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Geschrieben am

An einem Mittwoch auf dem Sofa
wo ich in Betäubung fröhlich
meine Mutter neugierig-misstrauisch mache


Alte Tage verarbeiten wir nie neu
denke ich und sie reicht mir ihren Blick
einen heissen Tee und eine Warnung

Bald redet sie mit dem TV zu mir
schaut sich die amerikanisierten Folgen
zum 6. Mal an
und weint immer noch mit

 

Früher um diese Zeit 

hat sie ihren Garten von Unkraut befreit

Winterblumen gegen den Novemberblues gesetzt

heute liegt er verwildert bis zum Frühjahr


Ich werde langsam verrückt
doch ich lege meinen Kopf auf ihren Schoss:
Mein süsses Kind

wo ist deine Hälfte?

Sie ist in der Pubertät
denke ich
und sie nickt kopfschüttelnd
sie öffnet meinen Mund und steckt
einen Löffel Hanar hinein

Sie genoss für mich die Süsse
in einem langgezogenen mmh
mit einer Stimme für Kinder

Wie die Medizin von früher
die nach Galle schmeckte
eine Kindheit lang blieb ich ihre Hände fern

Von unten sah ich ihre Mimik der
gefeierten Schauspieler an
sie blickte einmal zu mir herunter

und nahm mich in meine Träume mit

 

 

 

 

Hanar: Granatäpfelkerne

Quelle Bild Pixabay

fantasy-2623295.jpg

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Geschrieben

Hallo Federtanz,

Ich kenne diese Gefühle, wenn du als erwachsener Mensch erleben mußt, wie Deine Eltern

zu Kindern werden und du dann ihre frühere Rolle übernehmen musst. Das nimmt einen ganz

schön mit und läßt einen von Zeit zu Zeit verzweifeln. Wir müssen es leider bis zum bitteren

Ende durchstehen und hoffen, dass es uns selbst später nicht treffen wird.

Dein Gedicht macht Deine innere Zerrissenheit sichtbar und läßt uns daran teilnehmen.

 

Liebe Grüße

Tobuma

 

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber @Tobuma

 

In diesem Gedicht war das LI 12 Jahre alt und die Mutter ebenfalls auf eine wunderbare Art und Weise eine alte kindische Seele. 

 

Aber so wie du das Gedicht verstanden hast, kann man das Gedicht auch verstehen: der Lauf einer Zeit und ihre kleinen Veränderungen oder auch die fast nicht erträglichen "nicht Veränderungen". Das LI wird davon etwas Verrückt. Etwas scheint stagniert zu sein. Doch sie legt ihren Kopf dennoch auf ihren Schoss. Vielleicht ist es ihr auch damals noch nicht bewusst, wie kindisch beseelt sie war und blieb - erst viel später. Die Versöhnung dennoch ist der ausschlaggebende Punkt. Auch ich habe eine beseelte kindische alte Seele. Aber ich würde mir niemals eine Folge mehrmals anschauen, um mich von meinen Gefühlen treiben zu lassen. 

 

Es ist Verbindung. 

 

Danke für deine Sichtweise. Finde es spannend, dass du es so heraus gelesen hast: Vielleicht ist das LIs Microtrauma. 

 

 

Federtanz

 

 

 

Geschrieben

Hallo Federtanz,

Ist es nicht grandios, wie unser Gehirn eine fremde Geschichte "überarbeitet" und daraus

eine Eigene macht. Ein Beweis dafür, das man sich auch sonst im Alltag erst intensiv mit

einer Sache oder einer Person beschäftigen muss, bevor man sich ein Bild machen kann

oder sich ein Urteil erlaubt. Denke ich oft, wenn ich die Reaktion von Menschen auf das

lese, was die Politiker gerade diskutieren oder einführen.

Danke, dass Du mir den persönlichen Hintergrund der Geschichte erzählt hast,der in eine

ganz andere interessante Richtung geht.Bewahre Dir Deine kindische alte Seele,vielleicht

ist sie der beste Schutz gegen die manchmal so brutale Wirklichkeit.

 

LG

Tobuma

  • in Love 1
Geschrieben

Nun liebe Federtanz,

die Bewusstwerdung an und für sich ist es doch - egal wodurch und zu welchem Zeitpunkt.
Wenn uns danach ist nochmal Kind sein zu wollen, was spricht dagegen? Wenn man jedoch in anderen das möglicherweise ungewollte Kindliche zu erkennen vermeint, so kann es auch belastend werden mit der Zeit. Das Auseinandersetztn an und für sich mit der jeweiligen Situation kann niemals falsch sein und einen besonderen Film immer wieder anzusehen, ja sogar dabei die eine oder andere Träne zu weinen, wenns nur das ist....

Ein guter Text in den ich gerne hineingespürt habe!

LG Uschi

  • Danke 1

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