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Geschrieben am

Ins Dunkel tasten kleine Hände
In den Flur, der sie schon gänzlich
zu verschlucken droht

Die Zimmertür war schwer wie
eine Grabesplatte
Daran das kleine Herzchen allen Mut aufbot
Und dann der weite Gang

Die Schwelle überschreiten
Und die Gedanken
kreisen

Was wohl der Mann jetzt macht,
der keinen wahren Namen hatte
für die
Nacht

Die Sterne haben ihn gefressen
Mit ihrem Lichterschein gelockt
Und höher stieg er und er hat vergessen
dass hinter jedem Köder meist ein Jäger
hockt;
geduldig sinnt;
Ein Tiefseefisch,
der seine Angel in das leere Dunkel
irgendeiner Städterseele
hängt

Von dem ist nichts geblieben,
als bloß ein namenloses Grab im Himmel oder Meer

Die Platte schwer
wie eine
Kinderzimmertür

Der Leichnam fort
Der Sarg blieb leer;

Bekanntschaften im
Stadtgetümmel

Vor ihm der weite Flur zu der Empore
Doch von ganz nah aus Vaters Bibliothek
bescheint ein warmes Licht den Weg,
dringt eine Stimme an sein Ohre

Das ist der Vater,
der noch
liest 

  • Gefällt mir 2
  • Schön 2
Geschrieben

Hallo, @Dionysos von Enno,

 

schaurig schön, Gänsehaut, und ich verspüre einen kaum zu beschreibenden Schmerz angesichts der kleinen Hände an der schweren Tür, durch die es entkommen will.

 

Der weitere Verlauf ist rätselhaft und lässt zwei, drei Optionen offen. - Alles  - v.a. der Tod des Mörders oder Übeltäters - nur in der Fantasie des Mädchens (Wunschdenken - falls es entkommen ist) oder aus Sicht seines verstorbenen Geistes? - sehr schön aus kindlicher Perspektive dargestellt! Das ist nur eine der Möglichkeiten.

 

Der "Mörder" wird von Erinnerungen heimgesucht, kehrt immer wieder zurück, kann sich nicht lösen; welche Rolle spielt der Vater selbst?? (Retter oder doch das Gegenteil?)

 

Sehr gut gefällt mir das warme Licht am Anfang und am Ende (im Flur und in der Bibliothek), das den Kreis schließt und das Gedicht und das Kind in (falsche?) Geborgenheit hüllt.

 

Sehr, sehr gerne gelesen - Hut ab für deine gelungenen Zeilen!

 

LG Nesselröschen

 

PS: Oder entsteht hier am Schreibtisch des Vaters unter der Leselampe ein Roman? 

  • Gefällt mir 3
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Nesselröschen:

schaurig schön, Gänsehaut

 

Hi Nessi, 

 

vielen Dank für Deine Besprechung des Textes. Ich finde, das Gedicht soll ruhig so bei jedem wirken, wie er/sie es versteht und freue mich sehr, dass es Dich beschäftigt. 

 

Es muss (aus Erwachsenenperspektive) auch gar nichts dramatisches sein, was hier passiert.  Aus der kindlichen Perspektive betrachtet waren ja die heute für uns "normalsten Sachen der Welt", häufig aufregend genug ...

 

Aber es gibt auch noch einige andere Lesemöglichkeiten - das stimmt  und da bin ich mal wieder beeindruckt über Deine Perspektive. Merci ! 

 

mes compliments

 

Dio

  • Schön 1
Geschrieben

@Dionysos von Enno

 

 

Moin.

 

 

Das Kind aufgewacht durch einen gruseligen Traum, der nach wie vor in ihren Kopf rumgeistert. (Er ist noch ganz frisch und schwebt noch durch das Zimmer), und mit offenen Augen und ängstlichen Blicken wächst mit jeden Schritt, mögliche Fantasie, Töne und Schattengebilde. Bis sie am Ende des Weges, das Ende ihrer schlimmen Fantasiewelt fällt.  Vater liest noch Buch in der hellen realen Welt. 

 

Alles gut.

 

 

 

  • Gefällt mir 1

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