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Geschrieben am

Man benutzt gerne das 1910 von Margarete Susman erfundene Konstrukt "Das lyrische Ich". Was das eigentlich ist könnte das Thema einer anderen Reflexion werden. 

 

Andererseits spricht man gerne von einem "inneren Schweinehund". 

Warum sprechen wir nicht lieber von einem "prosaischen Ich" ?

 

Und, müssen wir sie als Gegenpole betrachten?

 

Sind sie nicht eher innig miteinander verbunden? 

 

Nun, gibt es nicht ein drittes Ich, welches diese zwei in sich selbst wahrnimmt?

 

Wir könnten, vielleicht, von einem "denkenden Ich" sprechen. 

 

Von dem Ich, welches den französischen Philosoph Rene Descartes zu seinem berühmten Diktum führte: COGITO, ERGO SUM.

 

Mit dieser Aussage fängt seine Philosophie des methodischen Zweifeln an, der Rationalismus.

 

Man kann an allem zweifeln, man kann alles infrage stellen, nur nicht die Tatsache, dass wir zweifeln. Dieses zweifelnde EGO, das wäre das denkende Ich.

Geschrieben

Hola Carlos. 

 

Das "lyrische Ich" darunter verstehe ich eine Kunstfigur der alle möglichen Sachen angedichtet werden können innerhalb einer Geschichte oder Gedicht. 

Es kann dazu dienen den verborgenen Gefühlen des Autors Ausdruck zu verleihen oder eben ganz frei erfundenes zu transportieren. Was was ist weiß nur der Autor. Und das ist auch gut so. 

 

LG JC

  • Danke 1
Geschrieben

Hola Joshua, 

vielen Dank für deine Rückmeldung.

Von lyrischem Ich spricht man nur bei Gedichten, insbesondere wenn sie in der ersten Person geschrieben sind. 

Dies ist ein Thema, worüber man sich lange unterhalten kann.

Bei meiner kleinen heutigen Reflexion geht es mir nicht allzusehr um das lyrische Ich alleine sondern um die Suche nach dem Ich des Menschen selbst.

Kehren wir zum lyrischen Ich zurück. Beim Kommentieren eines Gedichts sagt der Kommentator: "Das lyrische Ich" und nicht "Dein lyrisches Ich", warum? 

Das würde ich gerne wissen.

 

LG

C.

 

Geschrieben
vor 35 Minuten schrieb Carlos:

Kehren wir zum lyrischen Ich zurück. Beim Kommentieren eines Gedichts sagt der Kommentator: "Das lyrische Ich" und nicht "Dein lyrisches Ich", warum? 

Das würde ich gerne wissen.

 

Ich sehe da keinen großen Unterschied außer den Artikel. Es ist und bleibt ja eine Kreation des Autors. Wie ich ja in meinem ersten Kommentar erklärt hab, das Lyrische Ich ist ein Konstrukt, eine Schöpfung, gefärbt mit der Intension des Autors etwas bestimmtes Aussagen oder Aufzeigen zu wollen. Die Ich-Perspektive ermöglicht den Leser vielleicht sich besser in die Figur hineinfühlen zu können? So genau kenne ich mich im Autorenwesen nicht aus.

Ich sag nur, zum Glück ist nicht alles Autobiographisch was wir schreiben! Und wir sind hier auch nicht in einer Selbsthilfegruppe, sondern in einer Runde von Geschichtenerzählern.  Zum Glück. 

 

LG JC

  • Danke 1
Geschrieben
vor 7 Stunden schrieb Carlos:

Von lyrischem Ich spricht man nur bei Gedichten, insbesondere wenn sie in der ersten Person geschrieben sind.

 

Hallo Carlos,

 

ja, übrigens auch wenn es keinen Ich-Erzähler gibt, spricht man vom lyrischen Ich. Ich würde es auch nicht Erfindung nennen. Es ist nur die Einführung einer anderen Bezeichnung für die erzählende/sprechende Instanz in Gedichten, die in Prosawerken Erzähler oder Narrator genannt wird. 

 

Das lyrische Ich gehört aber zum Text, nicht zum Autor/zur Autorin. Die Bezeichnung "dein LI" ergibt also keinen Sinn. Es ist die Stimme des jeweiligen Gedichtes. 

 

LG Claudi

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  • Danke 1
Geschrieben

Und lieber Carlos,
kommt denn nicht alles was wir schreiben, egal ob Lyrik, Prosa oder jeglich anderer Text aus uns heraus? Wer hinterfrägt dies alles? Wem geht es genaugenommen etwas an, warum und wieso wir wie und was geschrieben haben.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei 10 Personen die ein und denselben Text gelesen haben, ein jeder das heraussucht, was ihn dabei besonders angesprochen oder aber unter Umständen auch abgestoßen hat. Die Freiheit sollte jedem Leser/-in gelassen werden.
Ob dies auch mit dem immer konform geht, was der Poet/Dichter/Autor zum Ausdruck bringen wollte, dies ist wieder ein ganz anderes Kapitel.

Gern reflektiert!

LG Uschi

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Geschrieben

Guten Morgen liebe Freunde, 

ich bin darüber erfreut, zu sehen, wie viel Resonanz die kleine Reflexion bekommen hat. 

In erster Linie wollte ich  versuchen, herauszufinden, welche verschiedenen Ichs in uns wohnen. Das lyrische Ich wäre eines davon. Ich wollte aber darüber später, in einer speziellen Reflexion tiefer in das Thema eingehen, will sagen, zu versuchen, zu verstehen was das lyrische Ich eigentlich ist. 

Für viele ist das nur eine praktische, bequeme Formel, um höflich und respektvoll dem Autoren die Meinung des Lesers mitzuteilen. Aus einer gewissen Distanz. 

Nun, in meiner Reflexion geht es mir um die Existenz von mindestens zwei Ichs in jeder von uns. Das kommt zutage in der gebräuchlichen Wendung "mein innerer Schweinehund", zum Beispiel. 

Oder wenn ein Richter ein Urteil verkündet, tut er das obwohl eventuell der Verurteilte ihm persönlich sympathisch ist. Und er tut das nicht nur einmal sondern täglich. Um das professionell richtig machen zu können muss er täglich, für eine bestimmte Zeit, seine persönliche Gefühle zur Seite stellen. 

Das Gleiche tut ein Chirurg, der versucht, das Leben eines Menschen zu retten, den er, persönlich, verabscheut. 

Andererseits, scheint es in uns eine dritte Instanz zu geben, die sich selbst und die anderen Ichs in sich selbst gleichzeitig wahrnimmt. Eine Instanz, zum Beispiel, die das persönliche Ich des Richters oder des Chirurgs bei der Erfüllung ihrer Funktionen beobachtet. 

Das ist was Descartes gemacht hat, er hat gedacht und dabei festgestellt, dass er denkt, denkt und zweifelt und kommt zu dem berühmten Diktum

 

COGITO, ERGO SUM. 

 

Davor war es nicht so, man hat versucht, die Erklärung für die eigene Existenz nicht in sich selbst sondern außerhalb von sich gesucht. 

 

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.

 

 

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