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Das Interesse an Instagram begann bei mir mit 25 Jahren. Vielleicht ist das Wort Interesse auch schon zu hochgegriffen. Wenn ich ehrlich zu mir bin, wollte ich jemanden als Fan eine Nachricht schicken. Parallel dazu forderten mich über Jahre hinweg Arbeitskollegen dazu auf, mir ein Profil zu erstellen. Als ich in den Pausen sah, wie die Teamkollegen gebannt Herzen auf Instagram verteilten, wurde mir klar, warum ich meine Pausen lieber allein verbringe. Ich sah, wie sie plötzliche Freude filmten, sie ausschmückten und teilten. Ich sah, dass dies nicht die Welt war, wie sie war. Es war, wie sie die Welt sahen oder sehen. Das haben sie dann geteilt.

 

Ich hatte nie soziale Netzwerke, meldete mich jedoch irgendwann an. Mir war klar, dass ich mich nicht als private Person zeigen wollte. Doch da dies alles von mir stammt oder paradoxerweise mit mir zu tun haben muss, verwirrte mich dieser Umstand sehr. Sehr oft änderte ich daher mein Profilbild, meinen Namen, meine Bio. Wer bin ich denn hier? Ein soziales Korsett meiner selbst? Ich selbst? Sieht man mich hier? Oder das, was ich sehe? Und ist das, was ich sehe, nicht vielmehr ein Teil von mir und was hat es mit den anderen Blicken auf sich, die das „Bestätigen“ müssen?

 

Gibt es eine digitale Identität? Sehr früh erkannte ich, dass ich andere Profile beobachte. Es waren Profile von schönen, augenscheinlich wohlhabenden jungen Frauen. Reisende, Fahrende, Essende. Videos von ihren Besitztümern, ihrer Projekte, ihrer Arbeiten, Schriften und anderen Begabungen.

 

Familienprofile. Kinder, die zur Musik tanzten. Babys, die erste Worte sagten. Es schien, als wäre hier das grosse Loch ihrer Suche nach Anerkennung. Darf ich das so betiteln? Es ist bewiesen, dass Frauen und Männer, die arbeiten und gleichzeitig eine Familie haben und gleichzeitig alles perfekt machen wollen, ausbrennen. Das Burnout hat nicht nur mit der Arbeitsbelastung zu tun, sondern den Umstand, dass wir uns auf transparente, immer zugängliche und auf perfekt getrimmte Lebensweisen zubewegen. Die fehlende Anerkennung „zuhause“ und das „wann kommst du wieder zur Arbeit“ degradieren das Familienleben ebenfalls sehr und Instagram schlägt so viele Probleme mit einer Klappe: Die unaufgeforderte intrinsische Motivation, ihre perfekten wie unperfekten eigenen „Familien“ zu zeigen und gleichzeitig die Anerkennung zu erhalten, die in der wahren Realität fehlt. Sie hebt sich das soziale Ungleichgewicht von selbst auf. Zu welchen Kosten der einzelnen Individuen unserer eigenen Spezies?

 

Neben all diesen Künstlern, die viel besser als ich schreiben, malten, kochten, fühlte ich mich wie eine verlorene einsame Person. Es machte mich traurig und sicherlich ist das Nebenherstellen dieser Profile auch ein Nährboden für Neid, Missgunst oder Unzufriedenheit.

 

Wie also konnte das mit irgendeiner Entwicklung zu tun haben? Ist diese Vernetzung nicht vielmehr eine weitere Gabelung unserer eigenen Identität an die Digitalen Blicke und Herzen? In einer illusorisch, emotional aufgeladenen Lochhalle die sensorisch verführt und verführt und verführt. Eine Einladung zum Vergleich der ihrer Hochzeit und meiner. Vergleiche unter Konkurrierenden. Und wie habe ich mich am Ende gefühlt? Und wer sieht das?

 

Es ist, als hätte ich mich im Sein meines Selbst abgeschnitten. Das was herausblutet, nach aussen verkauft. Meine intimen Momente herausgegeben - in Newspaper. Mein persönliches kreatives Wachstum an die Glocke der Perfektion gehängt. Im hungrigen Blick nach einer Wirkung von Aussen. Im Abklatsch meiner eigenen Bedürfnisse, die ich vielleicht gerade jetzt nicht stillen konnte. Und wie hatte ich mich nur für mich gefreut, wenn einer sich mit mir darüber gefreut hat.

 

Ich beobachte mich. Die vielen kurzen Filme, die nur für so und so viele Sekunden gingen, zerstörten meine Konzentration auf Zeit. Ich ertrug es nicht mehr, mehrere Seiten zu lesen. Ständig brauchte ich das Handy, das mir schnell gute Gefühle gab. Noch ein Herz. Oh, ein Herz…

 

Noch mehr Freunde finden. Obwohl ich eine Zeit lang nie mehr mit irgendjemanden befreundet sein wollte, habe ich mit den Jahren wenige Freunde gefunden, denen ich vertrauen darf. Dies gibt mir auch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgensein. Doch Instagram schickt mir eine Armada von Freundesvorschlägen. Menschen, denen ich die Tür zeigte, Menschen, die mich verletzten, Menschen von Seite 11 vor vielen Jahrhunderten. Was wollte mir Instagram dabei sagen? Als ich gewisse Profile sah, musste ich meine Kommentarfunktion deaktivieren. Ich kannte diese sogenannten Freunde.

 

Instagram zeigt somit nur die Macht. Sie vernetzt rücksichtlos. Kennt unsere eigene Geschichte kaum, und wir setzen noch ein drauf und verkaufen uns in Geschichten an öffentlichen Plätzen, die sich sozial nennen und das Gegenteil bewirken können. Wer macht sich da auch mit Gedanken?

 

Öffentliche Profile, die darauf abzuzielen, einen Vibe nach außen hin zu strahlen. Das sich selbst Schubladisieren im Bio, herunterkommentiert auf 190 Zeichen in Beruf oder Arbeit oder Faszination. Sind wir das tatsächlich? Nehmen wir unsere eigene Degradierung wahr? Wir stellen unser eigenes Portfolio öffentlich auf. Sind sie. Weder sehen wir, wer es sieht, schliesslich sehen es auch Freunde von Freunden. Es gehört dem Internet. In welcher Sicherheit wägen wir uns, wenn wir es „privat“ behalten? Wenn die Chefin auch in dein Privatleben hineinwill, wer sagt da ganz bestimmt Nein? Und zu welchem Preis? Sind wir so „privat“ wie wir es einstellen durften? Welche moralischen Dilemmata sind noch aufzufinden?

 

Ich sage nicht, dass eine öffentliche Profilseite, die den beruflichen Werdegang festhalten, etwas Schlechtes ist. Doch Instagram ist eine Plattform, die nur auffrisst um auszuspucken, was wir hineingeben. Es hat weder Hand noch Fuss und behauptet sich als gutfunktionierendes Fundament für Fotos und Videos von uns. Und weder sehen wir, wer es sieht, noch haben wir die Kontrolle darüber, was mit den Bildern passiert.

 

Und bestehle ich mich nicht selbst? Das einfache, unkommentierte Sein im Jetzt, sich selbst nahe, dem Leben, der Natur, der Faszination? Ist meine eigene Geschichte, sind meine intimen Momente und die Suche nach mir selbst nicht unbedingt ein sehr privates Gut?

 

Wieso stellen wir uns wie funktionierende, wie Schaufensterpuppen, hinter unseren Kindern, über Probleme dieser Welt, unter unserer Würde - zur Schau?

 

Natürlich ist es spannend, sich inspirieren zu lassen. Es gibt sehr viele Künstlerseiten, die etwas hergeben. Seiten, die tatsächlich einfach Inspiration hinterlassen.

 

Ich möchte noch mehr für mich herausfinden. Ob mit oder ohne. Wir sind in der digitalen Welt angekommen. Müssen wir unsere persönliche Person nun auch digitalisieren? 

 

Währenddessen:

 

Wer macht sich auf und lebt ein Leben so frei wie man geboren wurde? Hier. Auf dieser Erde, in dieser Realität?

Ist es nicht schön, Menschen so zu begegnen, wie sie sind?

 

 

Teilt ihr meine Gedanken?

 

  • in Love 2
  • Traurig 1
Geschrieben

Hallo Federtanz, 

vieles von dem was du schreibst habe ich bei Kindern, Freunden und bekannten erlebt. 

Die einzige Plattform, die ich nach einigen Überlegungen trotz der von dir genannten Gründe nutze, ist Poeten.de.

Ich bin eher a-social. 

Liebe Grüße 

JoVo

  • Gefällt mir 1
Geschrieben
vor 21 Stunden schrieb Federtanz:

Sieht man mich hier?

 

Ich sehe dich Federtanz: das blutjunge Auge einer uralten Seele.. ein interessantes Thema das gut in unsere Zeit passt finde ich. Möglicherweise schließt auch das eine das andere gar nicht aus 

 

Hab mich extra hier angemeldet um dir als Fan eine Nachricht zu schicken: hat sich gelohnt- und hat funktioniert 😘☀️🙏

  • in Love 1

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