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Geschrieben am

 

Ich lief, wie einst ein andrer Mann,

hinaus in die Natur sobald,

denn auf Bewegung kam es an,

zumal ich wurde langsam alt.

 

Hinaus in die Natur sobald,

damit ein Blümelein ich fand.

Zumal ich wurde langsam alt.

Da braucht es was in meiner Hand.

 

Damit ein Blümelein ich fand,

ging ich hinaus in unsern Wald.

Da braucht es was in meiner Hand,

wenn es im Herzen widerhallt.

 

Ich ging hinaus in unsern Wald,

denn auf Bewegung kam es an,

wenn es im Herzen widerhallt,

wie einst bei einem andren Mann.

 

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Geschrieben

Moin @WF Heiko Thiele,

 

Das Pantum/Pantun ist ja wirklich beliebt hier, toll 🙂

 

Da ich die Form auch sehr gerne mag, will ich dir hier auch gern einen Kommentar geben.

Inhaltlich sehe ich hier ein lyrisches Ich, dass gerade emotional mit seinen Erinnerungen umgeht. 
Welche Gefühle das lyrische Ich dabei bewegen, wird aber gar nicht unbedingt deutlich. 
Man kann hier einzelne Elemente deuten, so kann in der Anspielung auf das Alter und das gelebte Leben so etwas wie Bedauern, Einsamkeit, Vermissen etc. mitschwingen. Oder die Tatsache, dass das lyrische ich eine "Stütze" braucht, etwas in seiner Hand, um sich festzuhalten, dass das lyrische Ich also eher in einem geschwächten, gebrochenen Zustand ist.

 

Das sagt aber keine deiner Zeilen wirklich direkt. Die Gefühlswelt bleibt ein Mysterium.

 

Der Weg in den Wald hat für mich etwas Meditatives, ein Zurück in die Natur, zu den Wurzeln, ein In-sich-Zurückbesinnen. 
Das Blümelein in der Hand dient dabei als Hilfsmittel, durch das das lyrische Zugriff auf seine Gefühlswelt oder Erinnerungen hat, das Blümelein stützt wortwörtlich die Erinnerung.
Denn irgendwas geht da ja im Herzen des lyrischen Ichs um. Möglicherweise versteht es das selbst nicht und dieses Nicht-Verstehen, Nicht-Fühlen gibst du hier direkt an den Leser weiter.

Ich lese ein Stück weit vielleicht sogar Eifersucht, denn ich bin mir nicht sicher, ob in Vers 1 und 16 mit dem anderen Mann beide Male das lyrische Ich gemeint ist.

 

Aber a propos Vers 1 und 16: 
Das Pantum schreibt eine Wiederholung vor, das hast du hier nicht gemacht, du hast den Vers umgeändert.
Das finde ich schade, denn es ist ja gerade die Herausforderung im Pantum, solche Verse zu schaffen, die sich auch an wiederholter Stelle gut einfügen.

Das gleiche auch bei

vor 1 Stunde schrieb WF Heiko Thiele:

ging ich hinaus in unsern Wald.

und

vor 1 Stunde schrieb WF Heiko Thiele:

Ich ging hinaus in unsern Wald,

Hier ist es nur marginal, aber dennoch: 
Ich hatte es unter einem anderen Pantum schon gesagt, das Pantum kommt aus einer Tradition der mündlichen Überlieferung und die regelmäßigen Wiederholungen waren essentiell, um die Inhalte gut zu verinnerlichen.

Allerdings sehe ich auch, in welcher Rubrik du diesen Text eingestellt hast und würde deine formalen Ausreizungen nun also Experiment verstehen^^ 
Dazu zählt dann auch der mehrfach genutzte Reim bei sobald-alt-Wald-hallt, womit du eine Verbindung aller Strophen untereinander schaffst. DAS ist die Art von Experiment, die mir gefällt 😄  


Ein kleiner Vorschlag noch:
 

vor 1 Stunde schrieb WF Heiko Thiele:

zumal ich wurde langsam alt.

Die Inversion ist nicht so schön. Ich würde hier umschreiben. 
Meine spontane Idee war: ich wurde ja auch langsam alt.

Das passt auch bei beiden Stellen, wie ich finde.

 

Dann nur noch eine Formatierungsfrage: 
Wieso markierst du den gesamten Text fett? 
Damit verliert die Hervorhebung ja irgendwie ihre Wirkung und in der Vollfettung wirkt der Text irgendwie unnötig plump.

 

LG Dali Lama

  • Danke 1
Geschrieben

Zunächst vielen Dank für deinen sowohl umfang-, als auch lehrreichen Kommentar, lieber @Dali Lama.

 

Du mußt wissen, daß ich diese Form erst vor kurzem (heute morgen) kennen gelernt habe. Vordem habe ich davon noch nie was gehört oder gelesen. Somit ist dies ein erster Versuch, mal etwas anderes auszuprobieren.

 

Als Thema habe ich mir dann bei Goethe etwas bedient. "Gefunden" also: "Ich ging im Walde so für mich hin ..."

Darauf habe ich das Pantun aufgebaut. Somit ist der andere Mann das Lyrische Ich von Goethe.

 

Als erstes Mal hatte ich die haargenaue Wiederholung nicht so gesehen, sondern vielmehr als einen dann passenden Wortfluß gsetzt. Deswegen sind die Zeilen nicht 1:1. Was sich bei späteren Versuchen selbstredend beachten läßt.

 

Auch habe ich nicht auf eine allzusehr gefühlsbetonte Stimmung geachtet, da es micht schlichtweg um den "technischen" Vorgang des in den Wald gehens handelte. (Übrigens fand ich bei der Suche nach weiteren Beispielen genügend davon, worin auch nicht soviel an Gefühlen die Rolle spielt. Nur nebenbei, weshalb es bei mir so ist.)

 

Die Schriftformatierung habe ich geändert. Du hast schon Recht.

 

Und nun noch liebe Grüße, Heiko

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Heiko,

also ich gab den weiterführenden Link dieser ganz speziellen Reimform dazu der ja eindeutig erklärt wie mit den Versen und den jeweiligen Zeilen darin umzugehen ist. Es ist jeweils die zweite und vierte Zeile die dann in der nächsten Strophe Zeile 1 und 3 ergibt und immer so weiter, Ausnahme dann bis auf den letzten Vers. Ich habe mich bei meinem Erstversuch streng daran gehalten. Ich finde diese Reimform total spannend und werde mich sicherlich noch einige male damit befassen.

Natürlich ist es, wenn man Feedback jeder Art, was ich im übrigen bei allen meinen Texten die ich hier einstelle mache, angesagt, dass andere sich mit dem Geschriebenen dann näher auseinandersetzen.

Ich freue mich, wenn ich dich auf diese Idee gebracht habe und schicke herzlich liebe Grüße in deinen Abend!

 

Uschi

  • Danke 1

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