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V - Das Pendel

Vom ersten Licht und seiner Poesie
bis hin zur letzten Unaussprechlichkeit:
Das Pendel schwang schon eine Ewigkeit,
umkreiste Sandkorn und auch Galaxie.


Da schwang das Pendel eng um einen Kern,
kam näher und auch ihr wart euch so nah.
Bis dann der Kern zerbarst und nicht mehr war.
Die Splitter stoben fort und war’n dir fern.

Und auch der Ewigrunde gab sich auf.
Das Pendel schwang dahin und her im Wahn.
Was sich so nah war, soll‘s nie wieder sein.

Die nächste Ewigkeit nahm ihren Lauf.
Das Pendel schwang erneut auf weiter Bahn
und eine Kralle schrieb sich glühend ein.


 

 

Dali Lama | September 2022

Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO

 

_______________________

Ursprüngliche Version: 
 

V - Das Pendel

Vom ersten Licht und seiner Poesie
bis hin zur letzten Unaussprechlichkeit:
Das Pendel schwang schon eine Ewigkeit,
umkreiste Sandkorn und auch Galaxie.


Da schwang das Pendel eng um einen Kern,
dem du so nah und noch viel näher warst.
Bis ihr zu nah wart und der Kern zerbarst.
Die Splitter stoben fort und war’n dir fern.

Und auch der Ewigrunde gab sich auf.
Das Pendel schwang dahin und her im Wahn.
Was sich so nah war, soll‘s nie wieder sein.

Die nächste Ewigkeit nahm ihren Lauf.
Das Pendel schwang erneut auf weiter Bahn
und eine Kralle schrieb sich glühend ein.

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Hallo Dali Lama, 

dein Gedicht muss man sehr aufmerksam lesen, um die Aussagen nicht zu übersehen. 

Wer oder was ist "der Ewigrunde"? 

Als Folge der zu großen Nähe vom Pendel und "du" zum Kern ist dieser zerborsten. 

Wer ist dieses "du"? 

Was ist diese Kralle am Schluss, die sich glühend einschreibt? 

Dein Gedicht pendelt nah an einer Wahrheit. 

Liebe Grüße

Carlos 

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Moin @Carlos,

 

danke fürs Vorbeischauen! 

Der Text hier ist Teil eines Sonettenkranzes und wird sich - im besten Fall - im Gesamtgefüge besser erklären. 
Gern will ich aber trotzdem hier schon etwas Einblick geben: 
Grundthema des ganzen Kranzes ist der "Mondkönig", wer oder was das genau ist, ist erstmal nicht wichtig, das soll die Konsequenz aus allen anderen Texten sein. Die Thematik des Mondes und was damit verbunden ist, symbolisch aber auch astronomisch und astrologisch spielt dabei in allen Texten immer wieder eine mal mehr mal weniger deutliche Rolle.  
Insbesondere der Zyklus des Mondes soll sich...zyklisch verändern^^ 

 

In gleicher Weise will ich aber auch die personifizierte Veränderung des "Mondkönigs" beschreiben, da gibt es Aspekte der Vergangenheit, wie Zurückgelassenes und Verlorenes, Aspekte der Gegenwart und Aspekte der Zukunft, wie Wünsche, Träume. 
Da spielt entsprechend das "du" rein.

 

Wie diese generellen Gedanken zum Kranz nun konkret auf "das Pendel" zutreffen, würde ich aber gern erstmal noch offen halten wollen.

 

LG Dali Lama

 

 

 

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Hey @Dali Lama, ich glaube von deinem Sonettkranz gefällt mir dieses Stück bisher am besten. 

Die Deutung deiner Sonette und ihr Zusammenspiel beschäftigt mich dabei nach wie vor, um so mehr weil du die Geschichten in sehr schönen Bildern erzählst.

Du berichtest von menschlichen Schicksalen, aber du schreibst nicht von Menschen - glaube ich zumindestens. 

 

Hier aber erzählst du kein Schicksal, keine Lebensgeschichte, sondern den Umschwung des Pendels, das Entfernen nach der nächsten Nähe, das zersplittern des Kerns.

 

Wenn alle die Geschichten eigentlich eine sind und alle die Schicksale das selbe, dann würde ich sagen bezeichnet dieser Moment das Drehen des Windes, den Wandel im Zyklus. Das würde auch erklären, warum hier keine Person beschrieben wird, wenn die anderen Sonette für Phasen, die bestimmten Veränderungen unterliegen, stehen, dann wäre das hier sozusagen der Punkt, an dem die Sinuskurve parallel zur wagerechten Achse steht, bevor sie beginnt aufzusteigen, die Sonne zur Wintersonnenwende am fernsten Punkt stillsteht, bevor sie sich der Erde wieder nähert.

 

Für den Moment erscheinen die Geschichten der anderen Sonette sehr kryptisch, aber ich bin gespannt, was sie dann im Ablauf des Zyklus offenbaren, wenn sie nebeneinander stehen. In gewisser Weise hätte auch dieser Umschwung der Anfang sein können, der auf mich von Sonett II an sehr interessiert hat. Natürlich tut er das immer noch, aber wenn es ihn denn gibt, bin ich grad sehr gespannt auf den zweiten Umschwung des Pendels.

 

Das einzige kleine Problem, das ich mit dem Text habe, sind S2 Z2&3, garnicht des Inhalts wegen, sondern wegen den Reimen. Während warst sich für mich klangtechnisch gut einfügt, ist zerbarst ein wenig wie ein Holpern, das mich aus dem Fluss kommen lässt, einfach eine kleine Unterbrechung.

Das Wort selber finde ich passend, schon wegen dem Splittern, aber ich würde vielleicht versuchen, es nach vorne zu ziehen und ein anderes Reimwort zu verwenden.

Das ist allerdings nur meine persönliche Empfindung, mehr ästhetischer Natur.

 

Ich bin weiter gespannt auf die Auflösung, und nach seiner Vollendung auf die Pracht des Mondkönigs 😁😊 

 

 

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 Moin @Anaximandala,

 

das ist spannend, weil ich selbst am Pendel und fast alle anderen "nichtfigürlichen" Vertreter in meinem Kranz am wenigsten Spaß hatte XD

Du hast es auf jeden Fall sehr gut interpretiert: Das Pendel markiert einen Wandel, eine Veränderung, die sich auf das lyrische Du auswirkt. Deshalb ist das Pendel durchaus ein wichtiger Text, aber persönlich mehr Freude hatte ich mit den figürlichen Teilen, mit den Menschen, die den Mondkönig auf seinem Weg begleiten, begleitet haben oder noch werden 🙂

 

vor 21 Stunden schrieb Anaximandala:

Das einzige kleine Problem, das ich mit dem Text habe, sind S2 Z2&3, garnicht des Inhalts wegen, sondern wegen den Reimen. Während warst sich für mich klangtechnisch gut einfügt, ist zerbarst ein wenig wie ein Holpern, das mich aus dem Fluss kommen lässt, einfach eine kleine Unterbrechung.

Das Wort selber finde ich passend, schon wegen dem Splittern, aber ich würde vielleicht versuchen, es nach vorne zu ziehen und ein anderes Reimwort zu verwenden.

Das ist allerdings nur meine persönliche Empfindung, mehr ästhetischer Natur.

Ja, fühl ich. "zerbarst" als 3. Person Singular im Präteritum ist nicht das allergeläufigste für das Ohr.
Diesen Aspekt des Zerberstens, Auseinanderbrechens oder -fallens, finde ich an der Stelle schon wichtig, das muss aber nicht durch "zerbersten" ausgedrückt sein, ich könnte auch in Richtung "aneinander/miteinander brechen" gehen.
Allerdings sind die reimlichen Möglichkeiten auf "warst" extrem begrenzt, ich müsste also auch den vorigen Vers anpassen.

Ich habe gerade mal in meiner Arbeitsdatei nachgeschaut: Ein Reim mit "nah" wäre noch offen, ich könnte das also etwa so umdrehen: 

Da schwang das Pendel eng um einen Kern,
kam näher und auch ihr wart euch so nah.
Bis dann der Kern zerbarst und nicht mehr war.
Die Splitter stoben fort und war’n dir fern.

 

Wäre eine Alternative, mit der ich durchaus leben könnte. Find da auch den Kontrast am Ende der Zeilen zwischen nah-fern ganz nett. Was denkst du?

 

Danke fürs Beschäftigen,
LG Dali Lama

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Moin Dali,

 

wenn konkrete Punkte angesprochen werden, fällt es mir immer leichter, meinen Senf dazuzugeben. Der "warst-zerbarst"-Reim gefällt mir, da finde ich nichts dran auszusetzen. Dein Argument:

 

Zitat

Find da auch den Kontrast am Ende der Zeilen zwischen nah-fern ganz nett.

 

hat mich aber jetzt sehr zu deiner Variante hingezogen. Für die würde ich mich entscheiden, wenn es mein Gedicht wäre! 

 

LG Claudi

 

 

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Moin Claudi,

 

ja, ich finde das jetzt eigentlich auch ganz charmant. 
Ich werde die Änderung übernehmen 🙂

 

Nachdem der Reim auch noch frei ist, kann ich das auf jeden Fall machen - bei so einem großen Gefüge muss man ja immer schauen, dass es reimlich nicht fad wird bzw. Dopplungen nur gewollt und bewusst auftreten 😄

 

LG Dali Lama

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Hallo!

 

Spannend dass das quasi Teil eines größeren Werkes ist, ich finde es funktioniert auch sehr gut als eigenständiges Gedicht. Mir hat dieser Gegensatz gefallen zwischen dem persönlichen Verhältnis (falls das überhaupt so gedacht war) das zerbricht und in der letzten Zeile seine Spur hinterlässt und dem Pendel dass immer weiter schwingt. Auch wenn die Zeit immer weiter geht ist die Welt die wir vorgefunden haben doch nicht dieselbe wie die Welt wie sie durch unsere Anwesenheit wird. Auch wenn das Pendel immer weiter schwingt ist was wir tun von Bedeutung und hinterlässt seine Spuren. Das zumindest ziehe ich aus dem Gedicht, ohne es jetzt in den größeren Kontext eingeordnet zu haben, ich habe es mehr als eigenständiges Werk gelesen. 

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Moin @EndiansLied,

 

freut mich total, wenn du den Text auch eigenständig für sich betrachten kannst, das war mein Ziel und Wunsch 🙂

 

Vielen Dank für deine Interpretation, das trifft meine Intention sehr gut. Dieser hinterlassene Eindruck, dass etwas Neues beginnt, war mir hier wichtig. Das Pendel dreht sich weiter, auch wenn es aus der Bahn geraten ist. Auf einer anderen Bahn zwar, um eine andere Mitte, aber irgendwann findet es seine runde Umlaufbahn wieder.

 

Danke fürs Vorbeischauen,

LG Dali Lama

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Hey Dali,

 

Zitat

am Pendel und fast alle anderen "nichtfigürlichen" Vertreter in meinem Kranz am wenigsten Spaß hatte

 

das glaube ich dir, am Ende werden es auch denke ich die lebendigen Geschichten sein, die deinen Sonettkranz ausmachen. Du hast einen ganz besonderen Erzählstil der mich durch starke Bilder ein ein hohes Maß an Abstraktion schon sehr in den Bann zieht.

 

Dieses Sonett ist finde ich besonders im Gesamtzusammenhang interessant, du wirst ihn ja nicht grundlos gesetzt haben 😄 Und außerdem finde ich es cool, dass du das Bild vom Sandkorn bis zur Galaxie, vom engsten Kern bis durch die Ewigkeit, auf das ganze Spektrum angewandt hast 😁

 

 

An sonsten schließe ich mich Claudi an, die überarbeitete Version gefällt mir sehr gut 😊

 

 

Lieben Gruß

Anaxi

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