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Das alte Elend treibt verwahrlost auf einem zerfallenden Floß in der Mittagshitze auf den schaukelnden Wellen des Pazifiks entlang

Da hockt er mit Sonnenbrand, verkrusteter Lederhaut, zerrissenen Fetzen und Läusen, seinen mitreisenden, am Rand und angelt gedankenlos vor sich hin

Bemerkt nicht das der Köder schon längst abgebissen ist

Die Drückerfische lästern über ihn, spielen das Spiel, wer traut sich näher an den Alten heran

Gibt´s heut wieder nix zu fressen, außer Läuse, Popel und Hautschuppen

Die Fingernägel als Dessert fallen aus, müssen erst wieder nachwachsen… sofern sie nicht wie seine Zähne abfallen

Wieder greift er sich ins Maul und holt einen heraus, wickelt ihn um die Schnur

Und ab ins Wasser damit

 

Es flimmert der Horizont dort weit in der Ferne über dem Wasser und gaukelt ihm Hoffnung vor, Wolken die so dunkel wie Land

Oder Schiffe die ihm entgegen eilen, nur um im letzten Moment doch abzudrehen

Wieder zwei große Mittelfinger

Selbst der eigene Verstand spielt Streiche

Stimmen im leeren Blau am Himmel, erzählen Witze über Schiffbrüchige und seine Mutter, die Drückerfische kichern frech, der Nelson-Hai schwimmt mit einem „Ha Ha!“, vorbei

Ach könnte er doch noch weinen, ihm bleibt nur wimmern und stöhnen

 

Am 66. Tag dann, trieb ihm etwas mit Segel entgegen. Egal wie oft er sich die Augen rieb, es verschwand nicht, und er glaubte schon die nächsten Stufe der Halluzinationen erreicht zu haben

Bis es endlich bei ihm war, auf gleicher Höhe… ein Floß wie seines, nur mit schiefen Mast in der Mitte, auf dem ein zerfetztes fleckig weißes Tuch wehte

Weiß wie zum Zeichen der Kapitulation

Der andere, ebenso geschändet vom Ozean wie er, stellt sich auf als er ihn bemerkt, beide starren mit offenem Mund

„Hey….“

„Hey…“

„Marco…“

„Polo?“

Beide lachen

So treiben sie aneinander vorbei und außer Sichtweite mit dem Abendlicht, jeder auf seiner Strömung, einer nach Osten, einer nach Westen, dort an der Äquatorgrenze 

Der Alte hockt mit den Füßen im Wasser und stöhnt die kalte Nacht erwartend

„Ich hätte nach dem Weg fragen sollen…“, fällt ihm erst jetzt ein

Dann fallen ihm Seevögel am Himmel auf

„Vögel! Es kann nicht mehr weit sein… Vögel entfernen sich nie weit von den Küsten. Durchhalten altes Haus, durchhalten!“

Freudig schläft er heute ein

Zu dumm das es Rußseeschwalben waren… Rekordhalter in der Kategorie am längsten in der Luft: Bis zu zehn Jahre ohne Landen!

 

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