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Geschrieben am

 

Zwischen Nacht und Morgen


Ihm war, als ob er aus großer Tiefe
aufgetaucht in eine Gegenwart,
die nicht die seine.

 

Im Lampenlicht: ein Tisch, ein Stuhl
mit Kleidern, Bilder an der Wand.
Alles Gegenständliche 
lediglich anwesend im Raum.

 

Vor dem Fenster blasse Röte,
mit Schleiern lichten Blaus:
Wetterform eines Herbstmorgens.
Hoffnungsschimmer?

 

Wer? Was hatte seine Zeit angehalten
für unbestimmte Dauer?
Eine Gemütsbewegung, hormonell
bedingt? Oder was sonst?

 

In solchen Augenblicken könnte er
für immer gehen. Mild, schmerzfrei
und süß der Abgang.

Doch, was ließe er den Seinen zurück?
 
Bedrückende Traurigkeit? Erinnerungen,
die den Schmerz am Leben halten?
Wo bliebe seine Liebe,
wenn er einfach ginge?

 

Vor dem Fenster: Verschwunden
das blasse Rosa mit lichtem Blau.
Rotes Wolkenfeuer am Horizont.

Auf der Straße im Tal: Lichterketten,


Geräusche wie am Fließband.
Das Leben rollt wieder an. 
Mit ihm?

Einen Kaffee bräuchte er jetzt.

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Geschrieben

Lieber Carolus,

 

so gut beschreibst du die bedrückende Stimmung, die einen in gewissen Jahren manchmal befällt (v.a. wenn man sich plötzlich z.B. im Krankenhaus findet und unfreiwillig in eine Zukunft blickt, die man in einer solchen Situation schwärzer als sonst erlebt).

 

Die spärliche Einrichtung, die Frage: Wie komme ich hierher, düstere Gedanken, wohin das führen soll, sich an den kleinsten Hoffnungsschimmer vor dem Fenster, den die Natur schickt, klammern, und aus all dem folgt das Resignieren und Müdesein, ein innerer Frieden.

 

Doch dann die panischen Gedanken über eine Welt, in der man nicht mehr ist, nichts mehr geben, nicht mehr trösten kann. Gerade dieses Letzte kenne ich so gut!

 

Endlich kommt die Erlösung, auf die man so sehr gewartet hat: Alles bricht in den neuen Tag auf - warum man nicht auch selbst?! Ein Kaffee, - und der Tag ist gerettet!

 

Entschuldige, dass ich mich so wortreich hab hinreißen lassen - dein Gedicht berührt mich einfach außergewöhnlich stark! Vielen Dank dafür!

 

Lieben Gruß

Nesselröschen

 

 

  • in Love 1
Geschrieben

Liebe Nesselröschen,

 

beeindruckend finde ich, dass Du Dich so "wortreich" hast "hinreißen lassen", eine derartige Gemütsverfassung einfühlend darzulegen.

 

Wenn Du anmerkst, "dein Gedicht berührt mich einfach außergewöhnlich stark!" dann freue ich mich besonders, dass der Inhalt Dich ähnlich berührt

wie mich das reale Durchleben bzw. Erfühlen meiner Situation beim Erwachen "Zwischen Nacht und Morgen".

 

Es war wie in einer Zwischenwelt, in der das Pendel der Zeit stillsteht, bis es in die Vergangenheit oder in die Zukunft (Resignation bzw, Hoffnung) ausschlägt. Aber schon die Banalität einer Tasse Kaffee kann  helfen in einer derartigen Lage wieder mit beiden Beinen auf den Boden der eigenen Lebensrealität zu gelangen, sprich, die eigene Gegenwart zu akzeptieren.

 

Vielen Dank für Dein "einfühlendes" Verstehen.

Einen herzlichen Gruß und eine "Gute Nacht!"

wünscht Dir

Carolus.

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