Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Fortan kam im Dämmer das blühende Paar,

an dieser Quelle zusammen. Adalar war

hellwach,

als ob ihn der Sprudel ins Dasein weckte,

seit soviel Träumerei darin steckte;

pappsatt,

weil ihn ein Gastmahl täglich füllte,

er sich angenommen, gar erklecklich fühlte,

durch die Art, wie Thyia seinen Körper pries,

oder im Widerspiel ihn reisen ließ.

Dabei schien ihm die Freundin im Born bereits nah,

wenn sie vorausschwamm, dort abgetaucht war,

und ihn dann wie ein Fisch aufs Grätewohl piekte,

sich nymphengleich an ihm hochschmiegte.

Einzig, ihn quälend, der Gedanke verweilte,

bevor er mit Thyia Bad und Grasdecke teilte,

sie nach Ortssitte, unbewandert, folgsam,

durch die Düsterheit trieb im leibhaftigen Schwarm.

 

Dazwischen sprachen und lachten sie viel.

Doch jetzt, wo Licht auf Adalars Vorleben fiel,

war es an Thyia, ihre Neugier zu hegen:

“Wie ist diese Stadt, in der Menschen leben?“

“Aus Worten ist sie nicht aufgebaut.“

“Versuch’s!“ – “Wer, wie die Masse, von unten schaut,

und mit den Beinen fest auf der Erde steht,

nie ihre ungeheure Größe erspäht.

Dagegen Gebäude, die wie Gebirge emporragen,

deren Aufstieg allein die Berufensten wagen,

oder als Erben, auf den Schultern der Herden,

an die Fenster mit Aussicht gehoben werden.“

“Ah.“ – “Ihre Stille ist ein laufendes Rauschen,

erst auf dem Weg nach oben abbauschend,

wo der Himmel getupft mit natürlichen Sternen;

am Boden erloschen in Flutlicht-Laternen.

Darunter Passanten, wohl aus aller Welt,

weit gereist, gleichwohl nichts was sie hält,

ruhelos durch die Straßen rennen.“

“Du kennst sicher viele!“ – “Um sich wirklich zu kennen,

verrinnt in den Zentren die Zeit wie im Flug,

per Automobil oder Straßenzug.“

“Was ist das?“ – “Getriebene Maschinen,

die die Passanten zu Scharen auf Schienen,

transportieren. Und wer es sich leisten kann,

fährt motorisiert wie durch Zauberhand.

Doch verblüffend ist nur, man passt sich an.

Es ist nichts im Vergleich, wie ihr hier lebt.“

Thyias Wissensdurst schien jedoch angeregt.

Fiel die Vorstellung an diese Umgebung auch schwer;

sie kannte den Fluss. Jetzt war da mehr.

 

Am vierten Morgen schaffte Adalar nicht aufzustehen.

Thyia bat Roy, nach ihm zu sehen.

Der empfahl gegen Schwindel für die kommenden Tage,

sich zu erholen in ruhiger Lage,

und kürzer zu treten mit dem nächtlichen Bade.

 

Kapitel 7: https://poeten.de/forums/topic/38149-dunkler-fluss-erste-versgeschichte-kapitel-710

 

  • Gefällt mir 2
  • Antworten 1
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Beliebte Tage

Geschrieben

Aloha, lieber EssZet, 

 

ich mag den Stil, es erinnert mich ein wenig, einen Hauch eben, an die Edda ... obwohl ich sie nie komplett gelesen habe (. Eine schöne Dichtung und Erzählung von dir und danke das du sie teilst. Merci.

 

Liebe Grüße,

Mike

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.