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Geschrieben am

 ABWÄRTS

 

Ach, wie graut mir beim Gedanken:

Was ist nur aus dir geworden?

Gestern warst du doch noch nüchtern.

Heute schwankt nicht nur dein Geist.

Worin liegt der Reiz der Droge,

die dich doch von innen frisst,

dich zerstört und mir entfremdet.

Erkenn nicht den, der du heut bist.

 

Das Betäuben wird nicht helfen

und kein Weglaufen genügt.

Viele Wunden hast du selber

mit der Zeit uns zugefügt.

Warum lässt du mich nicht Kind sein,

lieb den Menschen, der mir blieb.

Wissend, es wird tragisch enden,

mach ich keinen Unterschied.

Die Gefühle gehn verloren,

alles dreht sich um den Sprit.

 

Warum wurde ich geboren?

Wenn du gehst, nicht überlebst,

stirbt das Kind in mir auch mit.

 

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Geschrieben

Liebe Darkjuls,

Es fällt mir nicht leicht,  Dir zu einem solch persönlichen Thema zu schreiben, aber Dein Gedicht war  auch sehr offen.Ich habe eine Reihe von Süchtigen in meiner beruflichen Vergangenheit erlebt und denke ,dass man einer solchen Situation hilflos ausgeliefert  ist, wenn man nicht einmal das Warum versteht. Nicht der "Sprit" ist das Problem!

Süchtige sind oft Menschen, die bereits als Kleinkinder keine konstante und die Entwicklung ihres Selbst fördernde Entwicklung erfahren haben.Deshalb erleben sie sich "innen drin" häufig als schwach,  hilflos und wertlos. Dieses beunruhigende Gefühl kompensieren sie  mit Omnipotenzphantasien, erleben aber immer wieder, dass sie nicht dauerhaft in der Lage sind, die für das tagtägliche Leben erforderlichen Anpassungsleistungen zu vollbringen.Das führt  zu vielen affektiven Situationen, in denen sie sich überfordert fühlen und befürchten , daß ihr schwaches Ich von Gefühlen überrollt wird, die sie nicht mehr unter Kontrolle haben. Sie erleben,dass sie den Anforderungen von Außen und Innen nicht gerecht werden können.

Der Alkohol ist dann das entlastende "Selbstheilungsmittel", das sie von der Realität abschirmt und sie von ihren bedrohlichen Gefühlen und Affekten entlastet.

Durch ihre hohe Empfindsamkeit treten solche Frustrationssituationen, durch den Alkoholkonsum verstärkt, jedoch immer häufiger auf.

Ihren  Partner möchten sie am liebsten total/mit Haut und Haaren besitzen, damit sie in der

Beziehung keine Störung erfahren ,was aber unmöglich ist,da dieser dann seine Persönlichkeit aufgeben müsste. Doch egal , was der Partner versucht, um Situationen auszubalancieren oder Verständnis aufzubringen: "Genug ist nie genug." Die fehlende/falsche Zuwendung in der kindlichen Entwicklung läßt sich später nicht mehr aufholen.

Liebe und Hass aus Enttäuschung liegen bei dem Süchtigen eng beieinander.

Hier kann nur der Leidensdruck durch seine Situation dem Süchtigen selbst, helfen, damit er sich freiwillig  in professionelle Behandlung begibt und seine verdrängten Konflike aufarbeitet.

 

Ich hoffe, dass ich Dir mit meiner Beschreibung weiterhelfen konnte.

Liebe Grüße

 

Tobuma

 

 

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Geschrieben

Danke für Eure Meinungen zu meinem Gedicht und die Likes. Ich möchte mich hier insbesondere bei Tobuma für die ausführliche Beschreibung aus seiner Sicht bedanken. 👍

Die Sucht wirft sicherlich viele Fragen auf und beeinflusst, wie Herbert richtig schreibt, Familie und Umfeld des Suchtkranken.

 

Liebe Grüße Juls

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo, Darkjuls

Ich habe deinen Text gestern schon gelesen, aber irgendwie fehlten mir die richtigen Worte, es zu kommentieren.  Man sieht schon sehr viel in den Medien, aber es hautnah zu erleben ist eine ganz andere Hausnummer. Eine Trennung der Eltern bewirkt schon, dass kleine Seelen unwahrscheinlich leiden, jedoch es täglich mitzuerleben, wie ein oder gar beide Eltern süchtig sind, das ist irreparabel. Hast du gut in Worte gefasst.

LG sendet Pegasus

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Darkjuls,

mir geht es ähnlich wie Pegasus. Ich bin berührt, möchte reagieren, ... dann fehlen die Worte.

Das Thema ist ja auch riesengroß. Kaum jemand, die/der nicht irgend eine Erfahrung mit

Rausch- bzw. Suchtmitteln gemacht hat. Selbst oder als Fremderfahrung, die einen mehr oder

weniger mitbetroffen gemacht hat.

Ich war noch sehr klein, als ein Großonkel - schwerer Gewohnheitstrinker und Kneipengänger,

bei mir im Kinderzimmer "einquartiert" wurde, weil er mal wieder seine Wohnung verloren hatte,

oder ihn mal wieder eine Frau rausgeschmissen hatte oder was sonst in seiner Karriere gerade

akut war. Er kam fast jede Nacht irgendwann volltrunken zu uns nach hause, fiel mit Mühe in

das für ihn bereitete Bett, und schnarchte dann seinen Rausch aus. Mehr noch als das

Schnarchen belasteten mich die alkoholischen Ausdünstungen, die mich zu einer Art Co-Trinker

gemacht haben. Konnte sich damals offenbar niemand vorstellen, wie belastend das für mich war.

Über Wochen nicht durchschlafen zu können, in einem Nebel übler Gerüche liegen zu müssen -

es war schrecklich.

Zwei gute Nebenwirkungen hatte die Sache aber: Ich ließ mir viel Zeit damit, selbst Alkohol zu

probieren, und es formte meine soziale Ader sicher erheblich mit. Denn die Sache an sich,

problemebereitende Leute nicht einfach fallen zu lassen oder zu ignorieren, hat mir an meiner

Familie imponiert, egal wieviel Düsternis sie sonst auch selbst in mir anrichtete.

So. Nun habe ich doch was dazu geschrieben. Es drängte wohl hinaus.

 

Liebe Grüße

schnell im Vogelflug

 

 

  • Traurig 2
Geschrieben

Vogelflug, ich möchte Dir für Deine sehr persönlichen Worte danken.

 

Eigentlich wollte ich es nicht, aber ich kann auch aus persönlicher Erfahrung als Kind sagen, dass Alkohol den Menschen verändert. Mein Vater war ab und an stark betrunken und ich hatte große Angst vor ihm. Er war dann unberechenbar. Meist habe ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen. 

 

Das Gedicht beruht zwar nicht auf Tatsachen, doch so stelle ich mir vor, denkt ein Kind, das viel zu früh erwachsen werden musste. Da spielen Wut, Angst, Enttäuschung und Hilflosigkeit von Seiten des Kindes eine Rolle und das prägt für das Leben.

 

Also nochmals danke, es grüßt Juls

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