Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben am

Später am Tag war Adalars Zustand noch schlimmer,

seine Füße spürten den Boden nimmer.

Neben Übelkeit, Herzrasen und Fieber,

vernahm er durch die Luft Kinderlieder.

Eine Erinnerung? Wieder und wieder.

In ihren Pausen kümmerte sich Thyia,

um den Freund. Nach Arbeitsschluss,

lief sie zwar noch an den Fluss,

doch versprach, nur ihre Badestelle,

und zurückzukehren auf die Schnelle.

Er musste ihr Vertrauen schenken,

das gab ihm Zeit, um nachzudenken,

denn bevor der nächste Tag begann,

stand eine Entscheidung an.

 

Ungewöhnlich früh wurde Thyia geweckt,

von bemühter Lautlosigkeit hochgeschreckt,

sah sie Adalar ums Einpacken besorgen.

“Reist du ab?“ – So wach war sie noch nie am Morgen.

“Ich muss. Erhielt nur eine Woche frei,

und leider strich die eilig vorbei.“

“Du hast eine Wahl. Bleib bei mir in Eden.“

Adalar hielt in‘, setzte wiederholt an zu reden:

“Ich dachte zuletzt viel nach auf dem Zimmer,

in der Tat tue ich es noch immer,

und weiß ich auch nicht, würde mir alles genügen,

mich eurem Naturell auf Lebzeit zu fügen,

muss ich, um mich völlig abzuwenden,

daheim noch einige Dinge beenden.

Daher kam mir zu Kopf, dass ich dich frag,

ob du nicht mich begleiten magst?“

Thyia schwieg. Dass sie nicht sofort verneinte,

Adalar vorerst ein günstiges Zeichen meinte,

denn jemandem, der niemals anderswo lebte,

den es nach keinerlei Abweichung strebte,

musste sein Angebot stattlich vorkommen.

Er selbst hatte es Jahre nicht angenommen.

Doch wär die Situation diesmal nicht zu vergleichen,

würde er als Freund nie von ihrer Seite weichen.

“Thyia, bitte, so wie du mir deine Welt,

mich verzaubert hast, leibhaftig verwandelt,

lass dir die meine nicht nur beschreiben,

bevor wir überallhin gehen oder bleiben …“

Plötzlich schloss Thyia mit einem Kuss seinen Mund,

statt zu antworten, lachte sie unsagbar und

die blauen Augen sprühten vor Aufgeregtheit:

Sie verließen den Ort heute Abend zu zweit!

Zuerst wollte Adalar aber nochmals zum Haus,

barg er nicht doch etwas Vertrautes daraus?

 

Auf dem Heimweg merkte er es zum ersten Mal;

die Furchen spiegelten im Sonnenstrahl,

dass nicht Nacht alles in Finsternis deckte,

sich kein Schatten über Natürlichkeit streckte,

dass das Wasser hier nicht farblos und klar,

sondern zu jederzeit abgrundtief dunkel war.

 

Kapitel 8: https://poeten.de/forums/topic/38162-dunkler-fluss-erste-versgeschichte-kapitel-810

  • Gefällt mir 1
  • Antworten 0
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Beliebte Tage

Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Autorenkonto erstellen

Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Es ist ganz einfach!

Neues Autorenkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.