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Der alte Baum

 

Solange wie ich denken kann, schon seit frühsten Jahren

Steht hier ein wirklich großer Baum, ich glaub, es lohnt ihn zu bewahren

Ich hoffe dann und wann, er überdauert alle Ewigkeiten

Seine Geschichte glaubt man kaum, will ihn auf seinem Weg begleiten

 

Seiner Blüten und seiner Blätter Last

Die er hervorgetrieben

Grenzen an ein Wunder fast

Das sein Flüstern mir ins Ohr geschrieben

 

Sein lindes Grün hat mich so oft erfreut

Das mich nicht einmal der dunkle Winter reut

Hat er mich mit frohem Glück bedacht

Wenn er mir im Frühling mit Knospen tief ins Herz gelacht

 

Ein sanftes Lüftchen hat er  zugetragen

Gewagt Nektar und Pollen anzusagen

Den vielen, vielen fleißigen Immen

Hundert Jahre hat er's geschafft sie niemals zu verstimmen

 

Hat sie bewogen sich im Schwarme einzuhängen

An diesen und jenen starken Ast

Sie ehrenvoll gehalten in ihrem Drängen

Auf ihrer doch eher kurzen Rast

 

Gar manches Vöglein hat einen Platz gefunden

Um sein Liebeslied zu singen

Um pfeifend Stund' um Stunden

Jubilierend um seinen Schatz zu ringen

 

Manch ein Sonnenstrahl hat sich gezeigt

Zwischen Laub und schmalem Ast

Manch Stern hat sich in seinem Lauf verneigt

Nächtens verträumt abgelassen von des Tages Hast

 

Manch Wanderer hat sich in seinem kühlen Schatten

Ausgeruht am Wegesrand

Manch Frau hat hier den Gatten

Gefasst an seiner besinnlich ruhigen Hand

 

So ist Sommer um Sommer dahin gezogen

Manch ein Winter kam mit Schnee

Manch ein Mensch hat sein Haupt gehoben

Auf dass er die weißen Flöckchen auf den Zweigen seh

 

Gepflanzt vor mehr als hundert Jahren, von sieben stolzen Mannen

Sie erfüllt mit Hoffnung waren, als sie auf die Triebe sannen

Haben sich die dünnen Stämmchen umeinander rund im Kreis gedreht

Auf das der Wind um Kron´ und Stamme der sieben vereinten Bäume weht

 

Gehegt, gepflegt und gut gegossen

Die Stämmchen bald zum Stamme wurden, entwuchsen jeder Hand

Viel Wasser ist seitdem in den nahen Teich geflossen

Und der Baum der Bäume reckt seine Äste übers weite Land

 

Die Wurzeln der sieben Bäumchen

Schöpfen aus dunklem, schwarzem Grund

Verhelfen dem Frühlingsgrün zu seidig weichem Fläumchen

Und tragen die Blätterlast solange bis sie herbstlich bunt

 

Doch bevor des Jahres Abend

Tut seinen Willen kund

Die Mutter schaut noch fragend

Auf des Erzählers Mund

 

Auf des Baumes Ast

War des Vaters Sohn einmal zu Gast

Der Vater erinnerte ihn daran

Was er ihm zur Freude tuen kann:

 

Pflanze einen Baum

Such dir eine Frau

Und zeuge einen Sohn

Der Rest, der find sich schon …

 

Vieles, das blieb ungesagt

In des Vaters Leben

Weshalb Vaters Sohn ganz ungefragt

fand bald als Liebstes ein Schwesterchen daneben

 

 

 

 

 

 

Der alte Baum 16z9.jpg

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