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Geschrieben am

Die Reise zum Mars

Du gingst mir auf an jedem nächsten Morgen,

Dein Flimmern flutete den engen Flur –

entrückt vom Selbst bin ich der Welt verborgen,

allein, allein bin ich vor Dir Natur!

 

Du schönes Eiland liegst mir weit zurück,

erschienst mir hoffend durch verzerrtes Glas,

ich fühlte Dich und alles Liebesglück,

so unerreichbar fern, wie ich vergaß.

 

Dein Lebenshauch nur wollt’ kurz bleiben,

der an dem Fenster sollt’ versiegen bald,

Du Liebste drückst mich von den Scheiben,

in meiner Einsamkeit ich schon erkalt’.

 

Ans letzte Fenster ich mich nicht mehr trau,

die Seele aber bleibt an ihrem Ort,

das Rot ersetzet all Dein Grün und Blau,

doch Deine Nähe wirket immerfort.

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Geschrieben

Salve Ikare,

hodie, die Saturni, tu de Marte canis. Today, Saturday, you sing of  Mars.

Heute, Samstag, besingst du den roten Planet.

Why not? Warum nicht? 

Pourquoi pas ? 

Everybody else is talking to the moon, to the stars, I like the originality of your lyrical I, like the Germans say. 

Es ist nicht einfach dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros. 

Andererseits, viele Gedichte von gefeierten Dichtern, von Ingeborg Bachmann, zum Beispiel, wer versteht sie? 

"Die gestundete Zeit" ... 

Nun, Gedichte, die jedermann auf Anhieb versteht, ist das echte Lyrik

Bei Heinrich Heine ja, auf jeden Fall. 

In der ersten Strophe besingt das lyrische Ich den Mars, das ist ziemlich eindeutig. 

Nun, hier ist eine kleine Schwierigkeit, was eigentlich Lyrik von Prosa trennt: 

Das lyrische Ich sagt nämlich

"Du gingst mir auf an jeden NÄCHSTEN Morgen". 

Wäre es ein Prosatext, würde sich der Leser fragen, wovon redet er? Aber so ist es in der Lyrik, der Leser muss sich anstrengen, um zu verstehen.

In der zweiten Strophe ist das lyrische Ich plötzlich in der Gegenwart. 

In der dritten Strophe erfahren wir, dass das lyrische Ich einer vergangenen Liebe trauert. 

Beim "verzerrten Glas" muss ich an ein Kaleidoskop denken.

Oder sieht das lyrische Ich Mars durch ein Teleskop? 

Die vorletzte Strophe lässt an einen Todesfall, an einen Abschied denken. Das lyrische Ich bleibt allein und traurig zurück.

Manchmal frage ich mich, inwiefern der Wunsch zu reimen den Inhalt, das was man mitteilen will, verzerrt. Das frage ich mich bei manchen Gedichten von Rilke, dessen Exzellenz darauf beruht, dass er in der Lage war, Gedanken und Reim in vollkommener Einheit zu gestalten. Wo Gedanken wie selbstverständlich in den Worten fallen, wie in "Die römische Fontäne".

Dies war nur ein Versuch, dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros.

Liebe Grüsse

C.

 

 

 

Geschrieben
vor 32 Minuten schrieb Carlos:

Salve Ikaros,

hodie, die Saturni, tu de Marte canis. Today, Saturday, you sing of  Mars.

Heute, Samstag, besingst du den roten Planet.

Why not? Warum nicht? 

Pourquoi pas ? 

Everybody else is talking to the moon, to the stars, I like the originality of your lyrical I, like the Germans say. 

Es ist nicht einfach dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros. 

Andererseits, viele Gedichte von gefeierten Dichtern, von Ingeborg Bachmann, zum Beispiel, wer versteht sie? 

"Die gestundete Zeit" ... 

Nun, Gedichte, die jedermann auf Anhieb versteht, ist das echte Lyrik

Bei Heinrich Heine ja, auf jeden Fall. 

In der ersten Strophe besingt das lyrische Ich den Mars, das ist ziemlich eindeutig. 

Nun, hier ist eine kleine Schwierigkeit, was eigentlich Lyrik von Prosa trennt: 

Das lyrische Ich sagt nämlich

"Du gingst mir auf an jeden NÄCHSTEN Morgen". 

Wäre es ein Prosatext, würde sich der Leser fragen, wovon redet er? Aber so ist es in der Lyrik, der Leser muss sich anstrengen, um zu verstehen.

In der zweiten Strophe ist das lyrische Ich plötzlich in der Gegenwart. 

In der dritten Strophe erfahren wir, dass das lyrische Ich einer vergangenen Liebe trauert. 

Beim "verzerrten Glas" muss ich an ein Kaleidoskop denken.

Oder sieht das lyrische Ich Mars durch ein Teleskop? 

Die vorletzte Strophe lässt an einen Todesfall, an einen Abschied denken. Das lyrische Ich bleibt allein und traurig zurück.

Manchmal frage ich mich, inwiefern der Wunsch zu reimen den Inhalt, das was man mitteilen will, verzerrt. Das frage ich mich bei manchen Gedichten von Rilke, dessen Exzellenz darauf beruht, dass er in der Lage war, Gedanken und Reim in vollkommener Einheit zu gestalten. Wo Gedanken wie selbstverständlich in den Worten fallen, wie in "Die römische Fontäne".

Dies war nur ein Versuch, dein Gedicht zu verstehen, lieber Ikaros.

Liebe Grüsse

C.

 

 

 

Moin Carlos,  danke für das Feedback. 

Ich dachte, mein Gedicht handelt vom Abschied von der Erde auf dem Weg mit einem Raumschiff zum fernen Mars. Die Erde verschmilzt mit seiner alten Liebe, welcher der Ich-Erzähler nachtrauert.  Deswegen "das Rot ersetzet all Dein Grün und Blau", Mars ersetzt die Erde. Aber das ist nur meine Theorie über das Gedicht.

 

Vielleicht ist der Titel etwas irreführend. Ich hatte auch zuerst  "jeden neuen Morgen". "Nächste" klingt für mich etwas hoffnungsloser.

 

Viele Grüße

Ikaros

 

 

 

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Vielen Dank lieber Ikaros für deine Erklärung, jetzt ist es klarer für mich, obwohl der Leser bereit sein muss, ohne solche kulante Zugeständnisse des Verfassers zu leben.

Ich vermute, zwischen der ersten und der zweiten Strophe wolltest du, ursprünglich, eine erklärende Strophe, worin du die Reise zum Mars bekunden wolltest, hast du dir aber anders überlegt und anstatt dessen ein Zeichen

 

                    - 

 

gesetzt, was eigentlich reicht und nicht zu übersehen ist. 

Der Titel ist nicht irreführend: Ich bin zu dumm! 

 

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