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Ich wandre durch die dunkle Stadt,

hie und da gedämpftes Licht.

Der fahle Mond blickt trüb und matt,

Regen netzt mir das Gesicht.

 

Die Straßen liegen menschenleer,

schwarze Fenster starren blind,

ich bleibe stehn und atme schwer,

dort im Schatten steht ein Kind.

 

Mit trüben Augen, nassem Haar,

Schultern schmal, sein Blick ist stumpf.

Es prüft mich mutlos, mir wird klar,

dieses Mädchen steckt im Sumpf.

 

Wie auf Befehl strafft sich sein Leib

kokettiert mit bleicher Haut.

Auf einmal ist das Kind ein Weib,

das in einen Abgrund schaut.

 

Mich friert, ich habe kehrt gemacht

und löse mich aus seinem Bann.

Das Mädchen wird zum Kind der Nacht,

sein Schatten eilt ihm schon voran.

  • Gefällt mir 3
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  • Schön 2
Geschrieben

Hallo Sid, ein berührendes Gedicht von Dir. In der dritten Strophe hast Du die Augen zweimal hintereinander erwähnt, das ließe sich sicher ändern. 

 

vor 48 Minuten schrieb Sidgrani:

Es prüft mich mutlos, mir wird klar,

prüft es mich mutlos,...

 

Nur eine Idee, metrisch bin ich nicht so bewandert. 

 

Letzte Srophe: Das Mädchen wird..... - Die Kleine wird.....

 

Liebe Grüße Juls

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Juls,

 

gut, dass du aufmerksam gelesen hast, danke.

 

vor 47 Minuten schrieb Sidgrani:

Mit trüben Augen, nassem Haar,

Schultern schmal, sein Blick ist stumpf.

Es prüft mich mutlos, mir wird klar,

Mädchen, du steckst tief im Sumpf.

Die markierten Silben sind nach meinem Verständnis die betonten, aber ich glaube, man kann es auch anders lesen. Mal sehen, ob weiter Vorschläge folgen.

 

Liebe Grüße

Sid

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Sid,

im Grunde kann man auch hier wiederholen, was gestern Ilona über deine Dichkunst sagte. 

In wenigen Strophen erzählst du eine ungewöhnliche Begegnung. 

Es gibt Länder, wo das zum Alltag gehört. 

Du bist gleich weggegangen, um dich von dem Bann des Mädchens zu lösen, dabei Gerät der Leser in deinem!

Liebe Grüße

Carlos 

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Sid,

 

der ständige Wechsel zwischen jambischen und trochäischen Versen macht das Lesen etwas "ungemütlich" und die stumpfen Kadenzen unterstreichen  die düstere Stimmung noch weiter. Das sind  gut gewählte Stilmittel, die hier hervorragend passen. 

 

Der etwas unklare Vers:

 

Es prüft mich mutlos, mir wird klar,

Mädchen, du steckst tief im Sumpf.

 

lässt sich schon so lesen, obwohl das Verb in der Senkung nicht ideal ist. Besser wäre:

 

dieses Kind steckt tief im Sumpf. 

 

Zwischen Substantiv und Adjektiv lässt sich ein Verb immer leicht drücken, nach dem leichten Pronomen "du" gelingt das nicht so gut. Möglich wäre auch:

 

dieses Mädchen steckt im Sumpf.

 

Zum Ende hin bist du mit den trochäischen Versen etwas sparsamer geworden. In der letzten Strophe mag das passen, weil sich das LI hier der unheimlichen Situation entzieht. In der vorletzten würde ich das Schema noch beibehalten. Vorschläge:

 

Wie auf Befehl strafft sich sein Leib

kokettiert mit bleicher Haut.

Auf einmal ist das Kind ein Weib,

das in einen Abgrund schaut.

 

Mich friert, ich habe kehrt gemacht,

und löse mich aus seinem Bann.

Das Mädchen wird zum Kind der Nacht,

sein Schatten eilt ihm schon voran.

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben

@Sidgrani

 

 

Moin.

 

Gut gemacht.

Diese Spielerei, der Wechsel des Metrum ist ok, stört mich nicht. Wobei ich den Wechsel vielleicht Strophenweise vollzogen hätte. Aber Ansichtssache.

Reale Bilder mit Metaphern vermischen ist ok, finde ich. Das fördert die Neugier, wie: "was meint er hier damit?". 

ok, tschüss.

 

 

 

Geschrieben

Liebe Claudi,

 

ich habe lange überlegt, ob ich deinen Vorschlägen folgen soll. Deine Argumente haben mich schließlich überzeugt, danke dafür, und ich habe wieder dazugelernt.

Den ständigen Wechsel zwischen jambischen und trochäischen Versen einmal durchzuziehen, hat mich gereizt. Wie es scheint, ist der Versuch mir gelungen.

 

Liebe Grüße

Sid

 

 

 

Grüße dich, ferdi,

auch deinen Kommentar musste ich erst einmal sacken lassen.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

Ein Metrum muss sich ja nicht immer 1:1 als Versbewegung wiederfinden; das ergäbe sehr leiernde Verse

Ich sehe eine Abweichung davon als Stilmittel (manchmal), das allerdings sparsam eingesetzt werden sollte.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

Da stört mich viel mehr das "hab kehrt gemacht"

Dafür habe ich noch immer keine zufriedenstellende Lösung gefunden, es wird wohl so bleiben.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

"kokettiert mit bleicher Haut" ist ein wenig ein Stolperstein

Das Mädchen will die Aufmerksamkeit des LI erregen, wobei sie eine bleiche Haut hat.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

"kokettieren" wird ja meistens mit "mit" ergänzt

Jawohl, "meistens".

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

"Schwer atmen" verbinde ich mit Anstrengung oder Krankheit

Oder aber aus Überraschung bzw. Entsetzen. Aus diesem Grunde atmet das LI schwer.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

warum steht das Mädchen im "Schatten"?!

Vielleicht, weil sie nicht gesehen und erkannt werden will? Wenn jemand naht, tritt sie ja hervor, und was den Schatten wirft, ist für die Situation unerheblich.

 

Nun zu dem, was du "tote Scheinbildlichkeit" nennst. horstgrosse2 hat es inzwischen ja in meinem Sinn beantwortet, "du steckst tief im Sumpf" ist eine Redewendung bzw. eine Metapher und genauso sehe ich es auch bezüglich des Abgrundes.

 

Am 24.7.2022 um 19:57 schrieb ferdi:

Das ist jetzt aber wirklich eine sehr abstrakte Kritik, inwieweit sie auf deinen Text hier Anwendung findet, wer weiß; grundlegend ist es schon ein Punkt, auf den bewusster zu achten sich lohnt (nicht auf dich bezogen, sondern allgemein gemeint).

Da stimme ich dir zu, auch dein Kommentar ist für mich wertvoll und lehrreich.

 

Gruß und Dank

Sid

 

 

 

Moin moin,

 

Am 25.7.2022 um 18:46 schrieb horstgrosse2:

Reale Bilder mit Metaphern vermischen ist ok, finde ich. Das fördert die Neugier, wie: "was meint er hier damit?".

Das finde ich auch, genauso verhält es sich mit dem Sumpf als Redewendung, danke.

 

LG Sid

 

 

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