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Streifzüge in die Zukunft verraten nicht nur die Eleganz der Borniertheit im Augenblick, in einer Gegenwart aus angewandtem Schwachsinn! Sie sind auch äußerst inspirierend für Kabarettisten, Haus- und Hofnarren, sowie ganz normale Pragmatiker, wobei Letztere allerdings sagen werden/würden, sie hätten von nichts gewusst. Denn die Dinge benennen sich mit der Zeit um. Die Listen – Listen im Sinne von Tricks, nicht von schwarzen oder roten etc. – sind zwar die gleichen geblieben, aber sie heißen immer wieder anders, damit die immer gleichen Irren ihr immer gleiches Werk vollbringen und vollbringen und vollbringen können. Ohne gestört zu werden versteht sich!

Wenn dann später z.B. Logbücher von gesunkenen Schiffen gefunden werden, dann darf gestaunt und kommentiert werden: „Wer hätte denn dasss gedacht??!“ Am schönsten ist es, Logbücher von versunkenen Schiffen im Voraus zu finden – also, solange sie noch die Weltmeere befahren. Doch die Zukunft ist ein verschwommenes Terrain, so daß es dem glücklichen Finder oft lediglich gelingt, den von ihm frei übersetzten Inhalt der Eintragungen zu verstehen, nicht aber Wort für Wort des Textes zu entziffern.

Was dabei herauskommt, ist manchmal noch lustiger, als das beschriebene Geschehen selbst, und man fragt sich bisweilen, ob man während des Studiums der vorliegenden Dokumente nicht etwa stante pede verrückt geworden ist. Niemand kann hinterher genau sagen, ob es die Vorbereitungen der Geschehnisse waren, die wahnsinnig gewesen sind, das Geschehnis selbst, oder womöglich der Betrachter, der meist einfach nicht in der Lage ist, ein stattgefundenes Ereignis schlüssig zu beurteilen. Zum besseren, oder auch zu gar keinem Verständnis nehmen wir uns deshalb einmal eine kürzlich entdeckte Aufzeichnung aus der Zukunft vor …

„Achtung, Durchsage aus dem Maschinenraum an die Kommandozentrale: Der Treibstoff ist ausgegangen oder irgendwie unbrauchbar gemacht worden. Volle Kraft voraus ist nicht mehr! Die Kakerlaken haben die Bedienung der Geräte übernommen und die Bedienungen haben sich als Geräte verkleidet, um am Wohlstand der ersten Klasse teilzuhaben.

Die Wahnsinnigsten aus der Mannschaft tragen die höchsten Rangabzeichen und der Kapitän ist von Bord gegangen. Das Schiff sinkt! Bitte kein SOS aussenden, uns nehmen die anderen das wahrscheinlich zuerst übel und danach nur aufs Korn! Eventuell werden wir sogar abgeschossen. Aber wenn wir alle die Luft anhalten, können wir vielleicht noch als U-Boot Dienst tun. Jetzt erwartet uns allerdings der Meeresgrund. Wir freuen uns aufs Absaufen! Der Whisky ist schon kalt gestellt – wir passen also zusammen.

Unser Nebelhorn blubbert bereits die Haifische herbei. Seht nur, wie sie lächeln! Komischerweise haben wir ihre Flossen vom Sonnendeck aus längst gesehen. Der Ausguck hat gemeldet: ,Schillerlocken voraus!‘, und wir haben uns köstlich amüsiert! Momentan unterhalten wir uns jedoch lieber mit den Oktopussies in Zeichensprache. Mund aufmachen ist ja tödlich geworden, hier unter Wasser.

So langsam geht uns die Luft aus. Hie und da sieht man noch einen, der sich in der Tiefe die Haare rauft, aber davon wird Versäumtes auch nicht mehr reversibel. Deshalb stimmen wir in Bälde den Gesang der Fische an, treiben in Reih und Glied davon und sind auf einmal ganz feucht hinter den Ohren.

Einigen von uns mag es bereits gelungen sein, sich in dekorative Zackenbarsche zu verwandeln (das sind mit die hässlichsten Fische), andere haben sich in die richtigen Muscheln verkrochen, um dort an den Perlen zu saugen. Die meisten freilich werden komplett weiß, kriegen glasige Augen, lassen sich plattmachen wie Flundern oder zeigen sich ganz glatt, aalglatt!

Jedenfalls hilft alles nichts: Das Schiff ist geentert! Daran besteht kein Zweifel mehr, aber zum Glück dachten wir ja, daß wir einzeln unsinkbar seien. Aus diesem seltsamen Grund hörten wir auch auf, gegen den Strom zu schwimmen!“

Text und Bild ©Alf Glocker

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