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Geschrieben am

Der Plan war so, mal mit dem Zug,

neun Euro sind dafür genug,

durch Deutschland kreuz und quer zu reisen

und Umweltsorge zu beweisen.

Denn mit dem Auto stört man’s Klima.

Langsichtig wäre das nicht prima.

 

Geschwind, die Strecke ward gesichtet

und drauf geachtet, was berichtet.

Zu welcher Zeit, an welchem Ort.

Von Bremen will ich schließlich fort.

Mal meiner alten Heimat zu.

Nur diesmal ohne Hast in Ruh.

 

Die Straßenbahn fährt um fünf ab.

Geht zeitig los man, braucht’s kein Trab.

Am Hauptbahnhof steig ich dann aus

und geh ins Haltestellenhaus.

Der Bahnsteig ist alsbald gefunden.

Das braucht Minuten, keine Stunden.

 

Kurz später fährt dann pünktlich ein

die Eisenbahn. Das muß so sein.

Als sie dann hält, nehme ich Platz.

So früh am Morgen ohne Hatz.

Zur rechten Zeit beginnt mein Reisen

auf alten und auch neuen Gleisen.

 

Noch dunkel ist’s, weil ihren Lauf

die Sonne spart und geht erst auf

in etwa fünf bis zehn Minuten,

um sich dann sichtbar doch zu sputen.

Dann wird man Nebelschleier schauen

durchs Fenster, über Äcker, Auen.

 

Drei, vier Stationen später dann,

hält unvermittelt plötzlich an

auf freier Flur Regio-Expreß.

Was sich daraus wohl schließen läßt?

Man gibt bekannt durch den Bordfunk,

Ein andrer Zug kommt nicht in Schwung.

 

Man muß auf noch zwei andre warten,

bevor man wieder könnte starten.

Dann, als vorbei die viertel Stunde,

geht es los in die nächste Runde.

Jedoch nicht schnell. Nichts übertreiben!

Man kann gemütlich Briefe schreiben.

 

Nun endlich ich berichten kann,

verspätet, doch der Zug kommt an

im Hauptbahnhof der Stadt Hannover.

Wär’s ein Computerspiel: „Game over!“

Du kommst genauso an zu spät,

weil dein Anschluß nach Fahrplan geht.

 

Nun hast du Zeit herauszusuchen,

den neuen Zug für dich zu buchen.

Läufst auf dem Bahnsteig hin und her

und fühlst, die Zeiger gehen schwer.

Doch alles Warten hat ein Ende.

Ein neuer Zug kommt an behende.

 

Er nimmt dich auf grad wie ein Schwamm;

schert alle über einen Kamm.

Ich insbesondre konnte sitzen,

braucht auch nicht wegen Platzangst schwitzen.

Und schon hat sich der Zug geregt.

Das hat mich wahrlich sehr bewegt.

 

Indes, es dauert gar nicht lange,

steh’n wieder wir in Warteschlange

und müssen erst passieren lassen

’nen andren Zug. Ist nicht zu fassen.

Zumindest können wir betrachten,

was Bauern auf den Feldern machten.

 

Nach sechs Minuten ist vorbei

der ICE. „Nun eins, zwei, drei“,

denk ich. „kommen wir pünktlich an.“

Nur Wahrheit ist da nirgends dran.

Denn warum sollt die Bahn schnell fahren?

Mit Bummeln mindert sie Gefahren.

 

Gefährlich! sich nach Plan zu zeigen.

Wir Deutschen eh darüber schweigen.

Das „Schweigen“ indes bringt mich fort:

Braunschweig ist unser nächster Ort.

Der Zug rollt ein, so wie er sollte,

nachdem der Anschluß heraus rollte.

 

Jetzt konnte ich, man kann’s sich denken,

bereits ’ne Stunde glatt verschenken.

Ich trau mich kaum auf Uhren achten,

doch muß ich’s, will ich hier nicht schmachten.

So laufe ich mal hin, mal her.

Setz mich manchmal, wenn’s mir zu schwer.

 

Und freu mich gar, daß ich jetzt sage:

„Ich heut nur eine Tasche trage.

Hätt ich ’nen Koffer oder zwei,

was wär das eine Plackerei?“

So muß man positiv stets denken,

will man nicht noch mehr Zeit verschwenden.

 

Nun hofft man wohl mit gutem Grund,

die nächste Fahrt verliefe rund.

Man bräuchte diesmal nicht zu bangen

und könnte ohne Stopp anlangen

in Magdeburg, dem nächsten Ziel.

Doch für die Bahn ist das zu viel.

 

Ereignisse sind dupliziert.

Mich jemand zur Verzweiflung führt.

Das Schicksal war dazu bereit,

zu glauben ich hätt jede Zeit.

Ein andres Bähnchen fuhr erneut

uns in die Quer, wie schon oft heut.

 

Wenn wer dies liest, der wird’s nicht glauben

und an besagter Schraube schrauben.

Doch alles war so, wie ich’s schrieb.

Von reichlich Umsteigzeit nichts blieb.

Der Uhrenzeiger kreist noch mehr.

Welch altbekanntes Tripmalheur.

 

Anstatt die Stunde nun zu warten,

wollte ich einen Ausweg starten.

Vielleicht auf einer andren Strecke?

Zur Info hin, daß man es checke.

Doch sollte ich nicht darauf hoffen.

Ein andrer Weg blieb mir nicht offen.

 

Erneut durft ich den Bahnsteig nutzen,

um zuzuschaun wie Spatzen putzen

sich und ihr braunes Federkleid.

„Vierzig Minuten. Tut uns leid!“

Und endlich kam aus Halle schon

fahrplangemäß, fast wie ein Hohn.

 

Nun sind wir alle eingestiegen,

zu warten, wie die Dinge liegen.

Und in der Tat, ich mag ’s nicht schreiben,

kommt bald der Spruch: „Wir müssen bleiben

noch fünf Minuten länger hier.

Ein andrer Zug kreuzt das Revier.

 

Dies sei verspätet ein IC.

Die fünf Minuten tun nicht weh!“

Nach sechs Minuten ging’s dann los.

Es sind ja nur Minuten bloß.

Minuten, die man auch verschwendet,

wenn nichts man macht, weil Arbeit endet.

 

Die Schaffnerin erkundigt sich

nach Fahrkarte und ob denn ich

trotzdem noch einen Anschluß fände.

„Bald meine Reise eh zu Ende.“

Tatsächlich ohne langes Weichen

wir Halle sinnerfüllt erreichen.

 

Man hat dort vieles umgebaut

und ich mir manches angeschaut.

So hab ich einiges erkannt,

wenn auch moderner hier im Land.

Dann rief ich meinen Vater an,

wo er mich wann abholen kann.

 

Und schließlich kam hereingefahren

die Bahn, fast wie vor fünfzig Jahren,

als ich als Lehrling sie genommen,

um von Zuhaus zum Job zu kommen.

Jetzt steig ich ein, genieß den Blick,

der mich erinnert an ’s Geschick .

 

In Trotha steige ich dann aus

und gehe um das Bahnhofshaus.

Da seh ich ihn die Straße nehmen,

mein Vater. Er braucht sich nicht schämen,

weil mit dem Auto anzurollen.

So wie’s die Bahn stets hätte sollen.

 

Nun bin ich nur noch drauf gespannt,

wenn ich zurück zum Weserstrand,

ob ich dann auch zweieinhalb Stunden

länger verwend, bis ich gefunden

den Weg nach Hause, oder mehr.

Mit deutscher Bahn ist’s nicht weit her.

 

Ich setz mich in den kühlen Wagen

und er kann mir „Willkommen!“ sagen.

In Zukunft, zwar ich älter werde,

befahr mit Auto ich die Erde.

Denn so bin ich, wie’s meist geschah,

fünf Stunden eher am Ziel da.

 

  • Lustig 1
  • Schön 1
Geschrieben

Lieber Heiko,

 

was hast du dir da angetan,

die Eisenbahn zog dir den Zahn,

sie wollte dir doch nur beweisen,

mit Auto lässt's sich besser reisen.

 

Ein Reisebericht wie ein schrecklicher Albtraum. Aber zum Schmunzeln, weil viele Leser sich an ihre eigenen Erlebnisse mit der Bahn erinnert fühlen.

Dass der Text hie und da etwas holpert, so wie auf einer schlechten Wegstrecke, macht fast gar nichts, passt er doch perfekt zu deinem Schienenabenteuer.

 

Liebe Grüße

Sid

  • Danke 1
Geschrieben

Ja, lieber Sid, das habe ich mir auch so gedacht. Und trotz Holpern bin ich ja angekommen. 😉

 

Übrigens ging es auf dem Rückweg besser. Auf einer anderen Strecke.

Und vollkommen abwegig ist das mit der Bahn ja nicht. Wir werden alle nicht jünger. Deswegen der Versuch.

 

Einen schönen Sonntag noch,

Heiko

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Heiko,

 

eine kleine Odyssee, deine Bahnreise mit dem 9-Euro Ticket. 

Aber lass dich nicht entmutigen. Meine Frau fuhr kürzlich mit einer Freundin mit dem Auto von Aachen nach Halle; und stand stundenlang im Stau!

 

Grüße,

Aries

  • Danke 1
Geschrieben

Natürlich, Aries, und danke für deinen Kommentar.

Wir haben auch schon mal 11 Stunden gebraucht. Bei Blitzeis und Schneeverwehungen.

Und hätte ich ein ICE-Ticket genommen, hätte das vielleicht auch anders ausgesehen.

Leider gibt es wohl auch keine Direktflugverbindung zwischen Bremen und dem Flughafen Schkeuditz (Halle-Leipzig). Dann wäre das auch kürzer gewesen.

Nur mir schien das erwehnenswert, weil es jedes Mal eine Verspätung gab.

 

LG, auch an deine Frau,

Heiko

Geschrieben

Nun lieber Heiko sei nicht gram,
denn Bahnzufahren hat schon Charme,
ob dirs wer gaubt, oder auch nicht,

zumindest stehts doch im Gedicht.

Kam keine Langeweile auf
und wenn mal doch, so pfeif nur drauf.
Bedenke stets: Papier und Stift,

dies wär bei Bahnreisen wohl Pflicht.

Nein nicht die olle rosa Rolle,
die jeder mit sich führen sollte,
nein Schreibgerät, dies wär wohl klar,
braucht nicht viel Platz ist wunderbar,

um festzuhalten was erlebt,
so wies dem Reisenden ergeht...

LG Uschi

  • Danke 1

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