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Die Demütigung des Winters


Dich, Winter, glaubten wir zu kennen,
wähnten uns schon im warmen Lenz.
Unseren Flirt mit deinem Thronfolger
brachst du ab, befahlst deinem Knecht,
den großen Blasebalg zu drücken.

 

Im Nu fegten Blätter vom Herbst
durch die Gassen, legten Baumkronen 
sich ächzend zur Seite, stürzten krachend
samt Besitzern auf die Erde.

 

Sodann streutest du eine Handvoll Neuschnee 
über grüne Gefilde. Generalstabsgemäß
schwärmten die Räumungspflüge aus,
dir ein Schnippchen von Tagen zu schlagen.

 

Die Alten kannten, nahmen, ertrugen dich,
wie du ihnen erschienst. Aber seitdem
wir weltweit dich mit Wärme traktieren, 
sahen wir dich viele winterliche Werte verlieren.

 

Mit Erschrecken entdecken wir jetzt
deine andre Seite, wenn du zur Unzeit
Dauerregen, Hagelkörner, Schnee und Frost
auf grüne Fluren niedergehen lässt.

 

Deine Launen, deine Rache -  keine Mache!
Jammern hilft nicht, Beten auch nicht weiter.
Viele Menschenkinder erwarten leider
sorgenlos den nächsten Schreckenwinter
- mit viel oder ohne Schnee. 
Wer weiß das schon? - O, je!

 

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