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Die Augen ausstechen 🥔


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Noch heute denk ich an meine Ausbildungstage zurück. Besonders an jenen schaurigen Tag werde ich mich immer erinnern…

 

Es war eigentlich ein sonniger Sommermorgen. Klarer blauer Himmel. Die Sonne noch träge sich erhebend. Die Straßenbahn bimmelte durch das gekippte Fenster vorbei. Hin und wieder die Schritte eines Fußgängers auf dem Weg zur Arbeit. Der Tag versprach viel. Ich noch verschlafen, gerade erst angekommen, schickte mich mein Chef mit den netten Worten:

„Du! Ab! Kartoffeln schälen!“, in die Küche zu meiner ersten morgendlichen Tat.

„Wird erledigt, Chef!“

„Und sieh zu dass du den Kartoffeln die Augen ausstichst!“, fügte er hinzu und ging.

Ich stand da: „Wa-wa-was?! Augen… ausstechen?“

Mein verwirrter Blick fiel über die Schulter in die offene Küchentür auf den Tisch. Dort im Waschbecken gleich daneben dampften die kleinen weichgekochten Erdäpfelchen in einer großen Schüssel. Ein kleines Messer lag auf dem Schneidbrett. Ich schluckte schwer… „Augen ausstechen?“

Zitternd griff ich zur Klinge, in der einen Hand, zitternd mit der anderen in die mit kaltem Wasser gefüllte Schüssel zu einer warmen Kartoffel. Ich stand da und musterte sie genau. Welche Augen? Plötzlich fand ich sie. Zwei kleine schwarze dicke Punkte auf der erdigen Haut. Mein Herz schlug schneller. Das Messer langsam an die Haut geführt, bereit oder nicht, zum abziehen so gut es ging. Plötzlich ging ein Ruck durch das kleine Ding. Es brummte und schließlich öffneten sich die schwarzen Knubbel. Ich starrte entgeistert in zwei kleine Äuglein die erwartungsvoll zurück starrten. Dann lächelte sie.

„Hi!“

Mir kamen die Tränen. Meine Lippen bibberten ein „H-h-hi!“, zurück.

Die kleine Süßkartoffel rollte sich in meiner Hand und blickte lächelnd und freudig umher.

„Und was machen wir heute schönes?“

Mir graute es bis ins Mark… doch ich hatte eine Aufgabe vor mir. Mein Chef würde mich zusammenstauchen, wenn das jetzt nicht über die Bühne ginge! Also tat ich wie mir befohlen und legte noch einmal mit dem Messer an. Ich zog durch und die weiche Haut schabte sich locker ab. Gleichsam schrie das kleine Ding mit markerschütternden Schreien auf. Ich weinte während ich mein dunkles Werk vollbrachte. Schließlich war die ganze Haut abgezogen. Auf meinen Händen blieben klebrige Klumpen haften. Die beiden schmerzgeweiteten Augen waren immer noch zu sehen, während sie zitterte. Ich schickte mich an sie auszustechen. Endlich war es vorbei…

Eine haut und augenlose Kartoffel in die zweite leere Schüssel gelegt. Die erste von vielen…

Und plötzlich bemerkte ich sie. All die kleinen schwarzen Knöpfe in der Schüssel die mich fragend anstarrten. Gott steh mir bei!

Die KĂĽchenchefin kam dazu.

„Na was ist denn Joshua? Beeil dich, ich will den Kartoffelsalat vor eurem Frühstück fertig haben! Na los, trödle nicht so!“, sagte sie und ging wieder.

Mir liefen die Tränen wie ein Wasserfall zu beiden Seiten die Backen runter.

„Ja… ich mach schon… schnief….“, stammelte ich schluchzend und griff zur nächsten Kartoffel.

 

Heute sitze ich allein im dunklen Zimmer in meinem Sessel und starre mich daran erinnernd ins Leere. Draußen regnet es stark und blitzt hin und wieder auf. Ich werde es nie vergessen. Es wird mich verfolgen… für den Rest meines Lebens… diese Schuld!

Diese Schuld beim Kartoffelschälen!

„Was hab ich getan…“, ein flüstern im Dunkeln.

 

rachel recipe GIF by Rachael Ray Show

 

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