Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Das Schauen der Dinge ist immer nur Glauben
und sollte sich stützen beharrlich im Sein,
doch würde es Sicht und Erkenntnis nur rauben
beharrlichen Blicks bei sich selber zu sein.

 

Denn jede Bestimmung, die selbst sich begründet,
beruht auf den Bildern, die vor- man sich stellt.
Erst durch Relationen, beharrliche, schwindet
der Schleier, verortet man sich in der Welt.

 

Nur aus der Beziehung zu etwas Verschied'nem
kann Klarheit erwachsen, Geschehen und Grund
erkennt man allein im gefestigten Rahmen
drum sind Fundamente im Weltlauf gesund.

 

Ein jeder Narr stöhnt "Nur mich selbst kann ich sehen",
Versuchs doch und heb dich mal selber jetzt auf.
Im Rahmen zum Außen erst sieht man sich stehen,
du stehst in der Welt, deshalb sieh ihren Lauf!

 

Bewusstsein des Daseins kann einzig nur werden
durch einen Bezug, ein Verhältnis zur Welt
im Außen von dir; irgendetwas auf Erden
das eine Verbindung zum Dasein enthält.

 

Erfahrung begründet Bewusstsein, nicht Dichtung,
auch leugnets der egozentrierte Verstand.
Das Außen gibt Rahmen und zeigt auch die Richtung,
das Ego es trampelt sich fest nur in Sand.

 

Drum schau was beharrlich und hab es im Auge,
doch sei nicht beharrlich und grabe dich ein
für selber sich nährenden blinderen Glaube.
Beständig im Wandel = beharrlich im Sein.

  • Gefällt mir 1
  • Danke 1
  • wow... 1
Geschrieben

Herzlich vielen Dank dafür, lieber Herbert 🤗

 

Ja das klingt sehr gut, verwurzeln, sich gründen auf vom eigenen Unterschiedenes, am besten Fixpunkte des Weltenlauf und Daseinswandel, je fester begründet desto besser 😄 und trotzdem am besten nur Wind 🤔

 

Danke für dein Lob, grad der "Komplexität" wegen bin ich auch echt stolz auf den Text, allerdings ist es nur so halb meine 😅

Der Gedanke stammt von Kant aus einer Fußnote der K.d.r.V. die mir immer besonders gefallen hat

 

 

 

Zitat

Philosophie und allgemeinen Menschenvernunft, das Dasein der Dinge außer uns (von denen wir doch den ganzen Stoff zu Erkenntnissen selbst für unsern innern Sinn her erhalten) 
Der Idealism mag in Ansehung der wesentlichen Zwecke der Metaphysik für noch so unschuldig gehalten werden (das er in der Tat nicht ist,) so bleibt es immer ein Skandal derhaben,) bloß auf Glauben annehmen zu müssen, und, wenn es jemand einfällt es zu bezweifeln, ihm keinen genugtuenden Beweis entgegenstellen zu können. Weil sich in den Ausdrücken des Beweises von der dritten Zeile bis zur sechsten einige Dunkelheit findet: so bitte ich diesen Period umzuändern:

 

 

"Dieses Beharrliche aber kann nicht einer Anschauung in mir sein. Denn alle Bestimmungsgründe meines Daseins, die in mir angetroffen werden können, sind Vorstellungen, und bedürfen, als solche, selbst ein von ihnen unterschiedenes Beharrliches, worauf in Beziehung der Wechsel derselben, mithin mein Dasein in der Zeit, darin sie wechseln, bestimmt werden könne."
Man wird gegen diesen Beweis vermutlich sagen: ich bin mir doch nur dessen, was in mir ist, d. i meiner Vorstellung äußerer Dinge unmittelbar bewusst; folglich bleibe es immer noch unausgemacht, ob etwas ihr Korrespondierendes außer mir sei, oder nicht. Allein ich | bin mir Meines Daseins in der Zeit (folglich auch der Bestimmbarkeit desselben in dieser) durch innere Erfahrung bewusst, und dieses ist mehr, als bloß mir meiner Vorstellung bewusst zu sein, doch aber einerlei mit dem empirischen Bewusstsein meines Daseins, welches nur durch Beziehung auf etwas, was mit meiner Existenz verbunden, außer mir ist, bestimmbar ist. Dieses Bewusstsein meines Daseins in der Zeit, ist also mit dem Bewusstsein eines Verhältnisses zu etwas außer mir identisch verbunden, und es ist also Erfahrung und nicht Erdichtung, Sinn und nicht Einbildungskraft, welches das Äußere mit meinem inneren Sinn unzertrennlich verknüpft; denn der äußere Sinn ist schon an sich Beziehung der Anschauung auf etwas Wirkliches außer mir, und die Realität desselben, zum Unterschiede von der Einbildung, beruht nur darauf, dass er mit der innern Erfahrung selbst, als die Bedingung der Möglichkeit derselben, unzertrennlich verbunden werde, welches hier geschieht

 

 

Liebe Grüße

Delf 🤗

Geschrieben

Lieber Delf,

Dein Gedicht hat mich sehr angesprochen, ich kann es nur mit "gut" beschreiben, und zwar in jeder Hinsicht: Gut beobachtet bzw. erkannt, gut ausgedrückt bzw. gut umgesetzt und gut in Gedichtform gebracht. Ich bin ein großer Freund der Gedankenlyrik:

 

Keine Verlinkung in Beiträgen erlaubt! Verlinkung entfernt! 

mfG die Moderation

 JC


Kant kenne ich nicht gut genug, aber mir fiel dazu spontan Spinoza ein und der gute alte Goethe:

 

Laßt fahren hin das allzu Flüchtige!
Ihr sucht bei ihm vergebens Rat;
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
Verewigt sich in schöner Tat.

Und so gewinnt sich das Lebendige
Durch Folg' aus Folge neue Kraft;
Denn die Gesinnung, die beständige,
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.

So löst sich jene große Frage
Nach unserm zweiten Vaterland;
Denn das Beständige der ird'schen Tage
Verbürgt uns ewigen Bestand.

 

(Johann Wolfgang von Goethe)

 

Herzliche Grüße

Elmar

  • Danke 1
Geschrieben

Guten Morgen Elmar, 

 

Du hattest schätze ich mal deine Homepage verlinkt, oder?

Über die bin ich schon gestolpert, ich hatte zwar noch nicht die Zeit, mich etwas einzulesen, aber thematisch finde ich sie schonmal sehr interessant 🤗

 

 

Am 1.3.2023 um 10:06 schrieb Elmar:


Kant kenne ich nicht gut genug, aber mir fiel dazu spontan Spinoza ein und der gute alte Goethe:

 

Laßt fahren hin das allzu Flüchtige!
Ihr sucht bei ihm vergebens Rat;
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
Verewigt sich in schöner Tat.

Und so gewinnt sich das Lebendige
Durch Folg' aus Folge neue Kraft;
Denn die Gesinnung, die beständige,
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.

So löst sich jene große Frage
Nach unserm zweiten Vaterland;
Denn das Beständige der ird'schen Tage
Verbürgt uns ewigen Bestand.

 

(Johann Wolfgang von Goethe)

 

 

Herzlich vielen Dank für das schöne Gedicht, ich musste unweigerlich an mein "erstes Lieblingsgedicht" denken, das ich so nach wirklich langer Zeit endlich mal wieder gelesen habe

 

 

Friedrich Schiller - Sprüche des Konfuzius

 

Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.

 

Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt.
Keine Furcht, kein Zweifeln zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt.
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die Stehende bewegen.

 

Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die Zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.


Wähle nicht die Fliehende zum Freund,
Nicht die Bleibende zum Feind.

 


Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohn Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.

 

Dir ein Bild sind sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn,
Willst du die Vollendung sehn;

 

Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.


Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.

 

 

Ich Buch der Wandlungen gibt es noch einen wirklich schönen Spruch, der etwas ähnliches ausdrückt:

 

 

Indem das Helle Licht ausstrahlt, bedarf es des Beharrlichen im Innern, damit es sich nicht restlos verbrennt, sondern dauernd leuchten kann. Alles Leuchtende in der Welt ist abhängig von etwas, an dem es haftet, damit es dauernd leuchten kann. So haftet die doppelte Klarheit des berufenen Mannes am Rechten und vermag dadurch die Welt zu gestalten. Indem der Mensch, der bedingt und nicht unabhängig dasteht in der Welt, diese Bedingtheit anerkennt, sich abhängig macht von den harmonischen und guten Kräften des Weltzusammenhangs, hat er Gelingen. Indem der Mensch diese Fügsamkeit und freiwillige Abhängigkeit in sich pflegt, erlangt er Klarheit ohne Schärfe und findet seinen Platz in der Welt.
 

 

Zu dem Gedanken hab ich vor längerem das Gedicht Feuer 

geschrieben, obwohl meine Richtung eine andere ist 😄

 

 

Noch ein schöner Spruch, der hat zwr mit Beharrlichembnichts zu tun, aber passt einmal finde ich zu Schillers Gedicht und könnte dir gefallen, wäre

 

 

Die Natur erzeugt die Wesen ohne Falsch, das ist ihre Geradheit; sie ist ruhig und still, das ist ihre Rechtwinkligkeit; sie weigert sich nicht, irgendein Wesen zu dulden, das ist ihre Größe. Darum erreicht sie ohne äußeres Machen oder besondere Absichten für alle das Rechte. Für den Menschen bedeutet es höchste Weisheit, in seinem Wirken so selbstverständlich zu werden wie die Natur.

 

 

Liebe Grüße

Delf

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Delf,


vielen Dank für deine Antwort und die  interessanten Texte aus deinem persönlichen Fundus, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Manches kannte ich bereits, einiges nur fragmentarisch. Sehr eindrucksvoll und ganz in meine Denkrichtung

geht dieser Schillergedanke, den ich nicht kannte:

 

Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.

 

Dir noch einen schönen Sonntag und
bleibe weiterhin so wunderbar kreativ.

Herzlichst

Elmar

 

PS. Den Link zu meinem Blog findest du auf meiner Profilseite.

 

  • in Love 1

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.