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Das Brautpaar

 

Ein Brautpaar steht, wenn es noch jung,
in vollem Saft und hat viel Schwung.
Der Bräutigam (oft ist er männlich)
hat Hosen an, ganz unverkennlich.

 

Als Herr im Haus agiert er meist,
wenn er sein Weibchen unterweist.
Mal ist er Macho, mal der Gönner,
mal meckert er (was nicht der Renner!).

 

Die Braut als solche ist meist weiblich,
sie sorgt für’s Wohl, das meistens leiblich.
Was ist jedoch, gar mancher frägt,
wenn’s Weibchen auch nur Hosen trägt?

 

Wer sagt dann, wo es lang geh’n soll?
Schnell hat man dann die Hosen voll.
Die Lage wird dann oftmals wirr
und gerne fliegt auch das Geschirr.

 

So stürzen sich aufs Wunderbare
die meisten Brautpaar-Exemplare
hinein ins volle Eheleben,
um voll des Glücks davon zu schweben.

 

Der Bräutigam (wenn er auf Zack)
trägt zu der Hochzeit einen Frack,
ein weißes Hemd und eine Weste,
´ne Fliege auch -das wär‘ das Beste-.

 

Die Braut (wenn sie noch unbefleckt)
gemeinhin weiße Kleidung trägt.
Trägt sie das Baby schon im Bauch,
dann tut’s ein buntes Outfit auch.

 

Auch Brautjungfern sind angesagt,
sie eskortieren unverzagt
die Braut mit ihrer langen Schleppe
durch manchen Schlamm, auf manche Treppe.

 

Doch eins ist wichtig, habe Acht!
Wähl‘ bloß die Jungfern mit Bedacht.
Der Jungfern Schönheit sei beschränkt,
nicht dass die Braut sich deshalb kränkt.

 

Es liegt sonst nachher -jede Wette-
die falsche Maid im Ehebette.
Das Glück wär‘ dann von kurzer Dauer,
die Braut -mit Recht- wär‘ ganz schön sauer.

 

Das gleiche gilt auch für die Zeugen,
die bis zum „Ja-Wort“ dich beäugen.
Sie achten gleichwohl guter Dinge
auf das Vorhandensein der Ringe.

 

Wenn du noch brauchst der Kirche Segen,
dann käm´ ein Pfarrer jetzt gelegen.
Der läuft mit Brimbamborium
zunächst um den Altar herum.

 

Dann putzt er sich noch schnell die Nase
und drischt so manche leere Phrase,
danach die Frage aller Fragen,
die solltest du nicht mehr vertagen.

 

Sagst du dann „Ja“ zum Eheglück,
dann gibt es erstmal kein zurück.
Doch sagst du: „Nein, ich will mitnichten“,
wär’s ratsam, aus der Kirch‘ zu flüchten!

 

Wir unterstellen für‘s Gedicht,
du sagst: „Ich will“, statt „Ich will nicht“.
Und nach dem „Ja-Wort“ -dienstbeflissen-,
da dürfen sich die Brautleut‘ küssen.

 

Der Organist, er orgelt barsch
von Mendelssohn den Hochzeitsmarsch.
Die Kirch‘ verlässt man Schritt für Schritt
und die Verwandten latschen mit.

 

Der Hochzeitsstrauß wird im Gedränge
geworfen in die Menschenmenge.
Die revanchiert sich, wie man weiß,
mit Tüten voller Langkorn-Reis.

 

Das Brautpaar gleitet dann von hinnen
verliebt in einer Kutsche drinnen.
Denn im Lokal „Zur Fledermaus“
beginnt hernach der Hochzeitsschmaus.

 

Zur Hochzeitsfeier braucht man Gäste,
die saufen gern auch noch die Reste
aus allen Gläsern und aus Flaschen,
derweil sie auf den Boden aschen.

 

Der Wirt erhebt entsetzt die Pfoten:
„Hier ist das Rauchen streng verboten!“
Verärgert, wegen dieser Worte,
stürzt man sich auf die Hochzeitstorte,…

 

…bewirft den Wirt mit Buttercreme,
was diesem nicht sehr angenehm.
Der Wirt ist deshalb sehr pikiert,
derweil wird just die Braut entführt…

 

…von ihrem Ex-Freund, Josef Schmitz,
der hält die Hochzeit für ´nen Witz.
Noch vor der Kneipe hält ihn auf
der Bräutigam im Dauerlauf.

 

„Die Braut, die ist jetzt MEIN du Simpel!“
Er wirft den Ex-Freund in den Tümpel,
wo fröhlich sich die Säue suhlen,
da sie grad um den Eber buhlen.

 

Und im Lokal die Band „Drei Schnalzer“,
die stimmt jetzt an den Hochzeitswalzer.
Der Bräutigam, mit schwerem Schritt,
der Braut auf ihre Füße tritt.

 

Nach diesem Tanz -in allen Ehren-
kann man das Fest-Buffet verzehren.
Mit Bier und Schnaps geht’s noch bis 3,
dann ist der ganze Spuk vorbei.

 

Die Brautleut‘ haben sich schon sacht
um ein Uhr aus dem Staub gemacht.
Was sie im Brautgemach getrieben,
wird hier zum Glück nicht aufgeschrieben.

 

Die Elternpaare -ganz im Stillen-
zahlen die Rechnung wider Willen.
Jetzt sind nicht nur die Kinder weg,
nein, auch ihr Konto hat ein Leck.

 

Nun wünsche ich den Angetrauten
ein Leben glücklich, ohne Flauten.
Zur Goldhochzeit -s‘ist meine Pflicht-
erstatte ich erneut Bericht.

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
 

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Geschrieben
Am 2.6.2022 um 14:10 schrieb WF Heiko Thiele:

ch habe einmal geheiratet (geschieden) und war einmal Trauzeuge (die beiden sind noch zusammen), aber eine so schöne Hochzeit habe ich noch nicht erlebt.

Danke für den Augenschmaus!!!

Gern geschehen, lieber Heiko, vielleicht solltest Du einen 2. Anlauf nehmen und dann mein Manuskript für die Planung zugrunde legen. Zur Erheiterung der Gäste, könnte ich dann 2-3 Werke vorlesen (...wenn ich eingeladen werde...).

 

Ich freue mich, wenn ich Deinen Geschmack getroffen habe - Liebe Grüße von Melda-Sabine

 

 

Am 2.6.2022 um 19:10 schrieb Kurt Knecht:

Deine Hochzeit hat es ja in sich. Sehr gerne gelesen, was Du so meisterlich vorgetragen hast. Kurt

Besten Dank, lieber Kurt. Rückblickend habe ich an so mancher Hochzeit (inkl. meiner zweimaligen) teilgenommen. In der Tat kann man da so einiges erleben, was ich hier gerne schmunzelnd verdichtet habe.

 

Frohes Pfingstfest - Melda-Sabine

 

Am 3.6.2022 um 01:22 schrieb Ostseemoewe:

Liebe Melda 

Ich werde in 50 Jahre also darauf zurück kommen und das Gedicht einfordern. Hast du toll gemacht, nie im Leben hätte ich so ein langes Gedicht geschrieben. 

Na, liebe Ilona, ob ich in 50 Jahren dann noch fähig bin, einen Griffel zu halten, geschweige denn die Tasten auf der Tastatur zu finden, man weiß es nicht. Naja und das mit dem langen Gedicht....ich würde eher sagen eine verreimte Geschichte, bei der man eigentlich nicht aufhören kann, weil es so viel zu berichten gibt.

 

Dankbar Grüße von Melda-Sabine

 

 

Besten Dank auch die mitfeiernden weiteren Liker @Donna, @Uschi R. und @Gina.

 

Sehr zum Wohl - Melda-Sabine

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Geschrieben
Am 8.6.2022 um 08:30 schrieb alfredo:

ich kenne Wilhelm Busch sehr gut, und dem kannst du locker das Wasser reichen. Dein Witz und die feine Ironie sind unnachahmlich. 

Lieber @alfredo, habe herzlichen Dank für dieses große Lob. Ich denke zuweilen darüber nach, meine Werke unter dem Pseudonym Wilhelmine Busch zu veröffentlichen. 

 

Ach nee, das wäre zu vermessen. Mit dankbarem Gruß - Melda-Sabine

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