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Geschrieben am

Die Couch schweigt in die Dunkelheit

des Schlafes in dem Raum

auf den die Lederaugen schauen 

als sei er eingedrungen

 

Alles Leben ist ein Leiden

und alles Lieben ist Verkleiden 

Die Knopfpupillen sind gesprungen 

Die Sitzflächen sind eingesunken 

 

Die Lider an den Lehnenenden hängen 

wie faltig-dunkelbraune Lenden

Da ist ein Schnaufen in den Wänden 

Etwas Lichtes wird verenden 

In dieser Dunkelheit ertrunken 

Unter die Couch gerungen 

 

Über den Topf gebeugt 

Kartoffeln kochen 

Und von der braunen Couch beäugt 

geschlafen nicht seit Wochen 

Der Schlaf im Raum ist eingedrungen 

Die Couch ist in den Traum gesprungen 

 

An einem Fläschchen wie ein Püppchen 

wird eine Pudelwelpe an die Brust gedrückt gesäugt 

 

Kaninchenknochen treiben auf

Das Fleisch ist abgefallen 

Befundlos der Sendersuchlauf 

zerkochte Sehnen fallen 

In Maggie-Sauce Nummer Eins 

schwimmen den Alten zum Gefallen 

auch ausgekochte Schädelchen 

 

Und in den Schlund der Couch verhallen 

Fürze und zerpresste Schreie 

Puppenköpfe auf der Couch 

nicken in eine wie mit einem Lineal gezogene Reihe

 

Die Couch schweigt in die angestrengten Fratzen 

und auf ihr Schmatzen und ihr Rülpsen in den Raum 

Einmal wird einer selig auf ihr ratzen 

den schluckt sie sich 

aus seinem 

Traum 

 

 

 

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Geschrieben

Lieber @Dionysos von Enno

 

Es wirkt alles recht verträumt und realitäts-nah-bis-abgedriftet. Nostalgie schwingt in jeder Zeile mit. Müdigkeit vielleicht, vielleicht Enttäuschung.

 

Mein Bild im Kopf: Ein Hausmann. Kinder schlafen oder sind beschäftigt, während der Hausmann kocht.

Probleme sonst-wo warten, erledigt, bezahlt oder durchdacht zu werden. Vielleicht gibt es keine Zeit dafür. 

 

Wie in einer Blase erlebt das LI diese Realität, der sich wie ein Traum anfühlt. 

Wen schluckt dieser Traum aus?

 

Am 4.2.2023 um 15:20 schrieb Dionysos von Enno:

Einmal wird einer selig auf ihr ratzen 

den schluckt sie sich 

aus seinem 

Traum 

 

 

Man kann sich sehr viele Gedanken dazu machen. Dieser Text hat mich zuerst überrascht.

Vielleicht wirkt er irgendwie in mir, so nach so und so langen - kurzen und dunklen Tagen. 

Mir gefällt es, wie du die Stimmung bis zum Ende beibehältst. 

 

Am 4.2.2023 um 15:20 schrieb Dionysos von Enno:

Alles Leben ist ein Leiden

und alles Lieben ist Verkleiden 

 

Hier fahre ich oft entlang. Man kann sich nur vorstellen, dass etwas in diesem LI

verletzt ist (?)

 

 

So oder so, dieser Text lädt zum verweilen, nachdenken ein.

 

 

Vielen Dank. 

 

 

Federtanz

Geschrieben

Hi @Ponorist und @Federtanz

 

vielen Dank für die Besprechung des Textes und eure Eindrücke, die wie immer eine Bereicherung für mich sind ! Merci !

 

Ich selber sehe ein Stillleben: eine in der Zeit festgefrorene Szene in der uns die Bilder des Gedichts wie kleine Geschichten wie bei einem Daumenkino vielleicht begegnen, das wir mal schneller, mal langsamer zwischen unseren Daumen abspulen: Fetzen, Ausschnitte gelebten Lebens.

 

Die dargestellten Personen, grotesken Situationen,  sind Übertreibungen,  Karikaturen und als solche natürlich nicht in dem Sinne historischer oder biographischer Vorbilder real. Sie sind gleichzeitig auch Metaphern. Alles scheint auf diese fast schon unverschämte Behauptung hin komponiert zu sein: 

 

Alles Leben ist ein Leiden

und alles Lieben ist Verkleiden 

 

"Leben" und "Lieben"  / "Leiden" "Verkleiden" erscheinen uns -in diese Bilder eingestellt-   als Begrenzung, als Enge, aufgesetzt, gespielt, unreal wie das Stillleben selbst. 

 

Alle zusammen sind sie "die Couch",  die sich nacheinander jeden einzelnen holen wird.

 

So als fiele einer nach dem anderen endgültig dem Unbewussten anheim, entvölkert sich das Bild, wie die Welt der Schlafenden. 

 

mes compliments

 

Dioynsos 

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