Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

 

Was die Augen nicht gesehen,

was der Geist hat nicht gedacht

ist am Abend heut geschehen;

schwärzer war’s als finstre Nacht.

 

Wo der Hof zum Haus sich wendet,

leises Wort den Wunsch bestimmt,

Eingang matt nur Dämm’rung spendet.

Anderssein uns mit sich nimmt.

 

Schritt für Schritt wird man geleitet

zu ´nem Platz, ich weiß nicht wo.

Ordnung stets die Tat begleitet.

Chaos herrscht, wär es nicht so.

 

Nun denn sitzen wir verwundert

und gespannt, was da noch kommt.

Leises Lachen uns aufmuntert.

Trank und Speise folgen prompt.

 

Scharfe Sinne, sie erstreiten,

was der eine uns verwehrt.

Schwer sind Bilder, wenn sie leiten

Herz und Gaumen kreuzverkehrt.

 

Tastend suchen wir die Gabel.

Tastend auch den Tellerrand.

Führen langsam ´s Mahl zum Schnabel;

die Serviette in der Hand.

 

Auch ein Trunk wird eingenommen

und der Nachtisch mit Gefühl.

Anders geht’s, als wir gekommen,

heimwärts in das Stadtgewühl.

 

Auf dem Weg nach Haus das Wissen,

daß ich vieles neu geseh’n.

Möcht’ mein Augenlicht nicht missen,

unbeschwert durchs Leben geh’n.

  

[2005]

 

Erläuterung zum Inhalt:

Wir haben damals in Berlin ein sogenanntes "Dunkelrestaurant" besucht. Es wurde von Blinden und Sehbehinderten geführt.

Uns wurde in völliger Dunkelheit "vor Augen geführt", wie es sich anfühlt, nicht zu sehen.

Eine sehr wertvolle Erfahrung!

 

LG, Heiko

  • Gefällt mir 4
  • Schön 1
Geschrieben

Hallo lieber Heiko, 

in diesem Fall finde ich die Erläuterung zum Inhalt gerechtfertigt, danke.

Manche werden vielleicht ein Bild dazu vermissen ... 

Spaß beiseite, ich finde dein Gedicht sehr gut. 

Wenn ich nicht irre, hielt Goethe das Sehvermögen für den wichtigsten Sinn.

Geschrieben

Liebe Uschi, das ist es tatsächlich. Ich meine die beeindruckende Erfahrung. Da solltest du auf alle Fälle mal machen. Meine Frau, mit welcher ich gerade darüber gesprochen habe, grüßt dich unbekannter Weise und stimmt diesem zu. Man muß sich tatsächlich vollkommen auf seine anderen Sinne einlassen und verlassen.

Übrigens hier eine jetzt gefundene Adresse:  "Vier Sinne" - Huttengasse 83, 1160 Wien, Tel. +43 699 14444007

 

Und weshalb es hier so still ist? Nun, vielleicht die Ruhe vor dem morgigen Ansturm an die Tastaturen.

 

Dir jedenfalls einen schönen Abend noch,

Heiko

  • Schön 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.