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DIE PAPIERTAUBE

 

„HÄTTEN SIE MAL EIN TASCHENTUCH FÜR MICH,

HERR WIELAND?“, FRAGTE DER VERSCHNUPFTE HERR NASE,

DESSEN ARBEITSPLATZ DIREKT AM FENSTER DES BÜROS IST,

WO ES IMMER SO ZIEHT.

 

„ABER JA DOCH!“

DAS TASCHENTUCH WURDE, KAUM DASS ES

DIE WERFENDE HAND DES HERRN WIELAND VERLASSEN HATTE,

ZUM VÖGELCHEN.

 

ES MACHTE VOR DEM, DER SCHNAUBEN WOLLTE, KEHRT,

BREITETE SEINE WEISZEN PAPIERTASCHENTUCHFLÜGEL AUS,

FLOG ZU EINEM OFFENEN FENSTER HINAUS

UND BLIEB NACH KURZEM FLUG

ZWISCHEN DEN GRÜNEN SPITZEN

DES NAHEN AKAZIENBAUMS SITZEN.

 

DORT GURRTE ES TAUBENGLEICH UND LOCKTE SO

EINEN TAUBERICH, DER AUCH NOCH ERICH TAUBER HIESZ,

NEBEN SICH.

 

GEMEINSAM GURRTEN UND TURTELTEN SIE DIE GESAMMTE

MITTAGSZEIT, BIS EIN KRÄFTIGER WIND EIN PAAR DUNKLE

WOLKEN ZUSAMMENSCHOB.

 

ERICH TAUBER FLOG FORT.

DIE TASCHENTUCHTAUBE ABER WURDE VOM

EINSETZENDEN REGEN IN EINE WEISZE SCHLANGE

VERWANDELT.

 

DOCH DAS IST SCHON EINE ANDERE GESCHICHTE …

 

 

 

... Der Wind packte das Taschentuch, riss es aus dem Baum

und fegte es über Straßen, über Rad- und Fußwege,

dass ihm ganz bang wurde.

Vor Kälte und Furcht rollte es sich zusammen,

gerade noch rechtzeitig, bevor es zu zerreißen drohte.

Vom Wasser des Regens durchnässt, wurde es schwer und müde.

Schließlich schlief es, erschöpft an einen Bordstein gekauert, ein.

 

Nach einer Weile erwachte es vom Gurgeln des letzten Regenwassers,

welches eben in den Guly verschwand – Gluck-gluck-gluck-gluck-gluck-gluck,

blubber-blubber-schlürf … dann war es still.

Jedoch nur kurz, denn im Licht der wieder hell vom Himmel

scheinenden Sonne begannen alle Vögel, beim Trocknen ihrer Gefieder

fröhliche Lieder zu singen und zu zwitschern.

Im ersten Moment wollte unser Taschentuch sich ebenfalls

die Flügel trocknen, um dann auf einen höheren Punkt zu flattern,

doch ach! – es war ja zu einer kleinen Rolle geworden, die sich

einfach nicht mehr öffnen ließ!

Dafür konnte das Taschentuch seltsamerweise viel besser sehen als

vorher. An einem Ende der Rolle hatte sich irgend ein Partikelchen,

das ebenfalls von Wind und Regen umhergefegt worden war,

festgesetzt und war so zum Auge geworden.

Ein kleines schwarzes Auge an einer Papiertaschentuchrolle.

 

Um die nächstgelegene Ecke bog ein Mann

mit einem kleinen Hund.

 

Der Mann klagte vor sich hin, dass er seinen Regenschirm zuhause

vergessen hatte.

Der Hund lief mit wedelndem Schwanz und gesenktem Kopf

vor ihm her, gerade so weit von seinem Herrchen entfernt,

wie es die Leine erlaubte.

Wenige Schritte vor unserem Taschentuch lag ein

richtiger kleiner Haufen interessant duftender Dinge,

die der Wind dort zusammengepustet hatte. Laub vom vorigen Jahr,

eine leere Zigarettenschachtel und der Rest eines Schulbrotes,

welcher aus einer nassen Papiertüte hervorlugte und nun fast

von dem kleinen Hund aufgefressen worden wäre.

Doch der Mann, der seinen schnüffelnden Hund inzwischen eingeholt hatte,

zerrte ihn mit einem kurzen Ruck weiter.

Erschreckt machte der Hund einen Satz nach vorn und erschreckte gleich wieder,

denn vor ihm lag plötzlich eine gefährliche weiße Schlange,

die ihn mit einem glänzenden schwarzen Auge fixierte.

Mit eingezogenem Schwanz und ängstlichem Fiepen suchte er

das Weite, tippelte einige Meter ganz nah an den Füßen seines Herrchens

weiter und bellte erst in einiger Entfernung etwas verzagt

über die Schulter zurück.

 

Das Taschentuch – oder besser: die PapierTaschentuchSchlange – war

mächtig stolz auf sich. „Ich bin ja ein gefährliches Monster!“, dachte es,

als sich von Weitem ein brummendes Geräusch näherte,

das immer lauter wurde.

 

Ein riesiger, die Straße entlangrollender Kasten näherte sich ihm.

Bald konnte die Papierschlange auch eine große Bürste erkennen,

welche sich unablässig am Boden drehte.

Aber Angst spürte die Schlange nicht. Schließlich hatte sie eben einen großen bösen Hund vertrieben!

 

Dann war die Bürste plötzlich da und griff die schmutzig nasse PapierTaschentuchSchlange,

die sogar mal eine Taube war und fliegen konnte! Hundert Borsten stachen da in sie hinein,

und es wurde ganz, ganz dunkel.

 

Und wenn sie nicht zerfallen ist, dann?

Dann spinnst du die Geschichte weiter!

 

 

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Geschrieben

Hallo Vogelflug, Deine Geschichte ist wieder fantasievoll erzählt und lädt geradezu zum Weiterschreiben ein. 

 

 

vor einer Stunde schrieb Vogelflug:

Und wenn sie nicht zerfallen ist, dann?

Dann spinnst du die Geschichte weiter!

 

 

Nein, sie war nicht zerfallen. Stark zerstochen und zerknüllt, wurde sie eine zeitlang in der Dunkelheit umhergewirbelt, bis sie schließlich einen strahlenden Lichtschein in der Ferne erblickte. Was war nur geschehen?

Noch steckte der Papiertaschentuchschlage der Schreck in den zerstochenen Gliedern, als aber die Neugierde über die Verwirrung siegte. Die Taschentuchschlange tat, was Schlangen so tun, sie bewegte sich dem Licht entgegen. Die Wärme tat so gut und langsam wurde es heller und heller. Alles schien auf einmal leicht und die Bewegung mühelos. Unsere Freundin öffnete ihre Knopfaugen weit und blickte sich um. Das konnte doch nicht sein? Sie fand sich inmitten von weißen Flauschwolken als Tupfen am Himmel wieder. Sie war zwar keine Papierschlange mehr, aber zu einem Wolkenhaufen geworden, den der Ostwind spielerisch vorantrieb.

Ein Gefühl von Leichtigkeit und grenzenloser Freiheit überkam sie. Wie wundervoll doch die Aussicht von hier oben war. Vor Freude nieselten ein paar Regentropfen aus ihrem zerstochenen Körper auf die Erde herab. Sie wurde leichter und leichter und stieg höher und höher. Sogar ihre Form konnte sie ändern. Aus dem Papierwolkenklumpen formte der Wind lustige Figuren, wie einen Elefanten oder ein Segelschiff. Nichts blieb so, wie es war. Ständig veränderte sich unser Papiertuchwölkchen  und genoss dabei den Blick in die Ferne, als......

 

Ja, was ist geschehen, als....? Wie geht die Geschichte weiter?

 

Liebe Grüße Juls

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