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Geschrieben am

 

 

 

 

Ich kann wieder mitschlurfen

den anderen folgen

auf staubigen Wegen

unter alten Bäumen

vorbei an den Steinen

mit Namen und Zahlen

 

 

Ich kann wieder singen

im Chor mit denen

die kräftig voraus

die alten Melodien schmettern

aus knarzenden Bänken

mit Würmern und Zeitengeruch

 

 

Ich kann wieder essen

von weißen Broten

und Scheiben toter Tiere

an duftend gedeckten Tischen

und ja

einen Kaffee nehme ich noch

 

 

 

 

 

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Geschrieben

Guten Morgen Vogelflug,

 

ich habe Dein Gedicht jetzt mehrfach gelesen und auf mich wirken lassen.

Es steht in der Kategorie Melancholisches, Düsteres, Trauriges und trägt die Überschrift "Überwundene Todesfurcht". Wenn sie überwunden ist, ist Furcht nicht länger eine Bedrohung für die Psyche. Das kann meiner Meinung nach durch Auseinandersetzen und Abfinden mit dem Unvermeidlichen durch Akzeptanz gelingen.

 

In der ersten Strophe sehe ich mich auf "dem Friedhof des Lebens". Das LI kann wieder mitschlurfen, den anderen folgen. Im Mitschlurfen lese ich ein Gehen/Leben, wenn auch unter Anstrengung heraus. Kein Laufen auf gleicher Höhe, aber ein den anderen Folgen. Hier schwingt Traurigkeit und Melancholie mit. Vielleicht ist das LI auch erst jetzt wieder in der Lage, tatsächlich auf einen Friedhof zu gehen.

 

In der zweiten Strophe beschreibt der Autor meines Erachtens das Überwunden haben. Ich bin gedanklich in einer Kirche oder Kapelle bei einer Beerdigung oder Trauerfeier? Wird hier die Furcht beigesetzt? Soll das "aus knarzenden Bänken" doch "auf knarzenden Bänken" heißen? Das LI sitzt singend mit auf diesen alten Holzbänken und ist gedanklich bei der Verstorbenen (Furcht) oder das Mitsingen steht für das am Leben sein und in Erinnerungen schwelgen (alte Lieder singen), ohne dass Schwermut einen auffrisst. 

 

Die Strophe Drei deutet durch das "an duftend gedeckten Tischen" auf eine Feierlichkeit hin, z.B. Weihnachten oder der Geburtstag. Ein Jahr wird zu Grabe getragen. Wieder ein Jahr geschafft. Hier schließt sich der Kreis. Das "einen Kaffee nehme ich noch" lese ich einerseits mit Betonung auf "einen Kaffee" wieder traurig und mit der Befürchtung, wer weiß wie viele es noch gibt oder doch mit Blick auf die Überschrift des Gedichtes als ein Überwunden haben der Furcht und Annehmen des gerade vom Leben Gebotenen.

 

Bei aller traurigen Stimmung keimt doch am Ende Hoffnung.

 

Liebe Grüße Juls

 

 

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Geschrieben

Ja, Juls. Irgendwie melancholisch. Ein wenig schwermütig. Düster für mich weniger.

Morgengrauengrau vielleicht.

Nicht wissend, wie viele Morgende noch kommen.

 

Für mich beschreiben die drei Strophen alle Momente eines Trauertages.

Das über den Friedhof gehen-schlurfen,

die förmliche Trauerfeier,

das Zusammenbleiben danach.

 

Egal wie du / man es liest - wenn die Stimmung ein wenig rübergeht,

ist es gelungen. Ist ja nichts Schweres, schwer zu Ergründendes.

Gefühlsbilder eben.

 

Danke fürs Lesen, @Darkjuls, danke auch an @Josina und @Letreo71!

 

 

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