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Bist du es reicher, schöner Westen

 

Bist wirklich du es, reicher, schöner Westen?
Der Gästen zeigt das kunterbunte Leben,
denn Reichtum wandelt uns nicht gleich zum Besten.

 

Vermögen wir mit Liebe noch zu geben?
Ist hier das Abendland, dass wir so preisen?
Der Gästen zeigt das kunterbunte Leben.

Wie können wir von vollen Tellern speisen,
daselbst beim Nachbarn Leid und Kriege toben?
Ist hier das Abendland, dass wir so preisen?

Wir schließen alle Tore und geloben,
wir retten gerne herrenlose Hunde,
daselbst beim Nachbarn Leid und Kriege toben.

Ein Scheck - vergessen ist die Menschenwunde,
der Heimatlosen, die von Gott verlassen.
Wir retten gerne herrenlose Hunde.

 

Nur kein Geschmeiß - zu groß die Angst vor Massen.
Die Sorge wächst, sie blieben wohl für immer,
die Heimatlosen, die von Gott verlassen.

Sie kämen selbst mit Kindern und noch schlimmer,
zigeunern nur und plündern Restetonnen.
Die Sorge wächst, sie blieben wohl für immer.

Sie nehmen Alles, was wir hart gewonnen,
doch Bettler gibt es auch in diesen Breiten,
zigeunern nur und plündern Restetonnen.

Wer wollte Not und Elend denn bestreiten,
und alles was sie ohne Schuld verloren?
Doch Bettler gibt es auch in diesen Breiten.

Wir helfen, klingts wie Hohn in ihren Ohren,
die Heimatglück und Wurzeln selbst mal hatten.
Und Alles, was sie ohne Schuld verloren.

Wir sehen nur die Lumpen, ihre Schatten,
um unsre langen Schatten zu bedecken.
die Heimatglück und Wurzeln selbst mal hatten.

Wir brauchen unsre Hand nur auszustrecken,
der Flüchtling sucht bei uns nur seinen Frieden,
um unsre langen Schatten zu bedecken.

Die Menschenseele ist nicht grundverschieden.
Bist wirklich du es, reicher, schöner Westen?
Der Flüchtling sucht bei uns nur seinen Frieden,

und Reichtum wandelt uns nicht gleich zum Besten.

  • Gefällt mir 3
  • wow... 2
Geschrieben

Ein sehr, sehr gutes Gedicht! Formal wie inhaltlich spricht es mich sehr an. Ilona, es ist dir gut gelungen, wie du mit einem durchgängigen Kreuzreim die dreiversigen Strophen wie Kettenglieder zusammenzuschweißen. Die Verse, regelmäßig wiederholend und dabei in jeweils neue Kontexte stellend, scheinen mir wie Kettenglieder, die mir sinnbildlich wie unsere festgefahrenen Haltungen zur Hilfsbereitschaft scheinen.

Und dann dieses "Wir retten gerne herrenlose Hunde"! Wie nur allein diese/r Vers/e unsere Haltung zur Hilfsbereitschaft süffisant so ganz und gar ad absurdum führt!

Ich könnte noch lange und wortreich viele Abschnitte aus deinem Gedicht herauslösen und einzeln beleuchten, möchte es aber lediglich bei einer Wiederholung belassen: ein sehr, sehr gutes Gedicht!

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Ilona,
ja die Hilfsbereitschaft hört für viele auf, sobald sie an die eigene Türe klopft. Dabei muss man sich nur den umgekehrten Fall vorstellen, selbst aus der Heimat vertrieben zu werden und auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein.
Nachdenkliche Verse, denen ich gerne gefolgt bin.
LG
Perry

  • Danke 1

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