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Der Bote

 

Es war damals vor vielen Jahren,

da hetzte jemand durch den Wald

und im Wald, da gabs Gefahren,

der Mond schien fahl und es war kalt.

Der Hunger knurrte schon für Stunden,

auch bei den Wölfen, hintendran -

die Last des Mangels zog die Runden

und lag auch schwer auf jenem Mann.

Oh weh, wenn diese ihn dort fänden,

dann gäbs ihm keine Wiederkehr -

gezerrt, gerissen - würd er enden,

da bald jedes Stück vergriffen wär.

Im Schilde trug er seine Kunde,

Berichte aus der Grenzregion,

bisweilen nur in seinem Munde -

bestimmt nur für den Königsthron.

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Die Kunde

 

Der Singsang viel zu dichter Barden

erklang schon lockend durchs Geäst,

auch sah er fern die wirren Farben -

der Lichter, die man brennen lässt.

Die Botschaft - schaurig, ungelogen,

was er mit eignen Augen sah,

das Böse - es war aufgezogen

und war der diesen Stadt schon nah.

Es würde nicht mehr lange dauern

und gesprochen war, was keiner glaubt,

dass ein Getier bald an den Mauern

den Menschen dort die Seele raubt.

Die Monster konnt er flüchtig sehen,

die Hoffnung wurde widerlegt -

Sie heulten - wie wenn Stürme gehen -

wütend, verbittert, verdreht.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der König

 

So kam die Kunde hin zur Krone,

Geflacker ging durchs Kerzenlicht,

zum feisten König, hoch zu Throne,

noch wusste er vom Unheil nicht.

Die Wahl lag nun in seinen Händen

zu fliehen wog der einen leicht,

die seine Herrschaft zu beenden

und mit ihr auch sein Königreich.

Er ballte sie, liess sie erweichen,

sein Blick stach in die andre Hand

und somit auf die tausend Leichen,

die er dort in den Trümmern fand.

Den Thronsaal überkam der Schauer,

die Menschen fielen auf die Knie,

der König litt schon lange Trauer

am Friedhof seiner Utopie.

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Die Weisen

 

Der König hatte aufgeschaut,

rief: "Schafft die Weisen mir herbei!

Mit Zauberei sind sie vertraut,

mit Krieg, Kultur und Narretei!"

Die Ämter die sie, ach, vertraten,

die Wetterleuchten und den Sturm,

die Korruption und Gräueltaten,

herab von ihrem Knochenturm -

weit ins Land warf er die Schatten,

auf Gottes einzig wahres Haus,

auf jene die noch Glauben hatten

und bliess dort alle Kerzen aus.

Das Köcheln würd die Lösung bringen,

das war's, worum der König bat,

der Funke soll bald überspringen.

Und das war es, was er alsbald tat.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der Rat

 

Die Räte waren bald versammelt,

entschlossen, unter Druck der Zeit,

die Tore wurden fest verrammelt

mit Ignoranz und Eitelkeit.

Ein krummer Mann begann zu sprechen:

"Euch König, seh ich! Keinen Sohn,

nicht Königin und kein Prinzesschen -

die Willkür lauert auf den Thron!

Das Blut das, ach, so hoch geboren,

dessen Linie ihr der Letzte seid -

verronnen, zerronnen und verloren,

ein welkes Blatt - am dürren Zweig."

Der Blinde sprach: "Könnt ihr nicht sehen?

Der Krieg zieht auf, es tobt ein Sturm,

bald wird er vor den Toren stehen,

drum folgt uns, König, in den Turm!"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der Turm

 

Der König liess sich darauf ein,

er nahm mit sich sein edles Schwert,

überliess die Krone sich allein,

bestieg sein weisses, stolzes Pferd;

Floh samt Geleit durch jene Gassen,

denen einst sein Vater Glanz versprach,

bejubelt von den Menschenmassen,

bevor er die Versprechen brach.

Beidseits klar, ein schnelles Siegen,

das läg in diesem Krieg nicht drin,

wie sie die Treppen runterstiegen,

die Katakomben dort im Sinn.

Dort könne man die Wunden lecken,

so hats der Krumme angedacht,

ein Ort, perfekt sich zu verstecken,

dort unten währt nur ew'ge Nacht.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das Opfer

 

Die Räte wurden Herr des Lichts,

sie wussten schon, mit etwas Zeit,

zerbrach der König - an dem Nichts -

denn ihn ergriff die Dunkelheit.

Hier hört man keine Barden singen.

Der Krumme sprach: "Nun, möglich wär

ein grosses Opfer darzubringen,

der Bestie - dieser Schauermär.

Könnte es doch nur gelingen,

eine edle Seele, stolz und rein,

ihr vorzuwerfen, zu verschlingen,

es kehre dann der Frieden ein."

Kaum war die Lüge ausgesprochen,

so gab der König sich bald hin,

die Seel, aus sich herauszukochen,

glaubend, all dies wär sein Sinn.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Das Ende

 

Weil alles wohl sein Ende hat,

warf man die Seele vor das Tor,

die Bestie wurd davon nicht satt -

die Weisen wusstens schon davor.

Die Bestie würd nun ihnen dienen -

denn Angst belebt - wie ein Motor -

es dröhnt ein Mantra der Maschinen,

das in sich jeden Klang verlor.

Der König unterdess, ging leise,

mit seinem rostzerfressnen Schwert,

seelenlos nur noch im Kreise -

in jener Nacht, die ewig währt.

Und dies... so tut ers, liebe Leute,

verblichen, kalt und seelenleer,

Jahrzehnte lang und tuts noch heute.

Man mag sich fragen, ists auch schwer,

wie hätte dies nur enden können...

wenn es nicht so gekommen wär.

 

// Seelenleer

// Text © bei Simon Maria Ackermann
// Bild © bei Simon Maria Ackermann

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