es es in dieser Geschichte mal voran geht. Als erstes will ich zu dieser Hühnerfarm.“

„Aber mein lieber Mr. Moon.......“ ,beginnt Holmes.

„Höre ich noch einmal – mein Lieber – oder - mein Bester - oder - Beruhigen sie sich doch -, werde ich entweder jemanden den Kopf abreißen oder ein ein richtig fettes Marmeladenbrötchen bestellen, damit das endlich mal vom Tisch ist.“

 

Endlich ist Ruhe. Fühlt sich gut an. Im Hintergrund höre ich die Kaffeemaschine.

 

„Was muss ich tun, um einen heißen Kaffee zu bekommen? Die Weltherrschaft an mich reißen?“ rufe ich dem Kellner zu.

 

3 Minuten später steht ein heißer, dampfender schwarzer Kaffee vor mir. Ich nehme mir viel Zeit. Schaue nach draußen und beobachte die Spatzen, die nach Krümeln jagen, welche vom Gebäck, vorbei eilender Menschen herunter fallen.

 

So war ich früher auch. Ein kleiner Spatz, der von den Resten gelebt hat. Das was andere übrig gelassen haben, war meine Nahrung.

 

„So, auf geht’s.“ ,bestimme ich und fühle mich, wie George S. Patton. General in der Normandie, im zweiten Weltkrieg. Durchsetzungsvermögen und Willenskraft.

 

Er sagte: „Ein guter Plan heute, ist besser als ein perfekter Plan morgen.“

 

Fühle mich allem gewachsen. Nichts kann mich aufhalten. Bin der König der Welt.

Etwas abgeschmackt, hat aber immer noch Gültigkeit.

 

War das nicht aus diesem bescheuerten Film mit di Caprio?

Wie hieß der doch gleich?

Titanic! Gute Effekte. Unrealistische Geschichte. Ich meine 1912. Reiches Mädchen verliebt sich in diesen armen, gutaussehenden Typen, der ihr das Leben rettet.

Naja. Jetzt, wo ich es sage, ist es doch nicht mehr so bekloppt. Hätte mir auch passieren können. Also mit dem Gesicht von Leonardo und diesem jugendlichen Charme. Und diesem Durchsetzungsvermögen.

 

Gemeinsam gehen wir runter zu den Docks. Das ist ein allgemein üblicher Ausdruck für ein Ding mit dem man Schiffe trockenlegen kann. Ein riesiger Stahlkasten der vorne und hinten offen ist, wird soweit abgesenkt, das das Schiff rein fahren kann und dann wieder angehoben wird. Jetzt kann man an der Unterseite Reparaturarbeiten durchführen oder eine obszöne Zeichnung anfertigen, um den Kapitän zu ärgern, den alle hassen, weil er Fischstäbchen, als zu grausam, an Bord verboten hat.

 

Die schwach erleuchteten, schmierigen Gehsteige sind mit allerlei Plastiksäcken übersät, da die städtische Müllabfuhr mal wieder streikt. Ein Traum für alle Ratten, die sich an den Unratbergen zu schaffen machen und sich, wie bei Walmart fühlen. Nur ohne die Einkaufswagen. Für mich eine alptraumhafte Vision aus Kindertagen, in denen ich immer dachte, irgendwann vom Rattenkönig entführt zu werden. Noch heute sehe ich manchmal seine rotglühenden Augen, wenn er auf meiner Bettdecke sitzt und mich geifernd anglotzt.

 

Also, nicht in echt, sondern nur in meiner schaurigen Vorstellung.

 

Es stinkt nach Fisch und Reste davon schleppen die flinken, ekelhaften Nager nach Hause in ihr geliebtes Rattennest. Dort rotten sie sich zusammen und überlegen, wie sie uns niedermachen können. Irgendwann ist es soweit, denn sie sind schlau und uns 4 zu 1 überlegen.

 

Könnte auch eine coole Idee zu einer abgefahrenen Geschichte sein. So eine Art Allegorie.

Tasty meinte, eine Allegorie ist die Darstellung eines abstrakten Begriffes zu etwas Fassbaren, um es verständlicher zu machen.

Die Rattenplage könnte also für einen diktatorischen Staat, mit Gewalt und Unterdrückung stehen. So Hitlermäßig. Und dieser fiese Rattenkönig, Eddie, will mit seinen Helfern erst eine Stadt und dann die ganze Welt übernehmen und in dem Zusammenhang alle Menschen auslöschen. Klingt nach einer richtig guten Geschichte. Zwar ziemlich weit weg von der Realität, aber für Hollywood reicht es. Ich mein..... also....... die haben ja auch Titanic gedreht.

 

Wahnsinn, die Ratten sind ja fetter, als in Indien.

 

Als ich vor 2 Jahren, für 2 Wochen, im Karni-Matha- Tempel in Rajasthan, als Mönchskutten Träger für die Wäscherei Bombay Spirit gearbeitet habe, musste ich auch die dort ansässigen Ratten versorgen. Die 20.000 grauen, spitznasigen Kanalrenner hatten mehr zu fressen, als die ganzen heiligen Eremiten, die sich reihenweise lebendig begraben ließen.

 

Eine von den Ratten geht auf die Hinterpfoten und schaut, neugierig schnuppernd in unsere Richtung. Zwinkert die mir etwa zu? Ich zwinkere zurück und sie verzieht ihr Maul zu einem Lächeln. Ich winke. Sie winkt. Oh mein Gott. Ich bin der Rattenflüsterer.

In diesem Moment rattert eine Untergrundbahn in den Tunnel und der Nager wird überrollt. Das ist jetzt doch, ganz schön widerlich und es tut mir leid um Ernie, der zwei geteilt auf den Schienen liegt. Sein Pfötchen ist zu einem letzten Gruß erhoben. Wie die steif gefrorenen Soldaten in Stalingrad, die in grotesken Formen niedergemäht im Schnee lagen und Schwierigkeiten beim Stapeln machten.

 

Wir folgen der Bahn auf leisen Sohlen. Alle, bis auf Cowboy. Seine Boots klappern und klingeln, als ob Weihnachten vor der Tür steht. Ich wundere mich immer noch, wie die Indianer gegen diese Radaubrüder verlieren konnten.

 

Nach einiger Zeit des Wanderns kommen wir an eine schwere Stahltür, auf die jemand einen Schwanz mit riesigen behaarten Eiern gemalt hat. Ekelhaft.

 

Aber vielleicht ist es auch das Empire State Building umrahmt von zwei bewaldeten Hügeln.

 

Mit dem Zahlencode 1-2-3 öffnet Holmes die Tür und betätigt einen kleinen, weißen Lichtschalter rechts an der Wand. Da, wo eine fette Kakerlake Siesta hält, die schnarcht, als würden 123 besoffene Russen im Feld der Ehre liegen.

 

Gleißende Neonstrahlen, die aus einer fernen, todbringenden Galaxies zu kommen scheinen, knallen uns auf den Schädel und verdampfen unsere Augäpfel in 2 Millisekunden.

Nach einiger Zeit, in der wir uns nur auf unsere Tastsinne verlassen, haben wir uns an das blendende Licht gewöhnt und gehen eine steile Treppe hinab. Sie ist lang und ich spüre, aufgrund der Höhe, ein leichtes Schwindelgefühl. Entscheide mich aber gegen ein aufkommendes Erbrechen und mache stattdessen eine abfällige Bemerkung über den Öffnungscode, den auch ein 7 jähriger herausfinden könnte.

Damit ernte ich böse Blicke von Tasty und ein Schnauben von Holmes. Meine Güte sind hier alle empfindlich.

 

Wir kommen in einen großen, weißen Raum. Weiße Stühle und Tische. Weißer Boden und weiße Wände. Weiße Metall Aktenschränke. Weiße, künstliche Wimpern, die aufgereiht auf eine weißen Acrylplatte liegen. Weiße Perücken, mit weißen Sommerkleidern. Größe XXL.

Kleine, weiße Zinnsoldaten, mit geschulterten weißen Gewehren. 2 Zeigefinger, mit weißer Acrylfarbe angesprüht und mit Formaldehyd haltbar gemacht. Sie deuten auf weiße Federn.

 

Holmes räuspert sich:

„Dies meine Damen und Herren ist der Vorraum zum eigentlichen Gebiet. Jack nennt es:

 

 

Paradise Island

 

 

„Ich nenne es einfach: Chickenland.“ ,erwähnt er leise und abfällig.

 

Holmes öffnet die Tür und fürchterlicher Lärm und Gestank knallt uns direkt ins Gesicht und auf die Ohren. Tausende Hühner liegen und stehen und flattern in einem riesigen Bereich unter und neben dem Treppenvorbau der Tür. Wir gehen hinein und die Tür verriegelt sich automatisch. Meine Kinnlade klappt runter auf die Schuhe. Fassungslos blicke ich auf

Dantes Inferno und bin gleichzeitig begeistert von meiner umfassenden Bildung der Klassiker.

 

Ich beginne aus dem linken Ohr zu bluten. Was jetzt nicht besonders dramatisch ist, weil mir das immer passiert, wenn es mega laut und unübersichtlich ist.

 

Und genau das passiert mir hier.

 

MEGA UND LAUT UND UNÜBERSICHTLICH!!!!!!

 

 

Inmitten dieses Wahnsinns steht Ripper Jack. Nackt! Und freut sich wie Oscar.

Alter. Das sieht so beknackt aus. Der Body ist voll muskulös und durchtrainiert.

Mit jeder Bewegung seines Körpers zeigt er uns ein anderes Muskelspiel. Komme mir vor, wie in der Augsburger Puppenkiste, bei der ich 2 Wochen Holzköpfe geschnitzt habe, bis der Inhaber herausfand, das ich mit ihren Puppen immer:

 

 

Emmanuelle: > Große Kokosnüsse aus Lummerland < nachspielte.

 

Da war es dann vorbei mit:

 

„Hey Baby. Zieh dich aus. Heute lassen wir die Puppen tanzen.“

 

 

Natürlich werden wir sofort wieder, durch lautes, freudiges Brunftgeschrei von Jack, abgelenkt. Er streckt seinen Adonis Körper und bildet dabei ein X mit ihm.

 

Tasty schaut mir ein bisschen zu intensiv auf sein Glockenspiel, deshalb halte ich ihr die Augen zu. Sie schlägt mich mit einem einzigen Schlag KO.

Für dieses Mal lasse ich ihr das durchgehen, aber beim nächsten Mal geht es ohne Kuss ins weiche, kuschelige Bett.

 

„Oh, Liebling. Das tut mir so leid. Eine Reflex Reaktion.“ ,sagt sie mitfühlend.

„Kein Problem. Das stecke ich locker weg.“ ,röchle ich.

„So jetzt ist hier aber mal Feierabend. Wir haben ganz andere Dinge zu klären, als dieses Liebesschaukel rumgemache.“ ,mischt sich Cowboy ein.

 

Und weil Tasty grad so schön in Form ist, knockt sie ihn gleich mal aus.

Aber diesmal ohne Entschuldigung.

„Ach, bitte bitte. Ich will auch jemanden niederschlagen.“ ,meldet sich Feng zu Wort.

„Mann!“ , schrecke ich mit einem hohen Sopran hoch und nehme die Haltung einer Gottesanbeterin ein und zwar eine von der ganz schrecklichen Sorte.

 

„Jetzt mach hier doch nicht auf Mädchen.“ ,meint Feng zu mir.

 

Ich versuche ihn mit meinem gefürchteten Gotteskriegerschlag niederzustrecken, aber er kontert mit einem Handkantenschlag und schon sitze ich wieder auf dem Boden.

Wie eine Katze schnelle ich diesmal hoch, deute einen Faustschlag an, aber trete Feng die Beine weg. Hah! Damit hat diese hinterhältige, siamesische Feudelkatze nicht gerechnet. Er knallt mit dem Kopf auf den Boden und bleibt besinnungslos liegen.

 

„Mein Held.“ ,turtelt Tasty.

„Er muss uns gefolgt sein und mit seinen asiatischen Computer Sony/Samsung Techniken den geheimen Code der Tür überwunden haben, um uns hier nerven zu können.“

,schwadroniere ich.

„Oh, mein Gott.“ ,flüstert Holmes so in den Geräusch verseuchten Raum.

 

Da ich das auch so sehe, nicke ich nur und lächle selbstzufrieden.

 

Jetzt bemerkt uns Jack und winkt fröhlich zu uns herüber. Er ist nicht mehr der schweigsame, psychotische Killer, sondern einfach eine harmlose, psychotische Labertasche. Er ist wie ausgewechselt und total nervig.

 

Ich frage mich, ob er tatsächlich ein Psychopath, oder doch nur Soziopath ist?

 

Erklärung:

 

 

Ein Psychopath hat keinerlei Gefühl für andere Menschen und keine Moral.

Ein Soziopath weicht in seinen Vorstellungen, lediglich vom Normalbürger ab.

 

 

Gott sei Dank zieht Jack sich einen Slip über. Das es ausgerechnet eine Spiderman Unterhose ist, irritiert mich ein wenig. Versuche woanders hinzusehen und entdecke Tasty`s Blick.

 

 

Mann das nervt.

 

 

Ich räuspere mich lautstark, aber sie ist völlig fasziniert von dem was Jack zu bieten hat.

Ich spüre schon wieder, wie dieses blöde Eifersuchts - Minderwertigkeits Gefühl nach oben kriecht und mir den Hals und meine Birne verklebt.

 

Ich würde ihn gern in den Schwitzkasten nehmen und ihm richtig Bescheid geben.

Aber er ist viel stärker und gemeiner als ich. Er ist schließlich ein brutaler Killer in einem Spiderman Slip. Da hat man einfach keine Chance.

 

„Ich führe euch ein bisschen rum.“ ,meint er plötzlich mit stolzgeschwellter Brust.

 

Auch das noch. Angeber. Wir bekommen alle Gummistiefel, die wir über unsere normalen Schuhe tragen können. Und OP Masken.

„Wisst ihr was das Hauptproblem für die Naturvölker in Nord und Südamerika war?

Nicht das Abschlachten und Vergewaltigen. Nicht das Zerfleischen durch Hunde und das Aufspießen der Baby`s. Es waren die eingeschleppten Krankheiten und die Ignoranz vor dem Leben an sich.“ ,erklärt Jack. „Und, ich will nicht, das das gleiche mit meinen Hühnern passiert.“

 

Nun ja. Der Mann kann Prioritäten setzen und hat seine Prinzipien! Blöder Sack!

 

Er hat verschiedene Areale errichtet in dem seine Viecher leben dürfen:

 

 

Neverland im Osten.

Sansibar im Westen.

Reykjavik im Norden.

Amazonien im Süden.

 

 

Und zu jedem Platz hat er eine Geschichte. Das Reykjavik Rauchbucht heißt, weil es dort viele heiße Quellen gibt. Und in Neverland, der niemals erwachsen werdende Junge Peter Pan lebt. Und Sansibar eine Insel vor der Küste Ostafrikas ist und zu Tansania gehört.

 

Für mich ist der Typ einfach ein Wichtigtuer hoch drei. Ne! Hoch vier. Ne! Hoch 123. So!!!

 

„Aha. Und Amazonien gehört dem Gründer von Amazon, Jeff Bezos. Oder was?“ ,frage ich überaus genervt und lächle dabei gequält, weil man mir nicht anmerken soll, das ich kurz vor dem durchdrehen bin.

 

„Nein Amazonien liegt in Brasilien und umfasst mehr als 5 Millionen km².“

 

Alle nicken, als wüssten sie genau wovon dieser Penner redet.

 

Ich würde auch gern nicken. Am Besten, um ihm eine Kopfnuss zu verpassen.

 

In jedem dieser vier Gebiete hat Psycho Jack kleine Häuser und Straßen gebaut. Mann, da sind sogar Straßenschilder. Wirklich. Straßenschilder. Was glaubt er?

Das eine Henne nicht nach dem Weg fragen muss, weil es ja ausgeschildert ist?

 

Ich würde ihm gern sagen, das er der größte Hornochse ist, der in diesem Hühnerstall allen die verpestete Luft wegatmet. Aber ich will die gute Stimmung nicht vermiesen, weil ich dann der Hornochse bin.

 

Quer durch das Gelände läuft ein breiter Fluss, der sich an vielen Stellen abzweigt, damit seine flugunfähigen Feder Gesellen immer frisches Wasser haben. Und in einem See in der Mitte der Anlage, können sie ihre Badeanzüge anlegen und schwimmen gehen.

 

„Gibt es auch Badekappen?“ ,frage ich, um meine Ernsthaftigkeit für diese Situation unter Beweis zu stellen.

 

Alle gucken mich böse an. Ist mir doch egal und zucke demonstrativ mit den Schultern.

 

Wir gehen weiter und ich denke an Feng. Ob er immer noch wie ein schlaffes Reiskorn in der Ecke liegt. Wir hätten ihn fesseln oder wenigstens erwürgen sollen.

Aber dazu hatte bestimmt keiner von den Luschen die Traute. Ich bin jetzt gerade in der Stimmung dafür.

 

Könnte ich das wirklich? Meine Hände um seinen Flamingo Hals legen und zudrücken?

Die Vorstellung ist schrecklich. Kann nicht mal einem Ameisenbär seine ekelhafte, lange, klebrige Zunge langziehen, um 40.000 Ameisen vor dem sicheren Tod zu retten.

 

Plötzlich geht das Licht komplett aus und wir stehen alle im Dunkeln.

 

Feng!

 

Hätte IHM das Licht ausblasen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Die Hennen sind kurz vor dem durchdrehen. Ein Gegacker und Geflatter hallt durch den Raum.

Ich stelle mir vor, wie sich 4 Millionen Milben, die in ihrem Gefieder wohnen, in der Luft verteilen.

Das teile ich vorsichtshalber den Anderen mit, die auch echt dankbar für diese Information sind und sich übergeben. Auf der einen Seite ist das blöd, aber auf der Anderen auch gut, denn jetzt kann ich auch endlich kotzen, ohne blöd dazustehen.

 

Die Dunkelheit ist so dunkel, das sie völlig schwarz ist. Ich erwähne das extra, weil man in der meisten Dunkelheit ja auch graue Übergänge hat. Hier nicht.

 

Ich merke das mein Ohr wieder zu bluten beginnt und ich außerdem im Anderen wieder diesen Pfeifton habe. Das liegt bestimmt daran, das mir Jack in einer hysterischen, schrillen

Shirley Temple Stimme direkt ins Ohr schreit:

 

 

„Meine Hühner! Meine Hühner!“

 

 

Die Einzige, die nicht durchdreht ist Tasty. Sie zückt ihr Handy und lässt das kleine Licht daran aufleuchten. Das Gackern der Hennen bringt mich an einen Punkt wo ich entweder singen oder von einer Klippe in den Tod springen möchte, weil ich es einfach nicht mehr aushalte. Aufgrund des Fehlens einer Klippe entschließe ich mich für das Singen:

 

„I`ve got a crush on you. Sweetie Pie. All the day and night times passing by.....“

„Süß von dir.“ ,haucht Tasty und gibt mir einen Kuss.

 

Plötzlich ist es ganz still. Die Hühner schweigen. Jack hat aufgehört zu schreien.

 

Dann.

 

Ein Schlag. Ein Knacken. Ein spitzer Schrei. Das aneinander Schlagen von Klingen.

Dumpfes, lautes Klopfen. Als würde jemand einen riesengroßen Nagel in die Wand hämmern.

 

Wir versuchen den Ort zu lokalisieren, doch Tasty wird das Licht aus der Hand geschlagen.

 

Dunkelheit.

 

Das Licht geht wieder an. Holmes hängt an einer Bretterwand, die den blauen Himmel zeigen soll. Wölkchen ziehen langsam dahin und es wirkt beruhigend und ruhig. Also davon abgesehen, das da ein gut angezogener Typ angenagelt ist. In seinem Körper stecken 5 Messer.

In jeder Hand und jedem Fuß je eins. Es sind kleine Wurfmesser aus rostfreiem Stahl.

Das fünfte steckt genau in seiner Brust.

Er blutet, aber er atmet. Erinnert mich an diese Zeichnung von da Vinci. Da, wo dieser langhaarige Macker breitbeinig und mit ausgebreiteten Armen im Kreis steht.

 

Irgendwie poetisch. Poetisch und grausam. Vitruvianisch halt. (Im Porno Magazin gelesen und behalten.)

 

Ich würde gern Eine rauchen, um meine Nerven zu beruhigen, aber ich rauche nicht.

Zwei meiner Tanten, ein Onkel und diverse Katzen sind am Krebs gestorben.

Ich find`s Scheiße überhaupt diese Gedanken in den Kopf zu bekommen und deshalb versuche ich sie auszuradieren, indem ich schnell an Disneyland und Marmeladenbrötchen denke.

 

„Wir müssen ihn da runter holen. Wo ist eigentlich Jack?“ ,keuche ich kurzatmig und leicht desorientiert durch mein enger werdendes Luftröhrensystem.

„Das klären wir gleich. Zuerst die Füße. Dann die Hände. Du musst ihn stützen.“ ,meint Tasty und geht Richtung Nagelprobe.

„Stützen? Der wiegt doch bestimmt 80-85 Kilo. Wollen wir nicht erst mal überlegen? Also Alternativ Plan. Wir könnten jemanden holen. Oder wir kommen später noch mal.“

„Monday!“ ,schreit sie.

„Ja. Schon gut. Aber ich guck nicht hin wenn du das Messer raus ziehst.......Oh Gott.......Warte

…..ich hab ihn noch nicht.“

 

Holmes hat die Augen geöffnet. Er sieht ganz klar aus und verzieht keine Miene. Tasty zieht die Messer aus seinen Handflächen und er plumpst auf mich drauf und begräbt mich unter sich. Ich krieche mühsam hervor und wir legen ihn vorsichtig auf den Rücken.

Die Hennen wuseln um uns herum. Sie steigen über uns drüber und umzingeln uns.

Ich fühle mich sehr unbehaglich. Meine Hände schwitzen. Aus allen Poren schießt der Schweiß und überflutet meine Haut und meine Kleidung. Eine Panikattacke, Sintflutartigen Ausmaßes überrollt mich.

 

„Wir bringen sie durch Holmes. Machen sie sich keine Sorgen. Das Messer in ihrer Brust können wir nicht entfernen, ohne lebenswichtige Organe zu beschädigen.“ ,erklärt Tasty.

 

„Ja. Bleiben sie ruhig. Das Loch in ihrem Hemd können wir stopfen. Ich kenne einen kleinen Mann in Little China, der früher mal Schneider in Han-Sung Yoo war. Sie wissen schon das Staatstheater in Nürnberg. Nürnberg. Holmes. Sie wissen doch. Da wo die Nazis 1933 ihre Reichsparteitagsversammlungen abgehalten haben. Aber machen sie sich keine Sorgen.

Hitler ist Tod. Hat sich 1945 selbst umgebracht. Eva Braun auch. Lustig, das die Eva Braun hieß........ Sie wissen doch. Braun – Hemden – Nazis................ Also das mit ihrem Hemd kriegen wir hin, Holmes.“ ,rede ich hastig und panisch auf ihn ein.

 

Tasty umarmt mich und spricht ganz leise in mein Ohr. Das, aus dem ich geblutet habe:

 

„Schon gut Liebling. Alles ist gut. Du machst das Großartig. Entspann dich. Denke an etwas Schönes. Eine Sommerwiese. Einen Apfelbaum. Duftende Blumen. Alles ist gut.“

 

Ich versuche es, aber es gelingt nicht. Ich sehe einen Apfelbaum, an den sie Holmes genagelt haben. Umgeben von Hyazinthen und Narzissen.

Aber ich denke auch an Tasty. Sie muss mich wirklich gern haben, wenn sie sich so um mich sorgt. Sie hat sich so in mir eingenistet, das ich sie nicht mehr hergeben will.

Das muss wohl so was, wie Liebe sein. Oder Verzweiflung. Oder Rinderwahnsinn.

 

Jack kommt wieder. Er trägt einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug und eine schwarze Sonnenbrille. Er nimmt Holmes hoch, trägt ihn weg und gibt Anweisungen:

 

„Wir müssen los. Sofort. Das war eine Botschaft von Feng. Wir müssen Johnny finden, sonst sind wir erledigt. Oder besser gesagt: Ihr seid am Arsch!“

 

Holmes wird in der hauseigenen Krankenstation, von einer drallen Krankenschwester mit kurzem, weißen Kittel und riesigen Titten versorgt und wir machen uns wieder auf die Suche.

 

„Also, Holmes. Sie schaffen das. Wir sehen uns zum Dinner at eight.“ ,werfe ich ihm, beim Gehen, lachend zu.

 

Wir sind nochmal auf dem staubigen Weg zum Central Park. Wir suchen den Ort auf, wo

Onkel Waldemar das Zeitliche segnete und entdecken hinter dem Stein frische, aufgeworfene Erde. Direkt darauf einen gravierten Naturstein in der Größe einer Brust. A Körbchen:

 

 

Treffpunkt 13 Eichen 0800 J.

 

 

„Was bedeutet das?“ ,fragt Tasty.

„13 Eichen ist eine Irrenanstalt, in der mein Onkel ein paar Jährchen, wegen dieser Dings verbrachte.“ ,sage ich.

„Einer Dings?“

„Ja. Mit dem Hammer und einer Feder.“

„Ein Hammer und eine Feder?“

„Ja. Es ging um eine feindliche Übernahme durch eine andere Gang.“

„Welche?“

„Die Comancheros.“

„Indianer?“

„Ja. Nein. Eigentlich nicht. Comancheros waren Mexikaner die Handel mit den Comanchen getrieben haben. Deshalb Comancheros.“

„Du bist so ein Angeber.“ ,sagt sie und lacht.

 

Damit hätte ich es gut sein lassen sollen. Aber nein ich muss ja noch einen unsinnigen, wenn auch nicht unwichtigen Kommentar dazu abgeben:

 

„ICH BIN KEIN ANGEBER!!! Der einzige Angeber in dieser ganzen Geschichte ist Jack!

Mann. Ich zeig doch auch nicht jedem meinen riesigen Schwanz.“

„Monday.“ ,haucht sie heuchlerisch.(eigentlich liebevoll. Nur in meiner Einbildung heuchlerisch:-(

„Das ist ja noch besser. Du findest das mein Schwanz klein ist?“

„Aber Liebling, das habe ich doch gar nicht.......................“

„Gesagt? Gedacht? Gemeint? Ist mir Scheiß egal! Du hast 20 Minuten auf sein Ding gestarrt und mich dann mitleidig angeschaut.“

„Monday.“

„Es hat sich ausgemondayd.“

 

Schmollend verziehe ich mich an einen Rhododendron Strauch, der gleich neben einer Hortensie steht. Gute Wahl, denke ich erst und komme mir dann total blöd und kindisch vor. Eine stabile, deutsche Eiche wäre besser gewesen, um meine Männlichkeit zu unterstreichen.

Alle stehen betreten und peinlich berührt da. Selbst Schinkel tut so, als ob er herumschnüffelt und steckt sein Revier, durch Marken setzten, ab. Dann bemerkt er meine Traurigkeit und pinkelt auch mich an. Er schaut zu mir hoch. Mit diesem Blick: Alles wird gut Kumpel.

 

„Also. Ich möchte mich entschuldigen. Bei allen. Sorry Jack. Sorry Tasty. Ich liebe dich einfach so sehr das es mir weh tut wenn du einen anderen Schwanz besser findest.

„Oh Liebling. Ich liebe dich auch und ich liebe deinen Schwanz. Er ist wunderschön. Ganz gerade, mit dicker Eichel. Ich habe ihn gern im Mund und in meiner Muschi und auch anderswo. Du weißt was ich meine.“

„Oh, mein Gott. Es tut mir so leid.“ ,murmle ich.

 

Wir fallen über einander her und knutschen wild, bis Jack, der Spielverderber uns ermahnt und meint wir hätten eine Mission.

 

Alles klar Jack, denke ich, du hast die Mission und ich die Braut. HAH! Ne´ warte. HAH!!!

 

„Was ist genau vorgegangen, Liebling?“ ,fragt Tasty und zückt ihren Notizblock.

„Also. Eines Nachts kamen sie in voller Kriegsbemalung mit Kettensägen und Tomahawks bewaffnet in den Vorgarten meines Onkels, der mit einer mexikanischen Jungfrau in seinem großen französischen Bett lag. Mein Onkel hatte gerade sein Playboy Bunny Kostüm übergezogen und wollte eine seiner berühmt, berüchtigten Häschen Nummern abziehen, als die Tür brutal eingetreten wurde und 12 Männer hereinkamen und das ganze Mobiliar zersägten.“

 

Tasty hängt fassungslos und begeistert an meinen Lippen.

 

„Echt jetzt?“ ,fragte sie.

„Nein. Ich verarsch` dich nur!“ ,erkläre ich und lache mich schlapp.

 

Sie versetzt mir einen ihrer berühmt, berüchtigten Kinnhaken, der mich niederstreckt.

In manchen Dings da Dingen versteht sie wohl keinen Spaß.

Nach einer kleinen Pause, in der ich meinen Unterkiefer wieder in die richtige Position schiebe, frage ich:

 

„Wo ist eigentlich Jack?“

 

Wir hören ein leises Kichern, das hinter dem Stein hervor dringt. Jack sitzt kerzengerade auf dem Grab meines Onkels und singt:

 

„For he`s a jolly good fellow. He`s a jolly good fellow. For he`s a jolly good fellow.

Wich nobody can deny.“

 

Er prostet uns aus einem Flachmann zu, während 3 Flaschen feinsten Wodkas zu seinen Füßen liegen und ihm damit zustimmen. Sein kehliges Lachen ist laut und verrückt.

 

„Meine Mama hat immer gesagt: Achte das Leben, mein Junge, denn es ist das einzig Wertvolle, das wir besitzen.“ ,fährt er fort. „Aber was habe ich getan? Ich habe sie alle umgebracht. Wenn ich die Augen schließe, sind sie wieder da. Sie reden mit mir mir.

Mama redet auch mit mir. Sie ist böse auf mich. Es tut mir leid Mama! Ich wollte doch immer alles richtig machen. Aber es hat nicht gereicht............. Beim ersten mal, war es komisch.

Das Messer, das die Haut berührte und durchstach. Es lief soviel roter Saft heraus......... Weißt du noch Mama, wie sehr ich deinen Traubensaft mochte.........

Ich bekam ihn immer, wenn ich etwas gut gemacht hatte. Wenn ich artig war......... Du hast gesagt: Das Leben ist dreckig und gemein und deshalb müssen wir besonders sauber sein.

Mit der rauen Bodenbürste, hast du meinen Körper abgeschrubbt. Bis er blutig war. Aber ich habe kein Wort gesagt. Ich wollte, das du stolz auf mich bist. Danach habe ich den Traubensaft bekommen....... Das sind meine besten Erinnerungen. Die Schmerzen und der Saft.....Beim Zweiten Mord, hab ich mich nicht mehr gefürchtet. Da wurde es ganz leicht.......“

 

Er summt leise vor sich hin. So, als scheint er mit sich im Reinen zu sein.

 

„Ich mach mal `ne kleine Pause vom Leben!“ ,lallt er und holt eine Flasche Wodka hervor.

 

Tasty und ich schauen uns an.

 

„Von dem können wir heute nichts mehr erwarten. Wir gehen allein zu 13 Eichen .

Es ist 0700. Wenn wir vor dem ersten Frühstück zurück sein wollen müssen wir jetzt los.“

,bestimme ich.

 

Auf dem Weg zum Treffpunkt begegnen wir Eduardo. Ihr erinnert euch. Der schräge beschränkte Vogel aus dem 3. Stock. Familie Rickenbacker.

 

Er springt, eine Knarre in der Hand und eine aufgemalte Gesichtsmaske über den Augen, aus einem Busch hervor und ruft:

 

„50 Cent. Oder ihr seid alle tot!“

„Meinst du den Rapper? Der ist doch erschossen wurden.“ ,meine ich interessiert.

„Nein. Er lebt. Und er wird immer leben. Auch wenn die Meere zu Eis gefrieren und die Welt im sicheren Chaos versinkt.“

„JO!“ ,sag ich so, im voll amerikanischen Hood/Ghetto Style. „Aber wurde er nicht am

24. Mai 2000 von neun Kugeln in Gesicht ,Armen und Beinen getroffen.........“

„Ja. Aber er überlebte und wurde nach 13 Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen.“

„Alles klar. Können wir das hier mal beenden und unseren Job erledigen.“ ,mischt Tasty sich jetzt ein.

„Aber ich führe hier gerade ein sehr produktives Gespräch mit meinem Freund Eduardo.“

„Aber genau.“ ,stimmt Eduardo zu und macht, mit seinen Fingern der rechten Hand, ein Zeichen das ich nicht entschlüsseln kann, aber als Hundehaufen deute.

„Ich begleite euch.“ ,fügt er finster und Gangsta mäßig hinzu.

„Ja gute Idee.“ ,erwidere ich. „Oder du gehst in den Streichelzoo und besorgst uns ein bisschen Lamawolle, damit wir uns einen kuscheligen Winterpullover mit eingearbeiteter Rudolph Reindeer Nase stricken können.“

 

Eduardo überlegt kurz und hakt uns dann unter.

 

„Nö. Ich komm mit. Leute zu überfallen, wird mit der Zeit auch voll langweilig.“

 

Und weil eine FBI Agentin, ein Bekloppter und ein Privat Detektiv nicht ausreichen, gesellt sich Schinkel wieder zu uns. Er kriecht aus einem Gebüsch zu uns heran. So, als wäre er der letzte Mohikaner und wäre gerade seinen Häschern entkommen.

 

„0730. Wir müssen weiter.“ ,treibt Tasty uns an.

 

Mit zügigen Schritten gehen wir durch den Park. Ich habe das Gefühl jemand folgt uns. Mein Zeigefinger legt sich auf meine Lippen und ich bedeutete den Anderen weiter zu gehen.

Dann verberge ich meinen Luxuskörper hinter einer riesigen Mülltonne für Altpapier. Sie ist über und über mit einem Wirrwarr von Graffitis und Tags bedeckt.

Habe nie verstanden, was sie bedeuten und dieses ganze Durcheinander machte mich auch voll fertig und schädelig im Kopf.

Zwei Kakerlaken treffen sich auf dem Deckel zu einem kleinen Sit in. Ihre langen Fühler betasteten sich und plötzlich fängt eine von den beiden an bedrohlich zu zischen. Daraufhin stößt die andere sie herunter und triumphiert.

Schön, was man so alles über die Natur lernen kann, wenn der Tod im Central Park auf dich wartet.

 

Romina Powers biegt, in Hot Pants und einem bauchfreien Top, um die Ecke. Hammer.

Zu wem gehört sie? Bei diesem ganzen Chaos kann man wirklich leicht den Überblick verlieren.

 

„Hi Monday!“ ,ruft sie mir im Vorbeigehen zu.

 

Mist!

 

„Hi R.P.“ ,rufe ich betont gelangweilt zurück und gehe auf sie zu.

„Du siehst gut aus Monday. Schon mal an eine Karriere im Business gedacht?“

„Ich bin zu sexy dafür.“ ,meine ich bloß.

 

Sie lacht.

 

„Ja, du bist sexy mein Großer. Deswegen ja. Wir suchen immer neue Talente.“ ,sprüht sie.

 

Ich versuche es zu vermeiden, aber leider werde ich knallrot. Was sie mit...........:

 

„Du bist soooooooooooo süß!“

 

….kommentiert.

 

„Süß ist mein zweiter Vorname, aber zu intime Aufnahmen von meinem sich selbstständig bewegenden Körper, machen mich immer verlegen.“ ,erklärte ich wahrheitsgemäß.

„Oh Honey. Du bist zu ehrlich für dieses Gewerbe, aber ich muss dich einfach mal knuddeln.“

 

Sie zieht mich an sich ran und drückte mir ihren harten Busen auf den Solarplexus, das mir die Luft wegbleibt. Sie presst mir die letzten Bläschen aus der Lunge und es tauchen wieder kleine, rosa Einhörner vor meinem geistigen Auge auf. Ich weiß nicht, wie ich mich aus diesem Todesgriff befreien soll. Meine Arme und Beine schlackern, wie eine betrunkene Hummel im Liebesflug hin und her. Ihr eisenharter Bizeps drückt mir direkt auf den Kehlkopf und zwingt ihn nach innen. Meine Luftröhre wird dadurch zu einem kleinen

Ein und Auslassventil und ich pfeife auf dem letzten Loch. Langsam wird es Nacht in meinem Schädel. So als würden, die schweren Samtvorhänge zu gezogen.

 

In meinem Dämmerzustand vernehme ich ein wildes Knurren. Dann wird Romina von mir weggerissen. Schinkel hat sich in ihrer Schulter verbissen. Ich greife mir einen Ast und schlage damit, immer noch taub und benommen, direkt hinter ihr rechtes Ohr.

Es gibt ein hässliches Knacken, das nicht vom Ast kommt. Ihr Arm ist aus dem Gelenk gerutscht und baumelt an ihr, wie ein Fremdkörper. Sieht schräg aus.

Ich denke an Mike Meyers. Und zwar den 4. Teil. Der wo Miki zurückkehrt.

Ich habe ihn nie gesehen, sondern mir nur davon erzählen lassen.

Konnte 3 Nächte nur im Panic Room meiner Nachbarin aus Wisconsin, mit einer Winchester im Arm, schlafen. ---------Jedenfalls. Schinkel hängt immer noch dran. Am Arm.

 

„Schinkel! Aus!“ ,rufe ich mit krächzender, lauter Stimme.

 

Schinkel lässt den blutenden Arm frei.

 

„Sie gehört zum KGB. Tamaras Truppe.“ ,keucht die herbeieilende Tasty.

 

Romina versetzt mir eine harten Stoß und schreit:

 

„Nieder mit der Bourgeoisie. Nieder mit dem Imperialismus.“

„Alle Macht dem Proletariat.“ ,füge ich unwillkürlich hinzu.

 

Sie schlägt mich erneut und flieht.

 

„Das hat gar nicht wehgetut.............Ich meinte getan, du blöde Schnepfe.“ ,schreie ich hinterher. Man soll mir nicht nachsagen, ich hätte nicht alles zu meiner Verteidigung und die des Rechtsstaates getut.

 

„Halt deine Fresse......“ ,höre ich von ganz weit hinten und ganz leise.

 

Diese Kommunisten müssen wohl immer das letzte Wort haben.

 

Mühsam begeben wir uns wieder auf unseren Weg. Es ist 0755. Noch 5 Minuten.

 

Wir biegen um die Ecke und am Ende der Straße sehen wir es 13 Eichen .

 

Es ist lange her. Ich habe verdrängt das meine Mutter auch hier einsaß, weil sie meinen Vater umgebracht hat. Jeden Samstag, nach dem Saufen, kam er nach Hause. Ging ins Bad und putzte sich 20 Minuten die Zähne mit Perlweiß. Dabei summte er immer sein Lieblingslied.

 

> Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Honka mit dem Hackebeilchen. <

 

Mein Vater war ein großer Fan, deutscher Serien Mördern:

 

Stephan Letter – Der Todesengel von Sonthofen

Karl Denke – Der Kannibale von Münsterberg

Peter Kürten – Der Vampir von Düsseldorf

Adolf Seefeldt – Onkel Tic-Tac

Werner Pinzer – Der St. Pauli Killer

 

Als Kind dachte ich das wäre normal, weil die anderen Väter aus dem Kindergarten ja auch Hobbys hatten. Das war allerdings Ministeck oder Eisenbahn fahren oder Rasenmähen.

 

Mein Vater kam dann aus dem Bad und schlug meiner Mutter mit der flachen Hand ins Gesicht. Dann beschimpfte er sie als Hure und das Wort mit F.

Nachdem er alles, in einer mega Lautstärke, raus gelassen hatte, begann er Dinge zu zerstören. Lampen. Teller. Tische Wände. Nichts war vor ihm sicher.

So ging das Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr.

Wir hatten uns daran gewöhnt.

Aber eines Tages machte er einen entscheidenden Fehler. Er vergriff sich an mir.

Ich hatte meinen abgewaschenen Teller, nicht zurück in den Schrank gestellt und das konnte er überhaupt nicht leiden. Zwei gepfefferte Ohrfeigen, waren seine Antwort auf diese Frechheit. Dann packte er, mit seinen schwieligen Händen, meinen Hals und schien entschlossen die Lebenskraft von mir, wie aus einer Tube Senf, herauszudrücken.

 

„Nein!“ ,schrie meine Mutter.

 

Doch mein Vater ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Schließlich, war sie nur eine Frau,

Ein Objekt, das ihm gehörte und damit sie das verstand ging er rüber und begann nun sie zu würgen. Ich sprang auf seinen Rücken und riss ihm ein Büschel Haare aus. Er schüttelte mich wie eine Laus, aus seinem Pelz und ich flog in die Ecke. Nun wollte mein Vater mir wohl den Rest geben, denn er stand auf und ballte seine Faust, um mir die Zähne auszuschlagen.

Ich würde wohl kein Perlweiß mehr brauchen. Schade.

 

Aber, da sah meine Mutter plötzlich rot, nahm das lange, japanische Schinkenmesser meines Vaters aus dem Messerblock und stach es ihm in den rechten Lungenflügel, der ja bekanntlich etwas größer, als der Linke ist. Mein Vater war ganz schön überrascht, das meine stillhaltende Mutter gerade sein geliebtes, japanisches Schinkenmesser dazu nahm.

Er wollte etwas sagen, aber meine Mutter zog es heraus und stach es ihm ins Herz und da blieb es auch.

 

Seine, nun vor Grauen und Entsetzen geweiteten Augen gingen abwechselnd zu mir und zu meiner Mum. Seine widerlichen, langen, schwarzen Urwald Brauen, die verfilzt über seinen stechenden Rasputin Augen klebten, waren durcheinandergeraten und nach oben gezogen.

 

Das alles sehe ich vor mir, als wäre es gestern geschehen.

 

Diese Erinnerungen sind sind für mich wie ein Film. So als wären sie jemand anderem passiert. Unreal. Theater.

Das Blut schoss aus der rechten Seite seines Körpers heraus und die perlweißen Zähne bildeten einen leuchtenden, unnatürlichen Kontrast dazu.

 

Es dauerte ganz schön lange, bis die Polizei kam. Ich dachte, das nun alles gut werden würde, aber die Behörden sahen das wohl anders.

 

Sonntags durfte ich meine Mutter in 13 Eichen besuchen. Zuerst erkannte sie mich, aber dann nannte sie mich Bubele und fragte, ob ich den Sabbath auch ehre und auf koscheres Essen achte? Erst kam mir das seltsam vor, aber dann tat ich ihr den Gefallen und eignete mir einiges aus dem jiddischen an. Also aß ich nur noch die richtigen Sachen.

Wie das Fleisch von wiederkäuenden Paarhufern und Geflügel.

 

Ich begrüßte sie immer mit einem jiddischen Trinkspruch. Lachaim.

Das bedeutet: Auf das Leben. Dann musste sie immer fürchterlich lachen.

Alles lief seinen Gang, aber dann veränderte sie sich immer mehr. Sie vernachlässigte ihr Haar und wusch sich nicht mehr regelmäßig. Sie nannte mich ihren Leibwächter und sammelte kleine, grüne Pillen für mich.

 

An meinem letzten Besuch nahm sie mich ganz fest in ihre Arme und sagte:

 

„Ich hab` dich lieb mein Bub. Ich bin nicht verrückt. Die Welt da draußen ist es.“

 

Am nächsten Tag hörte ihr Herz zu schlagen auf.

Nun stehen wir also davor. Es ist ein weiß getünchtes Haus, das mit wildem Wein bewachsen ist. Die Fenster sind vergittert. Natürlich. Hin und wieder hört man ein Lachen oder einen spitzen Schrei. Es ist merkwürdig hier zu stehen. Gut das Tasty an meiner Seite ist. Sie hält meine Hand.

 

Auf der Veranda ist eine alte, verwitterte Bank, die mit verrosteten Ketten von der Decke hängt. Die Farbe darauf ist alt und aufgesprungen. Johnny sitzt entspannt, mit überkreuzten Beinen und ausgebreiteten Armen, wie ein Filmstar aus den 50ern auf dieser quietschenden Hollywood Schaukel und pafft einen Tiparillo. Er sieht wiedermal total cool in seinen mexikanischen Boots und der Stoffhose aus. Wie schafft er das bloß?

 

„Hallo Schweinebacke!“ ,rufe ich ihm zu

 

Kräuselnder Wind, weht in kleinen Kreisen Sand auf dem Boden herum. Ein Skorpion wartet in einer dunklen Ecke auf Beute und ich warte auf die richtige Bewegung, um ihm eine aufs Maul zu geben.

 

„Freunde.“ ,ruft er uns fröhlich zu. „Ich habe Limonade mit Eiswürfeln für euch bereit stellen lassen.“

 

Ohne ein weiteres Wort, betreten wir diesen Ort der Süßigkeiten.

 

Hab mal eine kurze Zeit in Texas gearbeitet. Dort gab es ein Hurenhaus. Candyland. Das gabs schon vor dem Bürgerkrieg 1862. Alte Plüschsessel. Seidentapeten. Verstimmtes Klavier, an dem schon Scott Joplin spielte. Knarrende, abgenutzte Betten. Lachen, das sie in Marmeladengläsern versteckten und Tränen, die auf ein Leben danach, in benutzten Leinen Servietten warteten. Also, ein grandioser Ort um sich die Pulsadern aufzuschneiden.

 

Genau wie in 13 Eichen . Halleluja.

 

Wir setzen uns auf die alten, verbrauchten Stühle, die unter unserem Gewicht ächzen und fluchen. Feng erscheint mit einem klapprigen Rollwagen, auf dem ein großer, silberner Teller steht, der wiederum mit einer übergroßen Glocke abgedeckt ist.

Mein Hunger schreit nach Befriedigung seiner Gelüste. Mal sehen, was Johnny uns mit diesem Essen für Lügen auftischen will.

 

Feng hebt die Glocke und ein schwarzer Schrumpfkopf, mit zugenähten Augen und versperrten Mund liegt reglos und stumm auf dem Teller.

 

„Das ist George.“ ,erklärt Johnny. „Er war der Meinung, das Gesehene an Regierungsorgane weitergeben zu müssen. Es ist nicht einfach gewesen seinen Kopf auf diese Größe zu bringen, aber für George habe ich gern die Mühe auf mich genommen.“

 

Feng grinst. Er scheint George gut zu kennen.

 

„George hat die Buchhaltung für ihren Onkel übernommen und war nicht davon zu überzeugen, das die Zeiten sich ändern.“ ,erklärt Feng.

„Ich übernehme ab sofort die Geschäfte meines Onkels.“ ,fährt Johnny fort.

 

Eins muss ich diesem Schweinepriester lassen. Er hat ein Händchen für theatralische Vorstellungen und scheut weder Mühe, noch Kosten sich in einem großartigen und scheußlichen Licht zu präsentieren.

„Kommen wir zum Wesentlichen, meine Freunde. Wo ist das Paket?“ ,fragt Johnny nun.

„Freunde? Wir sind keine Freunde, du blöder Sack.“ ,stelle ich klar.

„Du hast recht. Wir sind viel mehr, als das. Wir sind Brüder.“

„Auch das nicht. Du warst nie mein Bruder. Brüder stehen für sich ein. Du warst immer nur für dich da. Oder hast du dich einmal bei Mutter sehen lassen?“

„Während du gejammert hast. BRUDER! Hab ich mich ums Geschäft gekümmert. Und ich habe mich gut gekümmert. Wir müssen uns keine Sorgen, um das Morgen machen.“

„Du meinst, du brauchst dir keine Sorgen machen. Wie viele Konkurrenten musstes du ausschalten?“

„Die meisten sind von sich aus gegangen.“

„Ich weiß, Bruder und wer nicht ging wurde beerdigt.“

„Du hast doch keine Ahnung! Weder von mir, noch vom Leben. Du hast immer nur davon geredet, was Besonderes zu sein, aber ich hab es gemacht. Ich BIN was Besonderes.“

„Ach ja? Und was war mit der Anfrage von Proffessor Hindenburg? Ich könnte bei Ärzte ohne Grenzen mitmachen, weil ich mich so gut im Krankenhaus auskenne?“

„Alter. Die wollten dich doch nur verarschen. Nicht mal das merkst du!“

 

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Mist. Er redet solange auf mich ein, bis mir die verbale Munition ausgeht. Also, nehme ich seinen beknackten Schrumpfkopf und werfe ihn in den angrenzenden Zierteich mit den Koi Karpfen aus Plastik. Und weil mir das nicht reicht, pfeffere ich seine blöde Limonade hinterher. SO!

 

Er zieht seine Luger aus dem Holster an der Seite. Tasty reagiert sofort und wirft sich vor mich. Der Schuss geht direkt in ihren Bauch, prallt an der Wirbelsäule ab und bleibt da stecken. Dann geht alles sehr schnell. Feng zieht Johnny vom Stuhl und die beiden flüchten.

 

Tasty liegt sterbend in meinen Armen und blutet mich voll. Ich verstehe nicht recht, was geschehen ist, obwohl ich ja dabei bin. Da ist eine Menge Blut, das einfach so heraus läuft.

Schinkel versucht zu helfen, aber mit seinen Pfoten, ist nicht viel drin. Auch ihn nimmt die Sache mit und wenn er weinen könnte, würde er es tun. Ich kann auch nicht weinen.

Tasty sagt kein Wort. Sie schaut mich einfach nur an.

 

Dann verlöschen ihre Augen und sie ist fort.

 

Ich fühlte mich wie ein Stein. So wie Simon und Garfunkel in ihrem Song. I am a rock.

 

Scheiße.

 

Irgendwann kommt der Krankenwagen und viel Polizei und der Leichenwagen.

 

 

Ich weiß, das sie nun für immer weg ist, aber begreifen kann ich es nicht...........

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Juli 2021 von Axel Bruss

 

 

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