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Der Ritter und der Seidenspinner

(Traumreich und Metamorphose)

 

Klappernd sitzt der Ritter auf dem Pferd

Durch seine Rüstung gut bewehrt

Bewegung und Blick stark eingeschränkt

Er stürmisch schnell nach vorne drängt

 

*****

 

Der Seidenspinner im Gebüsche derweil frisst

Bis er rund und dicklich ist

Irgendwann ist er es satt

Hängt sich von unten an ein Blatt

 

Dann spinnt er sich gut ein

In einen Faden, wirklich fein

Nun braucht es etwas Zeit

Dann ist das Wunderwerk soweit …

 

*****

 

Die Sonne sengt

Es ist so heiß

Die Zeit sich längt

Es riecht nach Schweiß

 

Es brütet nicht nur des Ritters Hirn

Nass auch glänzt´s auf seiner Stirn

Der Sinn ihm gar verroht

Der Mensch ist eben arg bedroht

 

Woher er kommt, was er nur will

Man weiß es nicht, es wird gleich still …

 

****

 

In der Zwischenzeit wir trügen hier

Das versponnene Insektentier

Sammeln seine Kokons in Massen

Wobei die Raupentierchen dann ihr Leben lassen

 

****

 

Der Ritter trabt schnell vorbei, im Schweinsgalopp

Das Herz schlägt eilig, das Herz schlägt flott

 

Was ist heute wohl sein Ziel ...

Hat er doch kein leichtes Spiel

Das Pferd vollführt ´nen Tanz

Dann sticht er zu …, mit seiner Lanz ...

 

*****

 

 

Es hing im Busch noch ein Kokon, der angekratzt

Die Natur nun mal nicht patzt …

Die Metamorphose endet

Sie in die Szene einen Schmetterling entsendet

 

****

 

Es scheint fast, als würde unser Ritter von dem Pferd gestoßen

Das stolpernd; mit 'nem Knall, 'nem großen

Käme er dabei nicht um sein Leben

Könnt´ er sich von da unten kaum erheben

 

Fast müsst´ er Knochen richten

Schwellungen sich in seinem Gesicht verdichten

Manch ein Niet würd´ sich in ihn bohren

Krachgeräusche gäb´ es in den Ohren

 

Die Augen flattern und er gafft

Wie kam es nur? Wer hats geschafft?

Die Flügel scheinen ihm fast gebrochen

Es fühlt sich geradezu wie angestochen

 

Nehmen wir den Faden auf

Waschen, wickeln ihn im weiteren Verlauf

Spinnen daraus ein Häufchen Seide

Rücken dem Ritter mit dem Webprodukt zu Leibe:

 

Ein Ritter steht an einer Brüstung

Ein Kokon klebt an seiner Rüstung

Des Spinners Werk ist zum Brokat entwickelt

Dieser Stoff hier dann als „Gedicht“ betitelt

 

Der Traum zerplatzt …

Die Episode endet

Nicht mal die Seele patzt

Uns einen geschunden Rittersmann entsendet …

 

***

 

Drum merke:

 

Wenn ein Ritter mit der Lanz

Vollführt mit dem Pferde einen Tanz

Kreist herum als wie im Ring

Zielt dann auf den Schmetterling …

 

Dann ist wohl Nacht, wir sind im Traum

Denn bei Tage gäb´s das kaum

 

Und:

 

Es steht wohl auf des Messer Schneide

Ob es das, was man am Ritter sonst beneide …

Ritter und Seidenspinner.jpg

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