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Museum der Vergangenheit?

 

Stell dich nicht so an, Jungens heulen nicht.

Wenn alle anderen Scheiß machen, du nicht.

Ordnung segensreiche Himmelstochter!

Das kannst du unserer Familie nicht antun, was sollen die Nachbarn sagen.

Wenn Erwachsene reden, haben Kinder den Mund zu halten.

Pass auf und lass dir kein Kind andrehen, das würden wir nicht überleben.

Ihr seid ja so faul, dass euch schon das Fleisch von den Knochen fällt.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Basta.

Solange du die Füße unter unseren Tisch setzt, haben wir hier das Sagen.

Deine Urwaldmusik geht einem auf den Nerv, spiel mal was Anständiges.

Muss das immer so laut sein, da platzt einem ja das Trommelfell.

Wart bis Papa nach Hause kommt, dann gibt’s was.

Könnt ihr nicht einmal ruhig sein, euer ständiges Geplapper geht einem auf den Geist?

Egal wer schuld ist, ihr kriegt beide was hinter die Löffel.

Benimm dich wie du willst, aber benimm dich!

Wo hast du denn den Schwachsinn her, wer erzählt denn solchen Mist?

Denk daran, der Lehrer hat immer Recht.

Hättest du besser aufgepasst, wäre das nicht passiert.

Mein Gott, muss man dir alles dreimal erklären?

Du bist nicht dumm, du bist nur faul. Wofür hast du deinen Kopf?

Stör Papa nicht, der war den ganzen Tag auf Arbeit, der braucht jetzt Ruhe.

In kein fremdes Auto einsteigen, lass dich von niemand anquatschen.

Männer wollen immer nur das eine. Geknutscht wird nicht, die können ihre Hände doch nicht bei sich behalten.

Wo hast du denn die Freunde aufgegabelt?

Guck mal, wie du wieder aussiehst, mit dir kann man sich ja nirgends sehen lassen.

Könntest du mal deine Müllhalde aufräumen? Damit die Mädels nicht gleich vor Schreck umfallen.

Du wirst ganz schön dick, wie willst du denn da einen Mann mitkriegen?

Wer sich nachts amüsieren kann, der kann auch morgens früh aufstehen.

 Wenn du nur einmal hören würdest, jetzt haben wir den Salat!

Iss nicht so viel, das ist ungesund und schadet dem Teint.

Die Hosen sind so dreckig, die stehen von ganz alleine.

Pünktlichkeit ist die Tugend der Könige, wenn man die Uhr lesen kann.

Wenn ich dich nochmal dabei erwische, wie du diesen Schund liest, werfe ich die Hefte gleich ins Feuer.

 Was hast du vor, hier riecht es ja wie im Freudenhaus, mit wem willst du denn ausgehen?

Ich glaub, ich seh nicht recht, da fallen doch die Gören reihenweise in Ohnmacht, wenn dieser Fuzzi singt.

Wer hat dich denn in den Malkasten getaucht? Geht der Rock vielleicht noch kürzer?

Wenn du nicht brav bist, kommt heute Nacht der schwarze Mann und holt dich.

Was kann ich dafür, dass das Bier schlecht war? Einfach zwischendurch mal aussetzen.

Welches Geschlecht hat denn die Freundin, bei der du heute übernachten willst?

Hab Dir doch gleich gesagt, der/die ist nichts für dich und jetzt soll plötzlich die Welt untergehen?

Warum soll ich dir das erklären? Das verstehst du sowieso nicht. Da muss man ein paar Jahre älter sein.

Wie, warum das Essen noch nicht auf dem Tisch steht? Mama hat auch mal keine Lust.

Dich kann man auch keine Minute allein lassen. Dann siehst du schon wieder so aus, als hätten

wir keine sauberen Klamotten mehr.

Man sitzt bei Tische gerade, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Deine Lieblingsjeans werden wir einem Museum vermachen, da erhalten sie dann einen Ehrenplatz.

Mit Waschen könntest du einen ganz neuen Menschen aus dir machen.

Du magst keine Milch? Dann hast du auch keinen Durst.

Wer Wasser trinkt kriegt Läuse in den Bauch.

 

  • Gefällt mir 6
Geschrieben

Hallo Tobuma. 

 

Und jeder Spruch auf einer Tafel an der Wand?

Ich würde dieses Museum abbrennen, oder zumindest einen Bogen drum machen. 

Ja und einige dieser Sätze sitzen tief, verwurzeln in der Psyche und werden zu Glaubenssätzen, die sich Erwachsene dann selbst ihr leben lang erzählen und so fest daran glauben, dass es einer Selbstvernichtung gleichkommt, davon abzuweichen. Und schlimmer als das... sie machen es bei ihren eigenen Kindern genauso. 

Absolut negative Manipulation. Ob "sadistisch" gezielt und bewusst oder unbewusst schädigend. 

 

Sehr interessant deine Sammlung. Ja einige dieser Sprüche musste auch ich mir anhören. Mein Glück, dass ich immer Dinge hinterfragt hab.  

 

LG JC

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo Tobuma,

 

diese Sprüche kenne ich zu Genüge; sie stammen in der Regel von Menschen, die die Zeit ihrer Kindheit und Jugend wie ein zu enges Hemd abgelegt, entsorgt und vergessen haben. Sie geben in der Regel nur weiter, was sie selbst am eigenen Leibe erfahren haben, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen auf die Seelen Minderjähriger zu machen.

Da steckt auch noch eine Menge Erziehungsunfug aus dem Dritten Reich drin: "Gelobt sei, was hart macht!" Ordnung und Sauberkeit haben darin Vorrang. Gefühle werden durch Parolen ersetzt, und die Menschlichkeit bleibt auf der Strecke. Da muss sich auch heute noch einiges ändern.

 

Beim Lesen kamen viele Erinnerungen hoch.

Dank Deiner Fleißarbeit!

 

Lieben Gruß

Carolus

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo Thomas, die von Dir aufgezählten Sprüche spiegeln die Wertvorstellungen und Erfahrungen wider und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Sicher ist da etwas dran, aber es ist auch wichtig, etwas zu verändern und sich von Altem zu lösen.

 

Sei gegrüßt von mir, Juls

Geschrieben

Hallo Thomas,

 

oh ja, diese Sprüche sind mir auch zu bekannt. Ich wusste beim Lesen nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.  Mein Vater hatte noch andere  Sprüche drauf:

 

"Das hätte es bei Adolf nicht gegeben". Oder: "Hier geht es ja zu wie in der Judenschule"....

 

Zum Glück hatte ich mich von dem Ganzen  schon  frei gemacht, als ich selber Kinder bekam. Leider hat die Generation meiner Eltern wenig hinterfragt. Ich dafür umso mehr. Ich wollte einfach nur, dass es meinen Kindern besser geht. Und ich glaube, das habe ich ganz gut hingekriegt, ohne dabei die 

Laissez-faire-Schiene zu fahren.

 

Lieben  Gruß

Elisabetta

Geschrieben

Lieber Thomas 

Erstmal, du hast die ja sehr viel Mühe gemacht all diese Redewendungen hervo zu holen. 

Natürlich kenne ich auch so vieles aus meiner Kindheit. Ich habe gehofft diese Sprüche verschwinden in einer Mottenkiste und werden nie wieder heraus geholt.  Sie sind für nichts gut und verletzen nur die Kinderseelen. 

Der schlimmste Spruch von meiner Mutter war, ohne euch hätte ich ein viel besseres Leben gehabt. Das tut heute noch weh.

Liebe Grüße Ilona 

  • Traurig 1
  • wow... 1
Geschrieben

Hallo nochmal, ich bin nicht der Meinung, dass die Redewendungen und Sprüche berechtigt sind. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass sie sich irgendwann festgesetzt haben. Sie sind verletzend und jeder von uns kennt einige von ihnen. Mit Sinn meine ich nur solche, die auf Erfahrungen beruhen, wie z.B. Einen geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul. Wir kennen alle den Spruch: Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst.....Solche Sprüche dienen nicht dem Miteinander oder gar der Erziehung zum selbstbewussten Menschen. Deshalb sind sie auch kritisch zu hinterfragen. Führen wir doch eigene neue Redewendungen ein: Du bist gut, wie du bist oder seit du da bist, weiß ich, was mir gefehlt hat.

 

Liebe Grüße Juls

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo lieber Joshuan, lieber Carolus, liebe Juls,liebe Elisabetta und Ostseemoewe,Jovo,Phonorist

Glücklicherweise habe ich in meiner Erziehung, wie jeder von euch nur ein paar dieser Sprüche (ich keine gravierenden) zu hören bekommen, die, das war der Anlaß meiner Überlegung, auch bei einer jungen benachbarten Familie benutzt wurden.

Als ich dann in meinem Gedächtnis nachkramte, fand ich, dass sich doch wesentlich mehr von diesen Sprüchen, aus den unterschiedlichsten Gesprächen, Erlebnissen und Kontakten, wohl unbewußt in meinem Gedächtnis meiner schon langen Vergangenheit festgesetzt haben, als ich erwartet hatte.

Natürlich sind diese Sprüche unbedacht, verletzend , manchmal zynisch, für Kinder beängstigend und sollten keinesfalls  zum Erziehungsrepertoire verantwortungsvoller Eltern gehören.

Dass sie weiter benutzt werden, zeigt ,daß zwischen dem Anspruch die Kinder zu selbstbewußten Menschen zu erziehen und der Realität, die oft von Arbeitsdruck, Konflikten, politischer Unsicherheit, vielleicht auch ungeklärten Absprachen zwischen Partner gekennzeichnet ist, eine Diskrepanz herrscht, in der manchmal auf Stereotypen dieser Art zurückgegriffen wird, weil man es selbst nicht anders erfahren hat. Deshalb ist es auch wichtig sie offen zu diskutieren und infrage zu stellen.

Eure Erklärungen dafür kann ich alle gut nachvollziehen und ich könnte noch einige hinzufügen.

Da das Nachkramen aber nicht hilft, finde ich Juls Vorschlag nach positiven Beispielen zu suchen undsie bewußt einzusetzen gut, was wir selbst noch als Oma´s & Opa´s ungestraft tun dürfen, um gutes Beispiel zu sein.

Danke für eure sehr persönlichen und hilfreichen Beiträge.

 Liebe Grüße

Thomas

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