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Geschrieben

Liebe Loop,

 

hier rutsche ich schon beim ersten Vers in ein trochäisches Muster und das setzt sich fort. Die Päonen herauszuhören, erfordert hier eine Menge wohlwollende Aufmerksamkeit und ist mühsam. Kein Vergleich zu Ferdis Vorlage. Durch seine Verse bin ich auch ohne Silbenbild päonisch durchgerutscht.

 

V4 und V5 sind dann aber sehr deutlich, da komme ich gut rein. Der Knackpunkt scheint mir

 

Doch den Vers zu kultivieren (denn es lieben oft Ästheten

 

bei "zu kultivieren" zu liegen. Die drei unbetonten Silben sträuben sich bei mir gegen das unbetonte Lesen und "kul" drängt nach oben, so dass sich letztlich der ganze Vers leichter alternierend lesen lässt. Den ersten Vers würde ich versuchen, streng nach Wortfüßen zu gestalten und die unbetonten Silben sehr leicht wählen.

 

Danach geht es wahrscheinlich auch etwas ungenauer, weil man dann im Rhythmus ist. 

 

Küsse dein Auge!

 

LG Claudi

Geschrieben

Liebe Claudi,

 

Danke für deine fachfraulichen Aufmerksamkeit!  Ich versuche mich gerade wieder ein bisschen einzufühlen/-schreiben. Und mir gefielen die päonischen Verse, die wohl wirklich schwierig umzusetzen sind im Deutschen, vor allem, dass man dem Leiern entgeht,  ist höchste Herausforderung.  Und du hast natürlich recht, dass man nicht unbedingt in der ersten Zeile schon  "experimentieren" sollte, auch wenn es halt inhaltlich um das "Raue" geht. 

 

 

Zitat

 

Doch den Vers zu kultivieren (denn es lieben oft Ästheten

 

bei "zu kultivieren" zu liegen. Die drei unbetonten Silben sträuben sich bei mir gegen das unbetonte Lesen und "kult" drängt nach oben, so dass sich letztlich der ganze Vers leichter alternierend lesen lässt. 

 

 

Lustiger Weise bekomme ich die Betonung viel eher auf das "zu". 

 

Küsse dein Auge!

 

 

 

Zitat

Hallo Loop!

 

Da hast du dir aber eine gar nicht kleine Aufgabe gestellt – unter Beibehaltung des ungewöhnlichen Versmaßes, der Zeilenlängen und sogar der Reime eine andere, aber bezogene Aussage zu gestalten, ist sicher nicht leicht!

 

Wobei man in solchen Fragen sicher verschiedener Meinung sein kann oder vielleicht auch nur andere Dinge schwepunktmäßig hervorheben möchte; ein (für die Versschaffenden!) großes Thema wie "der Vers" bietet dafür allemal Raum. Aber ich denke, allein das Wahrnehmen dieser Größe ist schon ein Gewinn – viele Gedichte gewönnen wahrscheinlich, wenn ihre Verfasser den Vers als grundlegende Einheit ihres Werkes bewusster wahrnähmen und gestalteten.

 

Gruß,

 

Ferdi

 

Hallo Ferdi,

 

Ja, es war eine spannende "nicht kleine Aufgabe" (Danke, dass du das bemerkt hast!).  Es sollte halt dialektisch sein. Ich wollte deine letzte Zeile:

 

Denn die Verse, von Natur aus und seit immer! sind Ästheten.

 

hinterfragen und mich selbst auf die Probe stellen, ob ich da eine halbwegs gescheite Aussage unter halbwegs akzeptabler Verwendung dieses Versmaßes (bewusst etwas "gegengekämmt") und den von dir vorgegeben "Raum" zusammenbringe - also wohl genau mich darin üben, wie du sagst:

 

"... viele Gedichte gewönnen wahrscheinlich, wenn ihre Verfasser den Vers als grundlegende Einheit ihres Werkes bewusster wahrnähmen und gestalteten."

 

Ich denke nämlich, dass das Üben mit solchen "Korsetts" - wobei dieser Begriff nicht wirklich passend ist, weil man durchaus begreifen kann, wenn man die begnadeten Dichter liest,  dass die "Beschränkungen" durch Form und Vermaß ein grenzenloses Universums sein können - durchaus dazu beitragen kann, dass sich auch weniger Begnadete "im freien Raum" (wie im freie Vers) geschmeidiger und fokussierter bewegen lernen können.

 

🤍

loop

 

 

 

 

 

 

 

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