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Geschrieben am

Wien vs Duisburg

 

Mit Wien und Duisburg verhält es sich so wie mit Menschen.

 

Beide Städte habe ich gerade bereisen können und auf den ersten Blick kann Duisburg äußerlich nicht mit Wien mithalten.
Auch die Durchhalteparolen man sei „echt“ kaschieren nur, dass man „unverfälscht“ meint und also keine Möglichkeit hat, etwa mit Wien mitzuhalten. 

 

Schönheit ist trotzdem in beiden Städten, ähnlich wie in Menschen und es ist an einem selbst herauszufinden wo diese Schönheiten liegen oder wie man sie sichtbar machen kann. Hiermit meine ich eine tiefe Schönheit, die auch nicht unbedingt sofort in Wien an die Oberfläche kommt. 

Es ist auf den ersten Blick nicht leicht, Duisburg zu mögen. 

 

Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist es eigen, gewollt konzeptlos? Man weiß es nicht. 

 

Innerhalb kurzer Zeit sieht man Crackpfeifen rauchende Jugendliche in ammoniak-geschwängerten Parks, trifft auf Horden junger Männer, die im Bus laut Musik hörend und Bier trinkend, maskenlos die Pandemie vergessen.
Sage ich nichts, weil ich feige bin? Ich glaube nicht. Ich sage nichts, weil ich auch jung war und ungetrübt diese ganzen Verfehlungen (abzüglich der Crackpfeife) zelebrieren dürfte. Die heutige Jugend hat es mit Pandemie, Krieg und Inflation wahrlich schwer genug. 

 

Dennoch bin ich lieber in Wien als in Duisburg. Dennoch fühle ich mich bei vermeintlich gebildeten und gepflegten Menschen wohler als in einem Bus voller grölender Hooligans. 

 

Aber ist das nicht mein Problem? 

 

Wenn man wirklich frei und demokratisch ist, dann gibt es da keinerlei Unterschiede. Warum ist Sylt nur für die Haute Volée da und nicht für die Punks? Eine gute Frage, die in diesem 9€-Sommer auch eifrig diskutiert wird.

 

Bevor sich Leute streiten, sollte es die generelle Verpflichtung geben, dass sich vorher beide Parteien jeweils eine Sache sagen, die sie an der anderen wirklich schön finden oder mögen. Das nähme ganz schön Wind raus. 
„Wladimir, ich bewundere deinen mit über 60 noch derart gestählten Körper.“
„Ja, Olaf, und ich bewundere deine unaufgeregte, hanseatische Art. Toll.“ 

 

Wer will da noch gern Krieg führen? 

 

Vielleicht sollte ein Vermittlungsausschuss auch nicht erst dann einberufen werden, wenn kein Kompromiss zustande kommt, sondern eben ganz am Anfang. Um Sicherzustellen, dass jede Betroffene und jeder Betroffene seine/ihre warme Dusche erhält.

 

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man im Durchschnitt 5 positive Betätigungen (Lobe) braucht, um eine Kritik aufzuwiegen. Das ist manchmal nicht leicht. Mir fällt auch keine positive Eigenschaft an Bernd () Höcke ein, die ich diesem ehrlich sagen könnte. Ihm fiele aber wahrscheinlich auch nichts Gutes zu mir ein und darin liegt ja gerade das Anspruchsvolle an dieser Aufgabe.

 

All dies ist natürlich  - noch – naives Wunschdenken, in einer Welt, in der sich immer die brutalsten, gewissenlosesten Psychopathen und Arschlöcher durchsetzen. 

 

Aber: Ich bin eben heute von dem Gedanken beseelt, in allen Menschen das Gute zu sehen oder zum Vorschein zu bringen. 

 

Und das verdanke ich Duisburg.

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Geschrieben

Ich kenne eine ältere Dame, die, in einem Bus, tapfer war und dem, ihr gegenüber sitzenden jungen Mann sagte, er solle seine Maske richtig aufsetzen: Der junge Mann schlug ihr so wild ins Gesicht, dass sie ins Krankenhaus musste.

Geschrieben

Apropos Wien - als waschechtes Wienermädel fällt mir da spontan nur folgendes ein:
 

Die Straßen Wiens sind mit Kultur gepflastert,
die Straßen anderer Städte mit Asphalt.

Karl Kraus

(1874 - 1936)

Deinen Text finde ich cool - könnte sich aber ebenso im Wiener U-Bahnnetz oder der BIM (liebevolle Bezeichnung der Wiener für ihre Straßenbahn) abgespielt haben.

Geschrieben

Vieles liegt auch an der Perspektive. Aus welchem Blickwinkel man die Stadt betrachtet. Auch aus historischem.

Wenn jemand mit der einen Stadt nur positives assoziiert und mit der anderen negatives, kann sich die zweite noch so anstrengen, sie wird selten im Rang aufsteigen.

Ich bin in beiden schon mal gewesen. Ich Duisburg ein Wochenende, in Wien eine Woche. In Duisburg habe ich das La-Pa-Du (Landschaftspark Duisburg) besucht, wo weitläufig die Überreste der Stahl-und Eisenindustrie als Ruinen der Natur  "zurück gegeben" werden. Ich sage das mal so. Das hat natürlich einen gewissen Charme.

Nicht zu vergleichen mit den ehemals fürstlichen Gebäuden der KuK-Monarchie.

Dann das künstlerische Angebot: Wien, Groß- und Hauptstadt.

 

Also ?

 

LG, Heiko

Geschrieben

...das stimmt lieber Heiko,

es ist aber gerade Duisburg, das in mir das Bestreben nach etwas Gutem geweckt hat. Vielen Dank für deinen Kommentar!

V.

Lieber Carlos,

das ist ja furchtbar! Grad letzte Woche habe ich eine Doku über Zivilcourage und deren inhärente Gefahr gesehen, an die ich sofort denken musste, als ich deinen Kommentar gelesen habe. Man muss wirklich immer damit rechnen. Dennoch finde ich es wichtig einzugreifen, wenn man denkt, etwas läuft falsch. Allerdings ist das auch leichter gesagt, wenn man keine ältere Dame, sondern ein 48jähriger Mann ist, der regelmäßig Sport macht. Danke für deinen Kommentar!

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