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Geschrieben am

Wir sitzen hier am Mittagessen
als jene, die zu Hause blieben,
die Nahrung karg am portionieren,
im Spätnovember, sind am frieren,
selbst Brennholz ist schon knapp bemessen,
zum Abgrund hat es uns getrieben!

 

Die große Freude von vor Jahren,
sie wurd verbannt von unsrem Leiden,
dem kleinen, haben Essen, Löhne,
wo unsre heißgeliebten Söhne
in Massen in die Ferne fahren
und blutig aus dem Leben scheiden!

 

Doch wie wir am Esstisch kauern,
schallt Alarm vom Glockenturm,
um im Donner zu verhallen,
dann, im nächsten, lauten, Knallen
bebt das Haus, zerbersten Mauern,
tobt um uns ein Feuersturm!

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Geschrieben

Hi, Anaximandala,

 

ganz ehrlich? Ich glaube fast nicht, dass du den Text ernst gemeint hast. Du, dessen Texte ich in der kurzen Zeit, in der ich hier lese,  mich aufgrund ihrer fein gewählten Worte und Metaphern tief beeindruckt haben, schreibt allen Ernstes:

Am 25.10.2022 um 21:45 schrieb Anaximandala:

die Nahrung karg am portionieren,
im Spätnovember, sind am frieren,

???

Oder:

Am 25.10.2022 um 21:45 schrieb Anaximandala:

Die große Freude von vor Jahren,
sie wurd verbannt von unsrem Leiden,
dem kleinen, haben Essen, Löhne,
wo unsre heißgeliebten Söhne
in Massen in die Ferne fahren
und blutig aus dem Leben scheiden!

So viel Pathos passt doch nicht zu dir. "blutig aus dem Leben scheiden" Das klingt wie Heldenverehrung aus dem 1. Weltkrieg. Sollte es in dem Gedicht um Anklage und Verständnislosigkeit angesichts  dieses brutalen Überfalls auf die Ukraine und die brutalen Antworten des ukrainischen Militärs, sowie die menschenverachtenden aktuellen  Bombenangriffe gehen, die du hier anklagst, dann muss ich leider sagen, gut gemeint ist noch längst nicht gut gemacht. Sie verrecken dort, werden in Stücke gerissen, sterben einen elenden Tod. Das ist etwas anderes als "blutig aus dem Leben scheiden" Blutvergießen kann man so oder so formulieren. Hier kann es nur ironisch gemeint sein, finde ich.

Das ist alles so ungelenk, vermeintlich unüberlegt und nur Herz-Schmerz.

Deshalb glaube ich immer noch heimlich, es sei eine Parodie auf die vielen naiven und hilflosen Beileidsbekundungen im Netz.

Erwartet hätte ich von dir z.B. die Auseinandersetzung mit der Situation, dass wir in Westeuropa im Vergleich zu den Tragödien in der Ukraine angesichts von hohen Energie- und Lebenshaltungskosten auf verdammt hohen Niveau stöhnen und den Regierungen vorwerfen, gegenüber der jeweils eigenen Bevölkerung nicht barmherzig genug zu sein. Wo sind die großmäuligen Solidaritäts-Bekundungen, selbst gerne ein wenig von seinem Wohlstand abzugeben und notfalls zu frieren vom Anfang des Krieges?! Wir leisten uns hier weiter den Luxus von Oktoberfesten, Luxusurlauben und anderen Verlustierungen  und vergießen Krokodilstränen um die armen, armen Menschen im Osten. Das wäre für mich ein Thema für eine bitterböse Satire gewesen. Aber vielleicht kommt die ja noch von dir. 😉

 

Ich bin gespannt zu lesen, was du dir dabei gedacht hast.

  • Schön 1
Geschrieben

Hey @Uschi R., vielen lieben Dank für deine Worte und Ideen

 

Zitat

Vorschlag für die dritte Strophe zweite Zeile: 'schallt der (oder ein) Alarm vom Glockenturm,

und in der letzten Zeile: 'tobt um uns dann (oder nun) ein Feuersturm!'

 

 

Deine Vorschläge sind auf jeden Fall berechtigt, gerade der Übergang von Zeile 2 zu Zeile 3 holpert sehr...

 

Ich hab mal zwei Varianten ausprobiert, einmal mit beiden Zeilen im Jambus

 

Doch wie wir hier am Esstisch kauern,
erschallt Alarm vom Glockenturm,
um dann im Donner zu verhallen,
beim nächsten, schmerzend lauten, Knallen
erbebt das Haus, zerbersten Mauern,
tobt rings um uns ein Feuersturm!

 

 

und einmal mit einem Wechsel der ganzen Strophe zum Trochäus

 

Doch wie wir am Esstisch kauern,
schallt Alarm vom Glockenturm,
um im Donner zu verhallen,
dann, im nächsten, lauten, Knallen
bebt das Haus, zerbersten Mauern,
tobt um uns ein Feuersturm!

 

 

Ich würde mich freuen, nochmal deine Meinung dazu zu hören 🤗🌹

 

 

 

Hallo @Marvin,

als erstes schonmal vielen Dank für deine netten Worte, es freut mich zu lesen, dass du meine Texte so schätzt 🙂

 

Mit diesem werde ich dich wohl weniger glücklich machen, es geht wirklich um das Bild eines Bombenangriffs... versteh mich nicht falsch, ich möchte damit ganz sicher keine Heldenverehrung betreiben, obwohl ich das auch nicht passend finde, schließlich geht es um die Protagonisten, die ihr Leid als klein sehen gegenüber das ihrer Söhne, die sinnlos im Krieg sterben, sehen. Und die Protagonisten sterben selber kurz darauf und unvermittelt. Weder der Krieg noch das Sterben finden irgendeine Wertung.

Es klingt vielleicht wirklich nach Pathos, aber ich schreibe ja auch nicht mit einer Wertung von außen, sondern versuche das Bild von innen heraus zu zeichnen, die Bevölkerung leidet, die Söhne sterben, da ist zerfetzen, so passend es uns mit Blick auf die Ukraine scheinen könnte, etwas zu brachial um ein persönlich erleidendes Schicksal darzulegen...

 

Ich muss leider ehrlich sagen, es wird hin und wieder Gedichte geben, die sir wohl nicht so gefallen ..

Kirschblüten im WindFür ValhallaDschingis Khan

 

Ich distanziere mich klar von Heldenverehrung, Kriegsbeschönigung oder Akzeptanz gegenüber irgendeiner Form von Krieg, aber auch sowas finde ich hin und wieder interessant zu schreiben ..

 

 

Lieben Gruß

Anaxi

 

 

Geschrieben

@Marvin ich gehe erstmal davon aus, dass ich den in ner Stunde wieder rauslösche, aber ich hab dir ne Version vom Gedicht geschrieben, wie du sie dir gewünscht hast 😂

 

 

Wir können es noch nicht ermessen
es sterben Menschen, die wir lieben
die Heimat langsam am zerbrechen
wir werden uns an Putin rächen
der von nem Dämon scheint besessen
und bis zum Abgrund uns getrieben

 

wo Russen, die die Messer wetzen
sich selbst dabei im Recht noch glauben,
wenn sie nun unsre lieben Kinder
zur Schlachtbank führen wie die Rinder,
sie mit Kalaschnikows zerfetzen,
um gierig unser Land zu rauben.

 

Fliegen drum mit Tarnvorrichtung
Bomber hin zu diesem Wurm.
Als sie über Moskau fliegen
schändet Putin grad paar Ziegen
träumt von Nuklearvernichtung
und verbrennt im Feuersturm.

Geschrieben

Hallo Anaxi,

 

ah, jetzt, mit deiner Erklärung habe ich kapiert, welche Situation du konkret vor Augen hattest. Ehrlich, ich wäre gar nicht drauf gekommen, dass du genau diese Situation, nämlich tatsächlich die, der Eltern oder Geschwister der ukrainischen Soldaten meintest. Zunächst war ich noch davon ausgegangen, dass es dir um unsere Befindlichkeiten ging, als du schriebst:

Am 25.10.2022 um 21:45 schrieb Anaximandala:

Wir sitzen hier am Mittagessen
als jene, die zu Hause blieben,
die Nahrung karg am portionieren,
im Spätnovember, sind am frieren,
selbst Brennholz ist schon knapp bemessen,
zum Abgrund hat es uns getrieben!

Und deshalb dachte ich auch, es sein eine verunglückte Satire, bzw. so eine merkwürdige Mischung aus beidem, wie du ja schon einmal schriebst.

Ja, mag sein, dass ich für Texte dieser Art nicht so den Sensus  habe. Aber ehrlich, klingt dir das denn nicht auch ein wenig seltsam in den Ohren, wenn du liest:

 

Am 25.10.2022 um 21:45 schrieb Anaximandala:

die Nahrung karg am portionieren,
im Spätnovember, sind am frieren,

???  Ich meine, mich entsinnen zu können, schon ziemlich früh  gelernt zu haben, dass dieses Substantivieren von Verben mit "am" unbeholfen klingt.

Das alles und noch die kauernde Familie am Esstisch  kam mir dann doch unfreiwillig komisch vor.

Klar, das ist blöd, dies so zu schreiben, denn man treibt keine Scherze mit dem Leid der anderen. Und möglichst auch nicht mit Autoren, die in bester Absicht dieses Leid sicht- und fühlbar machen wollen. Allein, bei mir hats nicht funktioniert.

Und ich weiß jetzt , dass du mir nicht böse bist, wenn ich dir das so schonungslos mitteile.

 

Da merkt man die Empörung und Wut bei deinem weiteren Text hier schon deutlicher.

(Bis auf die Heimat, die langsam am zerbrechen ist 😉

 

LG, Marvin

Geschrieben

Hi @Marvin,

also erstmal, sauer bin ich keinesfalls 🙂

Ich schreib jetzt schon eine Zeit, keine krass lange, aber genug für paar Erfahrungen und da sind zum Beispiel bei:

Die besten Tippsvdie ich bekommen hab wollte ich erst nicht hören, hab sie sogar teils persönlich genommen

Eine Kritik wird da wertvoll, wo sie Dinge anders sieht

 

beim größten Arschlochkommentar bleiben immer noch 2 Möglichkeiten

1) nichts trifft zu -> whatever, zrifft doch eh nichts zu

2) es trifft was zu -> drauf zu pfeifen weil der Kommentar doof ist wäre... doof 😄

 

Sorge hatte ich eigentlich nur, dass du sagst "was, duvschreibst sowas, was bist du denn für einer"^^

 

Jedes nette Wort ist schön, jedes Gegenwort hat Wert 🤔

 

 

Es ging mir bei dem Gedicht allerdings in keiner Hinsicht um die Ukraine, eigentlich wollte ich wirklich keinesfalls so einen Text über einen reellen aktuellen Konflikt schreiben...

 

Der hier ist als Reaktion auf Dios Städtisches Sanatorium entständen, weil ich dachte er schreibt über nen Bpmbenangriff und die Idee spannend fand

 

dass ich nicht über aktuelles schreiben möchte, hab ich erst vor kurzem bekräftigt... dass es jetzt so kommt und ich doch sowas schreibe, war wohl ein Nackenklatscher vom Schicksal^^

 

 

Aber du hast recht, ja. Die Worte haben einen Beigeschmack, Mit mehr Zeit und liebe wäre das vielleicht weniger auffallend geworden, aber das warmehr Experiment als Kind 🤗

 

 

Substantivierumg mit am, ich hötte sowas nicht im Repertoiere gehabt, aber es ergibt Sinn... das Merk ich mir 😀

 

Lieben Gruß

Anaxi

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