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Rede an ein Freundchen


Thomkrates

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Bist du nicht mit dir zufrieden,

wirst du nicht das Leben lieben.

 

Fandest du den Weg noch nicht,

scheint das Leben dir nicht licht.

 

Du wirst klagen und auch jammern

in den trüben, dunklen Kammern.

 

Keinem wirst du wirklich trauen

und nicht klugen Ratschlag schauen.

 

Welt und andre sind dir schuld

und es fehlt dir auch Geduld.

 

Fragt dich einer nach den Gründen,

wirst du keine guten finden.

 

Widersprüche, Vorurteil

lassen fallen dir das Beil.

 

Ruhe hast du keine echte

und auch keine stillen Nächte. 

 

Sonntag ist nicht heilig dir

und der Feind das andre Wir.

 

Abends kommst du heim vom Schaffen,

wirst dann vor dem Fernsehen gaffen.

 

Bücher sind dir nicht bekannt,

denn das ist dir fremdes Land.

 

Was nur, Mensch, soll aus dir werden,

schneller kommt die Zeit zu sterben.

 

Was nur, Freundchen, soll dein klagen?

Du musst selber Gutes wagen!

 

 

 

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"Freundchen" sagt zu mir meine Freundin, wenn sie mich rügt, was ich ungemein süß finde. 

Es ist überaus interessant, der ubiquitärer Gebrauch von Diminutiven. Ich gehe davon aus, dass so was in allen Sprachen vorkommt. 

Auf Spanisch lautet die Verkleinerung von AMIGO (Freund) AMIGUITO, hat aber nicht die leicht negative Konnotation wie "Freundchen". 

In English "little friend", drückt auch nichts Negatives aus. 

"Petit ami", auf Französisch, ist der Freund in einer Liebesbeziehung. 

Mir gefällt das Wort "Freundchen", weil es eine Warnung enthält, eine Vorwarnung, bevor es zum gegenteiligen Begriff übergeht. 

Ich frage mich lieber Thomkrates, an wen dieses Wort gerichtet ist. 

Es gibt Millionen von Menschen, die müde von der Arbeit nach Hause zurückkehren und vor dem Fernseher sitzen. 

Zurück in eine enge Wohnung, geplagt von finanziellen Problemen, von Liebeskummer, von Angst vor der Arbeitslosigkeit, von Mobbing, von Mundgeruch, von unzähligen Krankheiten. In dem Haus, wo ich wohne, leben zwei Menschen, in verschiedenen Wohnungen, die einen aussichtslosen Kampf gegen den Krebs führen. 

Das Leben mein Freund der meisten Menschen ist ein Täglicher Kampf ums Überleben.

Der Mensch, den du in deinem Gedicht anspricht, liest ja keine Bücher, wie du selbst sagst, geschweige denn Gedichte. 

Also antworte ich dir, stellvertretend für so viele Unglückliche.

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

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Lieber @Ference, ja der eigene Charakter hat so seine Tücken, die wir selbst schwer anzuschauen wagen, die blinden Flecken. 

Herzlich,

Thomkrates

 

Lieber @Carlos,

Ja die Unglücklichen, die keinen Trost und Ratschlag annehmen, weil sie zu stolz sind und glauben nicht wirklich unglücklich zu sein, die es sich nicht eingestehen und nicht mehr weinen können.

Großes und tiefes Leid, das sich aber widerständig widersetzt.

Gibt es davon Millionen? Meinen wir dieselben?

Herzlich,

Thomkrates

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Vielleicht meinst, nein, du meinst andere lieber Thomkrates.

Menschen, also, denen es in vieler Hinsicht gut geht und die, trotzdem, unglücklich sind... Jetzt verstehe ich. 

Davon aber müsste schon ganz schön viele geben. 

Eigentlich kommen mir unheimlich viele Menschen unzufrieden, ja unglücklich vor.

Oder gefüllt von einer falschen, oberflächlichen Fröhlichkeit, wie die jungen Touristen auf Mallorca, Ballermann und so. 

Wir leben in einer materialistischen,Gottlosen,  Ziellosen Konsumgesellschaft.

Jemand bezeichnete den modernen Mensch als "ein Genuss Mensch ohne Gefühle". 

Die moderne Medien haben die Welt in eine Bühne verwandelt.

Es gibt nichts geheimnisvolles, mysteriöses mehr. Der Massentourismus hat dazu ganze Länder entwurzelt. Länder die, in erster Linie, für den Tourismus existieren, die immer mehr alles danach richten. 

Und so weiter. 

Entschuldige bitte, wenn ich vorhin etwas übereilig dein Gedicht kommentierte. 

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

 

 

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Alles gut, @Carlos, du bist dabei und nicht weit weg. Ja, es gibt davon wirklich viele, sie haben ihren Weg noch nicht gefunden und suchen vielleicht auch gar nicht. Sie haben Familie, Haus, Arbeit und stehen dort stramm. Aber seelisch leiden sie und gestehen es sich nicht ein, weil sie die Schwäche nicht zulassen können in unserer Siegerwelt. So wird ein Egomuster gepflegt, dass das Feine und Zarte verachtet, das in ihnen vergraben ist und nach Äußerung verlangt. Aber ihr harter Geist wehrt das ab und unterdrückt es, verlacht es und ignoriert es. Das sind charakterliche Freundchen, die auch Unheil anrichten können, man muss sie warnen, ja.

Herzlich,

Thomkrates

 

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