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Geschrieben

Lieber Herbert,

Dank Dir für die Konkretisierung. Natürlich ist der Begriff "Wissen" zu eng gefasst,weshalb

die Überschrift ja auch Erfahrung lautet.Vielleicht liegt es an meinen frühen Erfahrungen oder

an meiner Persönlichkeit, dass meine Träume und Erwartungen immer an konkrete Ziele

gebunden waren.Was mich natürlich nicht davon abgehalten hat , mich zumindest zeitweise ,

schon um mich selbst zu finden, in alle möglichen Abenteuer zu stürzen. Mit Hilfe der richtigen

Frau und der richtigen Berufswahl (muss man riesig Glück haben)  habe ich dann ein recht intensives, herausforderndes und abwechslungsreiches Leben führen können,dass uns beiden sehr viele Erlebnisse und interessante Einsichten beschert hat.Über die Krisen, die jeder Beruf oder der Tod von Eltern mit sich bringen, sind wir  immer stärker zurammengewachsen.

Deshalb habe ich z.Z. eigentlich nicht das Gefühl mit dem Rücken zur Wand zu stehen , sondern versuche jeden Tag aktiv zu nutzen,um mit Körper und Geist fit zu bleiben und trotz der chaotischen Situation, die wir z.Z. durchleben, meinen gesunden Optimismus nicht zu verlieren. Vielleicht ist Verdrängung da ein guter Mechanismus , um sich zu schützen, das Schicksal haben wir ja nicht in der Hand.

Ich bin mir bewußt, dass andere Menschen Schicksalsschläge erlitten haben, die man nicht einfach wegstecken kann und die nur wenige Zukunftsperspektiven zulassen. Über den Umgang damit würde ich mir nie ein Urteil erlauben.

 

Ich wünsche Dir ganz herzlich eine gute Nacht

 

Tobuma 

 

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Geschrieben

Hallo Thomas, 

ich habe eine ganze Weile über den Aphorismus nachgesinnt. 

Ich glaube, auch wenn wir mit 20 wüssten, was wir mit 70 wissen, würden trotzdem nicht bereit sein, auf das Leben zu verzichten. 

Es gab ein Mann, der mit 70 schon alles wusste und sich danach sehnte, die Erfahrungen eines zwanzigjähigen zu machen: Der Faust von Goethe.

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

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Geschrieben

Liebe Darkjuls, lieber Carlos,lieber JoVo, lieber Herbert,

Danke für eure weiterführenden Gedanken und Einschätzungen,die mich angeregt haben.

Keiner weiss was morgen wird, und trotzdem muss jeder von uns immer wieder Entscheidungen treffen, die Einfluss darauf haben, wie dieses Morgen aussieht. Und wir müssen dann mit den Konsequenzen leben.

In meiner Familie galt immer die Regel, dass wir als Eltern uns aus den Bereichen heraushalten, in denen Kinder lernen müssen, selbstverantwortlich zu handeln und dass wir nur dann etwas zu geplanten Entscheidungen sagen, wenn wir gefragt werden. Die Entscheidung blieb weiter bei den Kindern.

Sie haben sich, wie zu erwarten, ich war da als junger Mann auch nicht anders, oft gegen unseren Rat entschieden, weil man die Emotionen/Erfahrungen, die zu der  Meinung der Eltern geführt haben , nicht transferieren kann.

Erfahrungslernen ist eben ein emotionaler und kein rationaler Prozess. Ohne Gefühlsbeteiligung bleibt nichts hängen, gibt es keine persönliche Sicherheit und keine echte Erkenntnis.

Deswegen braucht man das Leben, um als Person weiter zu wachsen.

In der Rückschau , lieber Carlos kann man dann, wie Goethe sehnsüchtig zu der Erkenntnis kommen, wie schön es doch wäre, einen Teil des Lebens noch einmal durchleben zu dürfen.

Wäre es nicht toll an den Stellen, an denen man Chancen verpasst oder interessante Partnerschaften abgebrochen hat,diese noch einmal anders und neu durchleben zu können, so wie man es vielleicht ungehindert in der eigenen Phantasie bereits getan hat? Eine schöne Illusion, denke ich, weil die Phantasie sich eben nicht mit der Realität auseinandersetzen muss, sondern frei von Zwängen ist. Ein schöner, manchmal notwendiger Rückzugsort.

Seid ganz herzlich gegrüßt

Tobuma

 

 

 

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Geschrieben

Lieber Thomas, ja die Phantasie kann hilfreich sein bei der Verarbeitung ebenso wie die Poesie. Ich frage mich, ob ich mit der Erfahrung von heute, mit manch einer Situation anders umgegangen wäre? Sicher verändern wir uns mit den Jahren, aber werden wir dadurch zu völlig anderen Personen mit anderen Maßstäben, Ansichten und Verhaltensweisen? Wir haben unsere Entscheidungen aufgrund der damaligen Erfahrung getroffen. Manches war schmerzlich und wir hätten gern darauf verzichtet, aber so ist das Leben - eben auch steinig. Wer die dunkle Seite nicht kennt, weiß meines Erachtens die guten Zeiten nicht so zu schätzen. 

 

Sei gegrüßt von mir, Juls

  • Gefällt mir 3
Geschrieben

Liebe Juls,

Ich kann ja nur aus eigener Erfahrung reden, aber ich bin mir sicher , dass ich manche

Situationen mit 40 oder 50 anders als mit 20, weniger idealistisch angegangen bin, weil

mir durch meine Erfahrung eine viel größere Anzahl von Verhaltensmustern anderer

Menschen und deren wirklichen Absichten zur Verfügung stand und ich eigene Methoden ausprobieren konnte, wie man seine  Ziele erreichen kann, ohne dabei verletzt zu werden.

Natürlich kann man trotzdem das eine oder andere, je nach dem Umständen/Konstellationen

nicht erreichen.

Ich stimme dir zu, dass man den Kern seiner Person , das Grundverständnis von

einem sinnvollen Leben nicht  verändert wird. Aber man kann lernen , wie man die eigene

Lebensform besser schützen und seine Interessen und Werte anderen gegenüber auch

unter Druck durchsetzen kann.Du  weißt , wie schwer es manchmal sein kann, sich

dem Mainstream zu widersetzen und seinen eigenen Weg zu suchen/zu gehen.

Dazu gehören , wie du richtig feststellst, auch schmerzliche Erfahrungen.Würden wir

daraus nichts lernen, würden wir weiter wie gegen eine Wand anlaufen und nichts verändern

können.Dass wir die Vergangenheit nicht mehr korrigieren können ist richtig, aber wir können

versuchen sie so verarbeiten, dass keine dauerhaften Schäden zurückbleiben und wir neue

Energie für unser zukünftiges Leben freisetzen können. Träume und Poesie sind sicher auch

etwas Therapeutisches, mit dem wir uns entlasten und neue Lebensentwürfe ausprobieren

können.

Danke für deine Offenheit und Echtheit, die ich sehr zu schätzen weiss.

Thomas

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Geschrieben

Hallo Tobuma,

 

mir fiel zu diesem eigentlich sehr resignierten Spruch das Lied "la vie ne m'apprend rien" - "das Leben lehrt mich nichts" von Daniel Balavoine ein, das dieser schon im Alter von 28 Jahren geschrieben hatte. Er wurde schon in jungen Jahren vom Unverstand seiner Welt zur Verzweiflung gebracht und kam bereits mit 34 bei einem Unfall ums Leben. Schade, denn er hätte mit seiner Kunst und seinen Gaben noch soviel zur Besserung der Gesellschaft beitragen können. 

 

Liebe Grüße

Rudolf

 

  • Traurig 1
Geschrieben

Lieber Rudolf,

Ich finde es normalerweise relativ unreif oder arrogant , wenn ein Mensch mit 28 Jahren schon glaubt, die Welt könne ihm nichts mehr beibringen.

Da ich DB´s  Vorgeschichte kenne, vermute ich, daß er schon als ganz junger, wahrscheinlich außerordentlich sensibler Mensch (deshalb auch später Künstler) tiefgreifende negative Erfahrungen mit seinen Bezugspersonen(Eltern/Lehrer/Umfeld ) gemacht hat.

Es kommt dann leicht zu einer Übertragung dieser Sichtweise auf die ganze Welt , die nur noch das Negative: "  fast allen geht es so schlechtund noch schlechter wie mir " wahrnehmen kann. Das Positive wird völlig verdrängt (blinder Fleck). Dadurch kann er sich seine Aggressivität auf die anderen, die Mächtigen /die Verursacher  bewahren, um an dem Leid , das er selbst erfahren hat, nicht zugrunde zu gehen (Kompensation).

Sein früherTod ist insofern die traurige , aber logische Konsequenz der mangelnden Fähigkeit aus einer festgefahrenen Situation wieder herauszukommen, was ohne professionelle  Hilfe auch kaum möglich ist.

Da hat leider auch seine gute Musik und deren Erfolg ihn in seiner Ansicht bestärkt, leider:

"Die anderen sehen das auch alle ,so wie ich", sonst könnte ich nicht so erfolgreich sein.

 

   Hinter meinem Aphorismus steht eine ganz andere Geschichte, nämlich, dass meine Tochter, Mitte 20, ich 50, feststellte, es sei doch ungerecht , daß ich auf so viele Fragen des Lebens bereits eine gute Antwort wüßte, während sie noch so unsicher sei, und ich ihr dann zu verstehen geben wollte, dass dazu Erfahrungen notwendig sind, die man sich erst durch das Leben und permanentes Dazulernen erwerben kann.

Danke für Deinen interessanten Input, der das ganze Thema in einer weiteren Wendung vorangebracht hat.

 

Liebe Grüße zum Wochenende

 

Tobuma

 

.

 

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