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Geschrieben am

Gehe nicht ohne deine Papiere

auf die Strassen anderer Geschichten.

Bücher, Gedichte und meine Stimme

liegen nun wie ein Gefängnis in meinen Wunden.

Ich fühle sie im Mund,

betäube sie mit Alkohol.

Gehe nicht, sagen sie und ich gehe

aus dem Sichtfeld meiner uralten Linien,

lasse selbst meine eigenen Hände los.

Leermelierte Tauben holen mich ohne Worte ab,

betteln mit mir um eine Widerspiegelung.

Ich sehe nur traurige, wütende Gestalten.

Aphrodite Statuen dazwischen vergessen.

Wer hat sie aus den reifen Nächten

nie mehr abgeholt?

Doch auch ich bin an deiner Liebe

sorgsam und heilend zerbrochen.

Darf ich mich von mir beherrschen lassen?

Lichtspiele des Abends, die wolkenlose Zuversicht.

Gardinen streifen mit dem weichen Wind

an meiner Seele.

Die innere Stimme, die mich abholen will.

Ich bin es leid und niemand muss es verstehen.

Ich bin es leid, ständig allen Vögeln zu verfallen,

in den Augen bin nur ich, in den Ohren läuten bimmelnde Systeme,

ich werde mein Feuer nie mehr teilen.

 

 

 

 

 

Quelle Bild: Privat;)

20220908_192801.jpg

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Geschrieben

Hi Federtanz

 

.... oder Feuertanz? 😄

 

Wieder mal ein wahrhaft traumhaft schönes Werk in deinem typischen Stil wie ich ihn kenne und gern lese. 

Ein Spaziergang durch ein Emotionslabyrinth bei dem das LI, geschehenes Revue passieren lässt um dann zu einer doch bitteren Entscheidung zu kommen, sein Feuer nicht mehr teilen zu wollen. 

 

Es liest sich auch wie eine verzweifelte Selbstsuche und eine an sich selbst zweifelnde Person die Liebe (das Seelenfeuer) in sich trägt, aber Angst davor hat das jemand wieder versuchen könnte es zu löschen. 

Das "darf ich mich von mir beherrschen lassen?", ist eine interessante Frage. Wobei beherrschen schon zu sehr nach Selbstzwang und Unterdrücken klingt. Im Text passt es aber sehr gut, da es die Stimmung des LI sehr gut zusammenfasst und zum Ausdruck bringt.

 

Alles in allem finde ich deine Sätze spannend, die sich mir wohl aber erst nach mehrmaligem Lesen ganz erschließen, da ich finde, dass manche erst ihre Bedeutung erlangen, wenn sie mit anderen kombiniert werden, während andere Satze scheinbar auch für sich allein stehen könnten. Deine Intension kommt aber rüber, genau wie ein eigener Stil, was ich sehr schätze bei einem Autor*Inn.  

 

LG JC

 

 

PS: Ich teile mein Feuer schon noch, denn zusammen brennt es sich schöner. Aber nicht mehr mit jedem, bin sehr wählerisch geworden! 

 

 

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Geschrieben

Hi @Federtanz 

 

zunächst finde ich das Bild richtig gut fotografiert. Eine tolle Atmosphäre ! Sind die Vorhänge selbst genäht ? 

 

Für mich sind Deine Gedichte immer so ein bisschen "Picasso der Lyrik". Ich mag es, es spricht mich total an, weil es einen Urausdruck in sich trägt, der in präverbalen Anteilen andockt, die Verformungen, die du uns präsentierst, die Kombinationen, die aufeinander geworfen werden (bimmelnde Systeme ?!) . Sie sind insofern auch -mehr als bei anderen finde ich- bei Dir immer Gesamtkunstwerk, heißt: das Gedicht erschließt sich häufig erst als Ganzes und im ganzen, nicht immer über seine Wortbedeutung aber über seine Bildbedeutung. 

 

Dann gibt es natürlich die reichliche Bilderebene in Deinen Gedichten in der man regelrecht schlemmen kann  und daraus steigen kluge bis geniale Sentenzen auf und wieder unter. Die Kategorie, in die du einstellst, lenkt natürlich die Erwartungshaltung, erfüllt sie für mich aber nicht immer. Häufig erlebe ich bei deinen Gedichten eine spannende/unerarwartete Wendung oder Kurve. Hier zB ist die Kulmination: "ich werde mein Feuer nie mehr teilen" insofern für mich positiv besetzt, als in meiner Lesart das LI Mittelen will,  dass es in sich selber brennen muss, um andere entzünden zu können und verschenkte "Lebensenergie", wenn Sie den Kernbereich betrifft, zu nichts nachhaltigem führen kann. Aber darin steckt auch eine andere Seite, eine blutrote Seite: eben ein Feuertanz, kein Federtanz - eine Ernsthaftigkeit will sich hier Bahn greifen, ein erwachsen werden, eine Kompromisslosigkeit, das Vertrauen in den eigenen Weg, den vorher noch niemand sich zu gehen getraut hat. 

 

Das Stück hat insofern -wie viele Deiner Proswerke- einen Erkenntnisgewinn. Besonders angetan hat es mir aber auch hier wieder die Authentizität der Bilder, die Kombination der Bilder, die Unerwartetheit der Bilderwelten. 

 

Bravo

 

mes compliments

 

Dio

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Geschrieben

Lieber @Joshua Coan

 

Vielen Dank für deinen langen Kommentar. Ich habe ihn sehr gerne und öfters gelesen.

 

Am 10.9.2022 um 12:42 schrieb Joshua Coan:

Wieder mal ein wahrhaft traumhaft schönes Werk in deinem typischen Stil wie ich ihn kenne und gern lese. 

 

Diesen eigenen Stil kann ich nur finden, weil ich auf eine und eure Widerspiegelung mit euren Kommentaren, Emotionen und Kritiken hoffen darf und ich mich darin selbst reflektierend und -entscheidend finden darf. Was wäre ein Gedicht, das sich auch nur ein wie Objekt anderer Erwartungen und Zurechtweisungen aufbaut? In der Kunstszene habe ich als persönlicher Mensch im lyrischen Ich oder nicht die (un)endliche Möglichkeit, in neue, persönliche und aufregende Möglichkeiten einzusteigen. Aber auch das ist nur meine Meinung neben den anderen Meinungen. 

 

Am 10.9.2022 um 12:42 schrieb Joshua Coan:

Alles in allem finde ich deine Sätze spannend, die sich mir wohl aber erst nach mehrmaligem Lesen ganz erschließen, da ich finde, dass manche erst ihre Bedeutung erlangen, wenn sie mit anderen kombiniert werden, während andere Satze scheinbar auch für sich allein stehen könnten.

 

Worte haben mehrere Bedeutungen. Und wir lesen oftmals nicht das Wort im Verstand, sondern ihre Bedeutung im Gefühl. Vielen Dank, das du auf der anderen Seite des Spiegels mitgekommen bist und dich darauf einlässt. Mehrmals:) Das macht für mich auch einen sehr guten Leser aus. Und du hast sehr viel im Kern erkannt. Das hat mich sehr gefreut. Die Verbindung, die kreiert wird, wenn sich zwei finden und begegnen wollen: Leser und Autorbegegnungen können magisch sein. Herz!

 

Das Feuer ist gross. Es ist schön, wenn ich lerne, das Feuer zu schätzen. So kann ich es besser beschützen und teilen. So wie es sein sollte?

 

Hi @Dionysos von Enno

 

Auch dein Text begeistert mich bis heute und für immer. Picasso und Ich-WOW. Vielen Dank für deinen Vergleich. Ich nehme es sehr gerne an. Was mir wichtig ist: Ich will aus mir heraus für mich jemand Bedeutsames sein. Jemand, der die eigene Geschichte schreibt oder malt. Diese Künstler wie Picasso sind wahrhaftig genauso geboren, wie sie sind. Sie haben sich nicht beirren lassen, was die anderen sagen. Oder ihre Pinselstriche verbiegen lassen. Sie waren bis zuletzt spielende alte Seelen-ganz genau: Kinder. Die ihre Begeisterung, für das, wie sie nun mal sind und werden, niemals verloren haben. Diese Menschen begeistern uns. Denn sie tragen  nur das nach aussen, wie sie sind und was wir halbwegs verlieren. ( Nein, nicht ihr:)

 

 

Am 10.9.2022 um 20:06 schrieb Dionysos von Enno:

Sind die Vorhänge selbst genäht ? 

 

Halbwegs, sie sind auf jeden Fall ein relikt von IKEA, aber zurechtgenäht. Die anderen Gardinen, die ich erstelle und die bei mir  hängen, sind alle komplett selbst genäht. 

 

Am 10.9.2022 um 20:06 schrieb Dionysos von Enno:

Das Stück hat insofern -wie viele Deiner Proswerke- einen Erkenntnisgewinn.

 

Ja, du hast den Kern erfasst. Der Weg dahin ist so dunkel, dass ich Furcht habe, dass es zu negativ für einfache Gedanken ist. Aber da hast du recht. Ich bin da zu übervorsichtig mit der Kategorienauswahl. Ich habe überlegt, noch ein Satz am Ende zu schreiben. Das es noch mal klarer aufhebt und positiv erklärt. Ich war aber auf eure Interpretationsbeispiele gespannt;).

 

 

 Ihr seid zu Profis im decodieren geworden, ich muss nachziehen 🙂

 

Lieber @Thomkrates

 

Am 10.9.2022 um 22:21 schrieb Thomkrates:

Die Rubrik trifft die Stimmung des Textes, die zweifelnde Weise der Beschreibung von innerer Befindlichkeit wird klar mit jeder Zeile verspürt.

Vielen Dank bis dahin, für das Erkennen. 

 

Am 10.9.2022 um 22:21 schrieb Thomkrates:

Es klingt mir in solcher Stimmung stets eine sich selbst bremsende Resignation heraus, die im Leid die Anklage führt und sich ohne Hoffnung wohl zu fühlen scheint, weil die Worte so geschliffen eloquent gewählt sind, quasi eine wohlige Badewanne mit mehrfach gebrauchtem Wasser. Meins ist das nicht. Aber da sich neuerdings ein Lyrisches Ich darauf ausruhen kann, sei es von vielen durchgewunken und sogar verehrt. Da ändert es auch wenig, wenn manche, nicht nur Ich, konstatieren, dass die Literatur nicht dadurch zur Güte wird, daß sie sich immer wieder in ihrer Depression badet. Und die Verehrung für suizidal geendete Literaten hat auch eine gewisse Tradition der Verkennung.

 

Dieses Gedicht ist wie eine Geschichte zu lesen. Und ja, in gewissen Abschnitten dunkel, depressiv, wenn wir es ganz negativ bewerten oder beschreiben wollen.  Zum Ende hin ist es wie ein Rätsel: Wie kann Federtanz das mit dem Feuer gemeint haben? Sie will es nicht mehr teilen?  Nun ja, so: Federtanz erkennt ihr Feuer wie ein Schatz an. Und will es nicht teilen. Sie erfreut sich des Lebens an ihrem Feuer. Es ist so schön lebendig, tiefgründig, feurig:) Wer kann dieses Feuer sehen? Wer will darin teilhaben (und verdient es?).

 

Aber auch deine Gedanken sind die assoziierten Bilder, die in dir aufgekommen sind und bis zum Ende mit dem Gedicht mitgegangen sind. Aber mir war es wichtig, wie oben erklärt, aufzulösen. 

 

Trauer ist so etwas schönes. Melancholie. Authentisch zeige ich gerne alle Gefühle als Lyrisches Ich, von Federtanz. 

 

Wir können den Menschen, ob Autor oder nicht, anonymer Autor oder ein Lyrisches Ich nicht kennen. Und wenn ihr meint, ihr kennt mich, so ist aller Zauber vorbei. Im wahren Leben, als Autor, im lyrischen Ich. Wie langweilig und enttäuschend ist es: Da macht man sich Gedanken, wie man seine authentischen Gefühle aussenden kann, als R$tsel oder in Bildern und Gefühlen und wird darin unterbrochen: So sind wir angreifbar. Wenn wir jemand sind oder meinen, jemand zu sein - Depressiv oder was auch immer, hat einer das Gefühl, man dürfe sich über diese Menschen erheben und die Situation, die eh schon schützenswert wäre, beurteilen. Zeigen, was sich gehört oder wie nach dieser einen Person normal sein soll. 

 

So verkennt man all die Genies, die Bewegungen antreiben. Ein Wunder, dass sie auf etwas Reduziert werden, was sie nicht sind? Viele werden auf ihre Krankheiten reduziert. Nein, wir können niemanden kennen.

 

Analysieren darf gerne geschehen. Aber: Nicht mich, egal als was. Dieses behalte ich mir selbst vor. Und ja, ich bin das Leben selbst. traurig, wenn traurig, fröhlich, wenn fröhlich, etc.

 

Der ganze Zauber bleibt, wenn man sich weiterhin gemeinsam transformieren und entdecken kann. 

 

Auf eine gute Zusammenarbeit!

 

 

von Federtanz:)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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