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Geschrieben am

Hast du schon einmal

an einem Gedicht gestanden

wie an einem Frühlingstag im Winter

und die Flocken gefangen wie die Kinder 

und sie waren plötzlich alle warm wie der 

Flügelschlag

eines Engels ?

 

Und haben Dich Gespenster

aus einem Grab je

angelacht das einer nur aus Worten 

hingemalt hat

in die dunkle Pracht

einer schwarzen Orchidee

 

Und bist du schon einmal in einem Gedicht erwacht

am helllichten Tag in tiefster Mitternacht

an einem Sternensee 

voll des Fern- und Heimesweh 

zur gleichen Zeit 

Und alle Kleinmütigkeit 

und all der unnötige Neid 

verging in seiner Einsamkeit  ?

 

Und wurde dir die Brust nie weit 

Von der Weite epischster Ewigkeit ?

 

Haben in deiner Brust nicht auch

größte Widersprüche liebevoll gefreit

um den Platz an der Seite der Braut 

und das Brautkleid in sehnsüchtigstem Blau

war wie ein Ozean so weich und rau

zur selben Zeit ?

 

Hat dir nie ein Gedicht ein Brautkleid genäht

und es dir auf den Leib gelegt wie ein Kuss

der immer nur dir galt ?

Wurdest nicht auch du durch ein Gedicht schon alt

wie das Meer und jung wie ein neugeborener 

Stern ?   

 

Hast du dich niemals wund gelesen 

An den Zungenküssen

von Reimen und Worten

und dem Zauber von seltenen Worten

und fernen Orten ?

 

Hast du denn nie in Wortstürmen gestanden

mit offenem Mund

durchnässt von sinnlichsten

(und schrecklichsten!)

Ergüssen

um dich gleich einfältigsten Konfirmanden 

gleich Jünger, gleich Hierophanten

in tiefer, dunkelblauer Stund

in die Weiten hingesonnen

jedes Urteils bar

bis in das Mark benommen

von der Worte Zauber

eingesungen

 

Wer hat zu dir

(und ungestraft)

dann sagen dürfen 

 

Narren sind die Dichter  

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Geschrieben

"

"Nur Narr! nur Dichter!

Nur Buntes redend,

aus Narrenlarven bunt herausredend,

herumsteigend auf lügnerischen Wortbrücken,

auf Lügen-Regenbogen

zwischen falschen Himmeln

herumschweifend, herumschleichend -

nur Narr! nur Dichter!..."

 

Friedrich Nietzsche

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Geschrieben
vor 35 Minuten schrieb Hera Klit:

"

"Nur Narr! nur Dichter!

Nur Buntes redend,

aus Narrenlarven bunt herausredend,

herumsteigend auf lügnerischen Wortbrücken,

auf Lügen-Regenbogen

zwischen falschen Himmeln

herumschweifend, herumschleichend -

nur Narr! nur Dichter!..."

 

Friedrich Nietzsche


 

Liebe Hera ich mag dieses unflätige gepöbel und musste auch herzhaft lachen.. ich befürchte nur dein Versuch Nietzsche vor den Karren zu spannen verteilt die fäkalladung des Wagens unter die falschen…

 

nun Nietzsche ist hier bis auf das Zitat aus dem Zarathustra im Kontext der brutal abwertenden Allgemeinplätze Deines LIordentlich vergewaltigt worden. 
 

bereits Dr Christina Kast (Uni Magdeburg) hatte in ihrem Essay zum Zarathustra darauf hingewiesen dass im Gedicht „Nur Narr, nur Dichter“ Nietzsche die Philosophie als Dichtung zu begründen versucht. Dies erfolgt in Ihrer Auslegung des übrigens deutlich längeren Gesangs in drei Schritten: 1. Destruktion des abendländischen Wahrheitsbegriffs, 2. Umwertung der Wahrheit zur Wahrhaftigkeit und 3. Bezeichnung der Dichtung als Philosophie. Du siehst also dass es bei Nietzsche um etwas völlig anderes geht als das erfrischende getrolle dass sich in psychologisierenden Allgemeinplätzen,Zuweisungen und projektionen erschöpft (übrigens auch gegen sich selbst!) Was daraus über das LI deines starken , polarisierenden Textes deutlich wird rührt mich sehr an !! Da wird eine berührbsrkeit sichtbar die zum Dichter gerade prädestiniert ❤️

Geschrieben
vor 32 Minuten schrieb Dionysos von Enno:


 

Liebe Hera ich mag dieses unflätige gepöbel und musste auch herzhaft lachen.. ich befürchte nur dein Versuch Nietzsche vor den Karren zu spannen verteilt die fäkalladung des Wagens unter die falschen…

 

nun Nietzsche ist hier bis auf das Zitat aus dem Zarathustra im Kontext der brutal abwertenden Allgemeinplätze Deines LIordentlich vergewaltigt worden. 
 

bereits Dr Christina Kast (Uni Magdeburg) hatte in ihrem Essay zum Zarathustra darauf hingewiesen dass im Gedicht „Nur Narr, nur Dichter“ Nietzsche die Philosophie als Dichtung zu begründen versucht. Dies erfolgt in Ihrer Auslegung des übrigens deutlich längeren Gesangs in drei Schritten: 1. Destruktion des abendländischen Wahrheitsbegriffs, 2. Umwertung der Wahrheit zur Wahrhaftigkeit und 3. Bezeichnung der Dichtung als Philosophie. Du siehst also dass es bei Nietzsche um etwas völlig anderes geht als das erfrischende getrolle dass sich in psychologisierenden Allgemeinplätzen,Zuweisungen und projektionen erschöpft (übrigens auch gegen sich selbst!) Was daraus über das LI deines starken , polarisierenden Textes deutlich wird rührt mich sehr an !! Da wird eine berührbsrkeit sichtbar die zum Dichter gerade prädestiniert ❤️

Das war mir schon klar, dass es Nietzsche darum ging, die Frage zu stellen, ob philosophieren letztlich nichts anderes ist als dichten.

Und ich denke, das ist es generell auch, denn es basiert auf Worten und die sind oft mehrdeutig.

Ich habe aber, glaube ich, nicht gepöbelt, sondern den Dichtern die Narrenmasken heruntergerissen. Schreiben bedeutet immer auch über sich selbst zu schreiben und dabei Spuren zu verwischen, denn wir alle haben Dinge in uns, die eigentlich niemand erfahren soll. Trotzdem wollen wir sie mitteilen, aber bitte doch nicht so offen, es soll ja keiner merken.

Nietzsche zum Beispiel wollte die Religion abschaffen und hat am Ende mit Zarathustra einen eigenen Propheten erschaffen.

Gerade Nietzsche hat sich in vielem etwas vorgemacht, man muss oft schmunzeln über die antimoralischen Kraftmeiereien aus dem Munde eines hochsensiblen Mannes.

 

Mir ging es darum deutlich zu machen, dass es echter Dichtung nicht um Schönheit oder Ruhm gehen sollte, sondern

um Selbsterkenntnis (Erleuchtung). Aber viele ergehen sich in Filigranmanierismen, dass es nur so knattert. Hauptsache schön und es beißt nicht, wie das liebe Jesulein.

 

Der Narr ist für mich auch eher eine positive Figur und er steht für Spannendes zu wagen oder die eigenen Grenzen zu sprengen und das sollten Dichter tun.

 

Liebe Grüße

Hera

 

 

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