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Bergwiese

 

Hoch auf der grünen Wiese,

da hab‘ ich dich gesehn,

Du hast befreit gelächelt,

die Zeit verschwand - blieb stehn.

 

Ich hab Dich angesprochen,

Du warst recht angetan,

das Leben ist verwirrend,

es folgt nicht einem Plan.

 

Jetzt schweigst du, still, bist leise,

bist vorsichtig, nicht klar,

willst du auf eine Reise?

nicht „weise“, nicht,

wie es schon mal war?

 

von Pur

  • Gefällt mir 2
  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Pur, man sagt ja: "Schweigen ist gold". Aber ob das immer so weise ist? Nichts gesagt, ist aber auch eine Antwort.

 

Mir gefallen die ersten beiden Strophen sehr gut. Der Schluss ist für mich irgendwie nicht stimmig. Das mag daran liegen, dass sich mir der Sinn nicht so ganz erschließt. Du hast Deine Zeilen in Hoffnung und Fröhliches eingestellt. Für einen Hinweis zum besseren Verständnis wäre ich Dir dankbar. 

 

Liebe Grüße Juls 

Geschrieben

Hi Juls,

 

mir fällt es manchmal schwer, das in einen Vers Geschriebene anders zu formulieren. Ein Versuch:

 

Nach einer unsagbar schönen, leichten, unverfänglichen Begegnung ist eine Stille, Offenheit und Nähe entstanden, die von (vielleicht?) beiden Seiten lange ersehnt wurde. Das bedeutet aber gleichsam eine Gefahr des wieder verletzlich Seins/verletzt werden können’s.

 

Das „weise“ steht in Anführungsstrichen, da es nicht weise ist, der sogenannten Reise aus dem Weg zu gehen. Wie kann ich verhindern, dass sich „wie es schon mal war“ nicht doch wiederholt? Nicht, in dem man sich „weise“, klug oder sonst wie verhält…

 

Und es steht in der Rubrik Hoffnung und Fröhliches, da ich mir selber Mut mache:

Liebevoll, bindend, zweisam bedeutet auch, wieder verletzlich und angreifbar sein/werden - leider ohne Garantie. 

 

Und das meine ich mit „Bergwiese“:

Ich will (wieder) auf diese Reise. Mit ganzem Herzen - willst Du auch?

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Danke für die Erklärung, Pur. Sich einzulassen bedeutet, mutig seinem Gefühl zu folgen. Weise steht für den Verstand, der uns in Beziehungssachen oft eher im Wege steht. Nicht umsonst macht Liebe blind.

 

Mit nicht stimmig, meine ich: 

Am 14.1.2023 um 15:36 schrieb Pur:

nicht „weise“, nicht,

wie es schon mal war?

Vielleicht kann man das kürzen in: "nicht "weise" wie´s schon war - oder - nicht weise, wie es war". Die Kategorie Hoffnung zeigt, dass das LI nach vorn blickt, das ist gut.

 

Ist nicht oft der Weg das Ziel bei einer Reise? Eine Bergwiese steht für mich für reine unberührte Natur. Ein guter Ausgangspunkt.

 

Liebe Grüße Juls

 

 

Geschrieben

Liebe Juls,

 

ich wiederspeche Dir nur ungern und sehe gleichzeitig, an Stelle der Verse müßte ich einen Roman schreiben...

 

Der Begriff "Weise" wird leider viel zu häufig mit dem Verstand, mit Klugheit oder mit umfangreichen Wissen gleichgesetzt/verglichen. Daher habe ich ihn hier auch aufgegriffen. Wirklich Weise bedeutet für mich eine so umfangreiche Erfahrung zu haben, dass man wirklich weiss, das man nichts weiss. Also immer nur ein winziges Teil von Ganzen sieht/sehen kann. Und dennoch mit diesem Wissen seinen Weg geht, Entscheidungen fällt und sich darauf einlässt - sich zu vertun...

 

Also kein "im Weg stehen" sondern im Gegenteil - mit ganzem Wesen gehen.

 

Und leider bin ich mit dem Wort "Liebe" auch nicht ganz einverstanden (so, wie auch ich es manchmal gebrauche). Denn Liebe macht NICHT blind, sondern sehend. Liebe macht frei und schränkt nicht ein. Liebe ist nicht da und dann wieder weg - hat sie dich geküsst, wirst du wissen, sie war schon immer da. Sie ist (ganz ehrlich?) nicht Personen gebunden. Aber was wäre die "Poesi" ohne diese gern schmerzlich besungene Adaption?

 

Und solltest Du bis hier gelesen haben, so gebe ich Dir zu Deinen sonstigen Worten recht:

- dass, was ich als "Liebe" empfunden hatte, hat mich blind gemacht

- mein Verstand hat mich nicht nur behindert, er hat mich auch stumm gemacht

- und ja, die Bergwiese ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt

 

Die Abkürzung "nicht weise, wie es war", da kann ich mich noch nicht so anfreunden. In meinen Augen lassen sich viele, viele Menschen nach wirklich tiefen Enttäuschung nicht mehr wirklich ein. Sie bauen Konstrukte, die sie vor einem erneuten Fallen beschützen, suchen sich Partner, die ungefährlich sind usw. Und dann? Wenn sie nicht umherlaufende Tote sind, dann wiederholen sie ihr Leben aufs Neue.

 

Die letzte Strophe ist eine Provokation - auch an mich!

 

Lieber laufe ich wieder rum, mit staunenden Augen, aufregenden Begegnungen und klopfenden Herzen, auch mit dem Risiko, meine Geschichte zu wiederholen.

 

Klingt dies zumindest nachvollziehbar?

Pur

 

(Aber: die Liebe hat mich geküsst und die "Liebe" zwischen zwei Menschen ist endlich)

Geschrieben

Natürlich Pur, das klingt absolut nachvollziehbar.

 

Wer wahrhaft weise ist, kann aus einem reichen Erfahrungsschatz gelassen seine Erkenntnisse schöpfen, ohne Angst vor Fehlern, weil er aus diesen seine Lehren zieht und ihm klar ist, der Weg ist das Ziel. 

 

Wenn ich Dein Gedicht nun im Nachhinein erneut lese, erkenne ich, dass Du das Ende sehr bewusst so gewählt hast.

 

Was den Spruch "Liebe macht blind" angeht, denke ich, sie verzeiht und gesteht einem selbst und anderen Fehler zu.

 

Danke, dass wir uns darüber austauschen konnten.  Einen schönen Abend und wir lesen uns. Juls

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo, Pur,

 

ein liebliches Gedicht mit Tiefgang! Es liest sich leicht, und die Bilder sind klar. Das Ende bleibt etwas offen: vielleicht eine bevorstehende Trennung ...

 

Sehr gerne gelesen!

 

Lieben Gruß Nesselröschen

 

 

PS: Nachdem ich nun auch deine Erklärung gelesen habe, kann ich die letzte Strophe auch dahingehend lesen, dass die "Reise" die gemeinsame Reise sein soll, auf die man sich ohne Furcht (trotz schlechter Erfahrungen) einlässt. Ich denke auch, dass sich mit allzu viel Vernunft, "Weisheit" und Vorsicht die neue Liebe nicht wirklich entfalten kann; andererseits ist es klar, dass man verletzlicher wird, je mehr man sich öffnet.

 

Ich war jedenfalls beim Lesen der dritten Strophe in eine ganz andere Richtung unterwegs. -

 

  • 4 Wochen später...
Geschrieben
Am 14.1.2023 um 15:36 schrieb Pur:

Hoch auf der grünen Wiese,

da hab‘ ich dich gesehn,

Du hast befreit gelächelt,

die Zeit verschwand - blieb stehn.

Hallo @Pur,

 

so ähnlich hätte ich das vor vielen Jahren auch geschrieben oder schreiben können.

Das ist schön schlicht und ehrlich formuliert und hat irgendwie eine jugendliche Leichtigkeit, gefällt mir 🙂.

 

Viele Grüße von Georg

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